Lange war nichts von ihr zu hören, die Luxemburger Solidarwirtschaft. Dazu zählen Unternehmen, die mit ihren Initiativen die Welt ein bisschen besser machen wollen. „In dieser Wirtschaft geht es nicht nur darum, Gewinne zu erzielen, sondern im Mittelpunkt steht die Idee hinter dem Projekt, der einen sozialen Charakter haben soll“, so Arbeitsminister Georges Mischo (CSV). Dabei spielt auch der Aspekt der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle.
„Es war kein unnötiges Blabla. Es wurden Erfahrungen ausgetauscht und Kontakte geknüpft.“ Georges Mischo zeigte sich zufrieden nach dem ersten Gipfel der Sozialwirtschaft, der am Donnerstag und Freitag im Cercle Cité in Luxemburg-Stadt stattfand und an dem 51 Länder aus Europa (Spanien, Island, Deutschland, Serbien), Asien, Afrika und Südamerika teilnahmen. Eine Gelegenheit, Luxemburg auf der Landkarte der Sozialwirtschaft zu positionieren.
Am Donnerstag wurde in Luxemburg der Global Government Council for Social Innovation (GCSI), eine Art Regierungsrat für soziale Innovation, offiziell eröffnet. Zu den Mitgliedern zählen 21 Länder aus der ganzen Welt, darunter auch Luxemburg. „Das Ökosystem der sozialen Innovation ist, finanziell gemessen, größer als Deutschland, die drittgrößte Wirtschaft der Welt“, betonte Jeroo Billimoria, Mitbegründerin und Sekretärin des GCSI.
„Als Arbeitsminister werde ich dafür sorgen, dass mehr Mittel in die Sozialwirtschaft fließen“, versicherte Georges Mischo. Im Budget 2025 sind 1,1 Millionen für die Sozialwirtschaft vorgesehen. Diese Investitionen möchte der Arbeitsminister mindestens verdoppeln. „Zuerst muss man natürlich sehen, welche Projekte es geben wird, und dann kann man abschätzen, wie viel das kosten wird.“
Anhang herunterladen20250411_Declaration Luxembourg_final.pdf
Die Gipfel-Erklärung wurde am Freitag von 17 Ländern angenommen. „Es gab keine Blockade bei diesem Text. Zwölf Länder hatten kein Mandat, um sie zu unterschreiben, und etwa acht weitere wollen sie später unterzeichnen“, so der Arbeitsminister nach der Konferenz. Ziel sei es, die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen, aber auch zwischen den Regionen eines Kontinents fortzusetzen. Arbeitsgruppen der UNO und der OECD sollen nun Lösungen für die Finanzierung der Sozialwirtschaft finden.
„Als Arbeitsminister werde ich dafür sorgen, dass mehr Mittel in die Sozialwirtschaft fließen“, verspricht Georges Mischo. Foto: Thomas Berthol
Die Beteiligten einigten sich außerdem darauf, dass im nächsten Jahr ein zweiter Gipfel zu diesem Thema stattfinden soll. Zudem soll die Kommunikation über die Sozialwirtschaft verbessert werden. Auch in Luxemburg will Georges Mischo dieses Thema fördern.
Luxemburg kooperiert bereits mit mehreren europäischen Ländern in Sachen Sozialwirtschaft. Zudem arbeitet die Regierung in diesem Sektor mit dem House of Start-ups zusammen.
Laut Mischo zählt Luxemburg zu den „weltweit führenden“ Ländern, seit Jean-Claude Juncker als damaliger Premierminister 2009 dem Arbeitsminister das Ressort der Sozial- und Solidarökonomie übertragen hatte. Unter der Leitung von Arbeitsminister Georges Engel (LSAP) wurde der Social Business Incubator in Kalchesbruck eingeweiht.
Im Dezember 2024 wurde der erste Preis für den überzeugendsten luxemburgischen Sozialunternehmer an die Firma on.perfekt verliehen. Estelle Flammang, Koordinatorin für Geschäftsentwicklung und Gemüseabonnements bei on.perfekt, freute sich gegenüber „Luxtimes“ über die Auszeichnung für ihre „Bemühungen um die Rettung und Verteilung von Lebensmitteln“. Dieser Preis soll künftig jedes Jahr verliehen werden, so Mischo.
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Die letzten Statistiken zu Unternehmen mit sozialer Wirkung stammen aus dem Jahr 2020. Demnach arbeiteten zu diesem Zeitpunkt 479 Beschäftigte in Firmen mit sozialer Wirkung. Dies entsprach damals vier Prozent der Gesamtbeschäftigung Luxemburgs. Zum Zeitpunkt der Einführung dieser Rechtsform im Jahr 2017 waren es 72 Beschäftigte. 2.135 Einheiten waren im Bereich der Sozial- und Solidarökonomie tätig, davon 76,2 Prozent gemeinnützige Organisationen.
Im Kampf gegen der Armut soll die Sozialwirtschaft eine Rolle spielen, meint Georges Mischo. Foto: SIP
In der Europäischen Union arbeiten 13 Millionen Menschen in der Sozialwirtschaft. „Die Menschen wollen sich sozial engagieren, wenn sie sehen, dass es Sinn macht“, betonte Andriana Sukova, stellvertretende Generaldirektorin für Fonds, gerechten Übergang und Analyse bei der Europäischen Kommission.
Im September werde das Thema Sozial- und Solidarökonomie in den Vereinten Nationen behandelt, so Arbeitsminister Mischo. „Ich hoffe, dass dieses Thema den Platz bekommt, den es verdient.“ Im November 2024 hatte die UNO bereits eine Resolution zu diesem Thema abgestimmt. Diese ermutigt „die Mitgliedstaaten, Strategien und Politiken zu fördern und umzusetzen, um die Sozial- und Solidarökonomie als mögliches Modell für eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen“.