Publiziert11. März 2025, 15:42
Prozess in Luxemburg: «Er kam mit Messern, um meine Jungs anzugreifen»
Angeblich um seine Kinder zu schützen, ersticht ein einen Mann und wird wegen Totschlags angeklagt. «Unverhältnismäßige Gewalt» nennt es der Ermittler vor Gericht.

«Ich habe keine Angst vor diesem Kerl, ich werde ihn töten. Er ist mit Messern gekommen, um meine Kinder anzugreifen.» Das soll Lisandro am 21. Januar 2023 gesagt haben, bevor er einem Mann eine tödliche Stichverletzung am Bein zufügte. Am Dienstagmorgen begann vor der 13. Strafkammer des Bezirksgerichts Luxemburg der Prozess gegen den ehemaligen U13-Trainer der Jeunesse Esch. Er bestritt, die Tat angekündigt zu haben, räumte jedoch ein, die tödlichen Messerstiche ausgeführt zu haben.
Am ersten Verhandlungstag wurden mehrere Experten sowie der leitende Polizeiermittler gehört. Dieser rekonstruierte die letzten Stunden des Opfers: Halo Jabar, ein Geflüchteter aus Nordafrika.
Kurz nach 17 Uhr begann demnach die Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern. Lisandro, damals 22 Jahre alt, und sein minderjähriger Bruder Leandro bereiteten das Training ihrer Fußballmannschaften vor, als sich ein wohl sichtlich alkoholisierter Mann dem Spielfeld näherte.
Flucht in den Wald
Nachdem Lisandro ihn mehrfach aufgefordert haben soll, das Trainingsequipment in Ruhe zu lassen, habe der Fremde ihm schließlich einen Ball an den Kopf geworfen – und Lisandro mit einem Faustschlag ins Gesicht reagiert. Etwa 40 Minuten später sei Halo Jabar zurückgekehrt – diesmal jedoch mit zwei Messern aus einem zuvor gekauften Set.
Auf dem Fußballplatz sei Panik unter den 26 anwesenden Kindern ausgebrochen, die sich in das Clubhaus zu retten versucht hätten. Lisandro, Leandro und Dorian, ein Vater eines der Kinder, sollen versucht haben, den Mann vom Platz zu vertreiben. Jabar sei in den angrenzenden Wald geflüchtet, wobei er laut Ermittlern die Messer verlor.
Über den weiteren Ablauf gibt es widersprüchliche Aussagen. Zumindest der Obduktionsbericht ist eindeutig: Halo Jabar starb in der Nacht gegen 2 Uhr an den Folgen dreier Messerstiche in Bein und Gesäß. Lisandro räumte ein, ihm zwei Messerstiche versetzt zu haben, behauptet aber, dass das Opfer sich wieder aufgerichtet habe, nachdem Dorian es zuvor mit einem Ziegelstein am Kopf getroffen habe.
Tiefe und massive Verletzungen
Letzterer schildert die Situation jedoch anders: Er habe ihn zu Boden gedrückt, um ihn zu fixieren. Lisandro habe jedoch ein Messer geholt und dreimal zugestochen. Der Ermittler hält diese Version für glaubwürdiger. Laut Gerichtsmedizinerin hat sich Jabar nicht gewehrt und die Messerstiche nicht kommen sehen. Die Verletzungen seien tief und massiv gewesen.
Während Lisandro sich auf Notwehr beruft, argumentiert die Polizei, dass die Situation in eine «unverhältnismäßige Gewalteskalation» umgeschlagen sei. Die Situation zu beurteilen, liegt nun am Gericht. Die Verhandlung wird am Mittwoch und Donnerstag fortgesetzt. Dann werden weitere Zeugen sowie die Verteidigung und Nebenkläger gehört.
Abonniere unseren Kanal, aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine News-Übersicht sowie spannende Storys und Unterhaltung zum Feierabend.