AboMusks E-Autofirma in der Krise –
Aktie stürzt ab, Verkäufe brechen ein – droht Tesla jetzt der Crash?
Elon Musks Politik-Engagement und Trumps Zollpolitik schaden Tesla massiv. Entscheidend ist aber: Der Elektropionier hat seinen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verspielt.

Umstrittener Firmenchef: Elon Musk verärgert eine immer breitere Öffentlichkeit – und schadet damit Tesla.
Collage: Michael Treuthardt. Fotos: Imago, AFP, Getty Images, Everyone Hates Elon
Manchmal geht es schnell: Noch vor wenigen Monaten war Elon Musk der König der Autowelt, Teslafahren galt als cool, und die Firma war der Liebling der Börse.
Als Musk politisch immer stärker ins Rampenlicht trat und durch hitlergrussähnliche Gesten und als Chef der Regierungsabteilung für Effizienz (Doge) von sich reden machte, begann die Phase der Tesla-Scham. Während Tesla-Besitzer auf der ganzen Welt dazu übergingen, das T an ihren Autos durch das Zeichen anderer Automarken zu ersetzen, begannen Marketingprofis sich zu fragen, wie gross der Schaden bei Tesla wohl ausfallen könnte.
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Diese Frage scheint endgültig geklärt: Tesla ist auf Crashkurs.
In den vergangenen Tagen wurden von den US-Städten Seattle und Boston bis nach Berlin und Toulouse in Südfrankreich Dutzende Teslas in Brand gesteckt und Anschläge auf Fabriken, E-Autos und Ladestationen verübt.
Gleichzeitig stürzte Anfang Woche die Tesla-Aktie innert weniger Stunden um über 15 Prozent ab – für den E-Auto-Bauer war es der schwärzeste Börsentag seit September 2020.
Seit ihrem Höchststand Mitte Dezember lösten sich 46 Prozent des von Teslas Börsenwert in Luft auf. Viele Analysten, darunter diejenigen der UBS, raten zum Verkauf der Aktien.
Hintergrund des Absturzes ist, dass Tesla kaum noch neue Autos verkauft. Vor allem in Europa sind die Verkäufe im laufenden Jahr brutal eingebrochen. In der Schweiz hat Tesla im Februar gerade einmal 335 Elektroautos abgesetzt – knapp 66,6 Prozent weniger als im selben Monat im Vorjahr. In Deutschland sanken die Verkäufe gar um über 76 Prozent.
Die Krise bei Tesla hat stark mit dem Chef zu tun – doch der hat keine Zeit. In einem Interview mit «Fox Business» räumte Elon Musk am Montag erstmals ein, er könne wegen seiner Arbeit für die Trump-Regierung seine Geschäfte nur «mit grossen Schwierigkeiten» führen.
Erste wichtige Investoren schlagen deshalb Alarm. Ross Gerber etwa, ein langjähriger Tesla-Investor, der Musk dabei half, den Kauf der Plattform Twitter zu finanzieren. «Politik und Produkte zu verkaufen, passt nicht zusammen», sagt Gerber im Gespräch mit «Yahoo Finance». Er fordert: «Das Unternehmen braucht eine neue Führung.»

Wegen seiner Arbeit für die Trump-Regierung vernachlässige Elon Musk Tesla, kritisieren Investoren.
Foto: Jose Luis Magana (AP)
Was Gerber nicht sagt: Erstens ist die Tesla-Erfolgsstory untrennbar mit Elon Musk verbunden. Dass Tesla noch im Februar mehr wert war als die 17 nächstgrössten Autobauer zusammen, hat wenig mit der messbaren Realität zu tun, sondern vor allem damit, dass Musk die Gewinnfantasien der Investoren mit wahnwitzigen Zukunftsvisionen über KI, Roboter und autonomes Fahren immer wieder anzuheizen vermag.
Zweitens hat der Absturz von Tesla handfeste technologische und wirtschaftliche Gründe, wie Analysten, Autoexperten sowie aktuelle und ehemalige Tesla-Mitarbeitende gegenüber dieser Zeitung betonen.
Innovationsproblem und viele Abgänge
Fast zehn Jahre lang gab es bei Elektroautos fast keine Alternative zu Tesla – zu gross war der technologische Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Doch das sei Vergangenheit, sagt Stefan Bratzel, Direktor des Forschungsinstituts Center of Automotive Management (CAM).
Mittlerweile besitze der einstige Disruptor selbst ein Innovationsproblem. Die Dynamik bei Tesla habe in den letzten Jahren deutlich abgenommen, so Bratzel. «Tesla hat jahrelang keine neuen Modelle auf den Markt gebracht, gleichzeitig ist die Konkurrenz aus China und zunehmend auch aus Deutschland immer stärker geworden.»
Hinzu kommt, dass Tesla laut Bratzel auch beim wichtigsten und teuersten Bestandteil des E-Autos nicht recht vom Fleck kommt: bei der Batterie. Die neuen Tesla-Akkus sind im Vergleich zur Konkurrenz aus China teuer und leistungsschwach. In dem im deutschen Tesla-Werk verbauten SUV-Modell Y werden deshalb weiterhin Batteriepacks des chinesischen Konkurrenten BYD verbaut – auf die von Musk vor fünf Jahren angekündigte «Wunderbatterie» wartet man bei Tesla bis heute.
Auch die Innovationsmüdigkeit habe letztlich mit Elon Musks Person zu tun, betont ein Insider. Der Grund: Wegen dessen Eskapaden und Führungsstil falle es dem Unternehmen immer schwerer, die besten Köpfe anzuziehen. «Mittlerweile gilt es als peinlich, für Tesla zu arbeiten – zumindest hier in Berlin.»
Ein ehemaliger Tesla-Manager rechnet für die kommenden Monate mit gewichtigen Abgängen beim Unternehmen. Zudem weist er darauf hin, dass bereits im letzten Jahr mit dem Technikchef, dem Vizepräsidenten, der Verantwortlichen für das Ladenetzwerk und dem Chef der neuen Produkteentwicklung viele der wichtigsten Leistungsträger Tesla verlassen hätten.
Trumps Zölle verschärfen Teslas Probleme
Ausgerechnet US-Präsident Donald Trump könnte Teslas Sorgen nun noch vergrössern – und das nicht nur durch die Abschaffung des 7500-Dollar-Steuervorteils für Elektroautos.
Laut eigenen Angaben plant Tesla, noch in diesem Jahr ein billiges Einsteigermodell namens Model Q auf den Markt zu bringen, um den Vormarsch der chinesischen Rivalen zu stoppen. Ursprünglich war geplant, den 25’000-Dollar-Tesla in Mexiko zu produzieren. Dabei hätten die niedrigeren Produktionskosten dem US-Autobauer erlaubt, trotz des Kampfpreises mit dem neuen Auto etwas zu verdienen.
Doch nachdem Trump im Wahlkampf erstmals Zölle gegen Mexiko angekündigt hatte, stoppte Musk augenblicklich das Projekt in Mexiko. Gebaut werden dürfte der günstige Mini-Tesla nun in den bestehenden Tesla-Werken – bei höheren Kosten und niedrigerem Gewinn.
Deregulierung bei Robotaxis als Ziel?
In einem Punkt könnte Elon Musk jedoch tatsächlich von seiner Nähe zu Donald Trump profitieren. Laut einem Bericht der Agentur Reuters will die Trump-Administration auch bei der US-Autosicherheitsbehörde (NHTSA) sparen und Regulierungen streichen. Unter anderem sollen Regeln zum autonomen Fahren überprüft und die Meldepflicht zu Unfällen bei aktiviertem Selbstfahrmodus wegfallen.
Die Abschaffung der Meldepflicht war in der Vergangenheit mehrfach von Musk gefordert worden. Laut Phil Koopman, einem der weltweit führenden Experten für autonomes Fahren, wäre sie jedoch «ein schlimmer Fehler».
Auf Anfrage warnt der Professor der Carnegie Mellon University von Pittsburgh: «In der Vergangenheit dienten die Unfalldaten der NHTSA als Grundlage zur Behebung von Sicherheitsmängeln.» Auch die Rückrufe von Teslas Fahrsoftware gingen auf diese Daten zurück. «Ohne sie wird es massiv schwieriger, Sicherheitsmängel bei selbstfahrenden Fahrzeugen zu beheben.»
Dass eine Lockerung der Regulierungen Tesla dabei helfen würde, rasch ein sicheres, selbstfahrendes Auto auf die Strasse zu bringen, glaubt Koopman hingegen nicht – «schon gar nicht wie von Tesla angekündigt innerhalb dieses Jahres», sagt der Experte. Dafür sei der Rückstand zur Konkurrenz schlicht zu gross.
Es dürfte sich bei der Ankündigung also einmal mehr um einen Bluff von Elon Musk gehandelt haben, um die Erwartungen der Investoren zu schüren. Es wohl nicht der letzte.
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