Seit Jahren gab es immer wieder nur Diskussionen. Diesmal ist es offiziell: Google fasst Fuß in Luxemburg. Mit der Eröffnung seines ersten Büros am Boulevard Royal 53 wird der kalifornische Riese nun zu einem konkreten Akteur in der luxemburgischen Technologielandschaft. Google webt mit seinen Plänen in Luxemburg ein Netz, das letztendlich die digitale Zukunft des Landes neu definieren soll.

Das Projekt einer souveränen luxemburgischen Cloud mit dem Namen Clarence, das aus einer Partnerschaft zwischen LuxConnect, Proximus und Google hervorgegangen ist, war zweifellos nicht unschuldig daran, dass der Koloss aus Mountain View im Großherzogtum angekommen ist.

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Google-Technologien im Dienste von Partnern und Start-ups

Konkret wird das neue Büro, das unter anderem aus Google-Cloud-Experten besteht, Offline-Cloud-Dienste für öffentliche und private Einrichtungen, Institutionen und internationale Organisationen anbieten. „Es handelt sich um ein ‚Go-to-Market‘-Büro (mit einem Verkaufs- und Werbeteam), das sich darauf konzentrieren wird, die Einführung der Cloud-Technologie zu beschleunigen, indem es Schulungen anbietet, ein starkes lokales Ökosystem von Partnern und Start-ups aufbaut und es Unternehmen ermöglicht, das volle Potenzial von Cloud- und KI-Lösungen zu nutzen“, erklärte Anthony Cirot, Vizepräsident von Google Cloud EMEA South.

Für ihn ist Luxemburg ein „lebenswichtiges“ Innovationszentrum. „Mit dieser erweiterten Präsenz möchten wir Unternehmen und Bürgern in Luxemburg ermöglichen, Technologien zu nutzen, Innovationen zu fördern und eine erfolgreiche digitale Zukunft für das Land aufzubauen.“

Über die Anzahl der Mitarbeiter, die in der neuen Niederlassung in Luxemburg arbeiten werden, wurde jedoch bislang Stillschweigen vereinbart. Der Vizepräsident von Google Cloud antwortete lediglich, dass man „ein Büro in Luxemburg eröffne, weil wir hier ehrgeizige Ziele haben“.

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Zudem wurde die Gründung eines Kompetenzzentrums in Luxemburg in Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg angekündigt. Dieses Zentrum wird sich auf Forschung und Ausbildung konzentrieren und als Inkubator im Bereich Cybersicherheit und KI fungieren. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Studierende, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und das breitere Ökosystem über die richtigen digitalen Kompetenzen verfügen, um im KI-Zeitalter Schritt zu halten.

Das Kompetenzzentrum soll den Ruf Luxemburgs als führendes Land in der KI-Forschung und Cybersicherheit stärken.

Google

„Das Kompetenzzentrum soll Luxemburgs Ruf als führendes Land in der KI- und Cybersicherheitsforschung stärken, was das Land für Top-Talente noch attraktiver machen wird.“

Yves Le Traon, Direktor des Interdisciplinary Centre for Security, Reliability and Trust (SnT) der Uni, in dem das Exzellenzzentrum angesiedelt sein wird, sprach von einer „außergewöhnlichen Gelegenheit“ für das SnT. Damit könnten die Forschungsaktivitäten im Bereich der digitalen Souveränität mit Google Cloud verstärkt werden. Diese Partnerschaft beschränke sich nicht auf die Technologien von heute, sondern nimmt die Entwicklungen von morgen und ihre Auswirkungen vorweg.

Die Nachricht wurde am Donnerstag in Anwesenheit mehrerer Regierungsmitglieder bekannt gegeben. Foto: Gerry Huberty

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Was ist mit dem Rechenzentrum in Bissen?

Darüber hinaus wird Google.org, der philanthropische Arm von Google, 500.000 US-Dollar der 15 Millionen US-Dollar aus seinem Seminarprogramm zur Cybersicherheit für die Universität Luxemburg bereitstellen. Mit dieser Investition soll ein Studienprogramm unterstützt werden, das Studierenden eine praktische Ausbildung bietet, um lokale Organisationen durch Praktika, Mentoring und Hackathons vor Cyberbedrohungen zu schützen.

Die Nachricht wurde am Donnerstag in Anwesenheit mehrerer Regierungsmitglieder, darunter Premierminister Luc Frieden (CSV), offiziell bekannt gegeben. „Luxemburg baut seine souveräne Datenwirtschaft weiter aus, indem es zahlreiche Akteure in unser Ökosystem zieht. Die Einweihung des Google-Büros und des Kompetenzzentrums ist ein weiterer Beweis für diesen Willen“, fügte er hinzu.

Aber was ist mit einem Google-Rechenzentrum in Bissen? Auf diese Frage antwortete Anthony Cirot: „Wir müssen bei derartigen Projekten vorbereitet sein. Im Moment habe ich nichts anzukündigen, aber vielleicht eines Tages …“

Dieser Artikel erschien zuerst bei Virgule. Übersetzung und Bearbeitung: Melanie Ptok.