Mehrere Tausend ukrainische Soldaten werden derzeit in russischer Kriegsgefangenschaft vermutet, neben schätzungsweise 16.000 Zivilisten, die ohne Anklage oder Prozess von Russland inhaftiert wurden. Einer der Kriegsgefangenen war Oleksandr Gudilin, mit dem „The Times“ aus London gesprochen hat. (Quelle hier)

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Der 34-Jährige war einer der ukrainischen Kämpfer, die in den ersten Kriegsmonaten die Großstadt Mariupol am Schwarzen Meer verteidigt haben. Am 12. April 2022 geriet er in Gefangenschaft. „Es gibt Phasen der Inhaftierung, an die ich mich gar nicht mehr erinnern kann“, berichtet Gudilin. „An andere Phasen wiederum erinnere ich mich sehr detailliert.“ Neben dem dauerhaften Hunger sind das vor allem die vielen Schläge. „Wir wurden geschlagen, während wir uns anzogen, während wir aßen und wenn wir schlafen gingen.“

Während der Gefangenschaft wurde Gudilin regelmäßig in andere Haftanstalten gebracht. Eine „Tour durch die Russische Föderation“, wie er es nennt. Mal waren die Wärter freundlicher, mal sadistischer, aber Gewalt gegen Häftlinge „war immer selbstverständlich“. Er berichtet von Wärtern, die Tränengas in Zellen sprühten, weil sich Gefangene über niedrige Temperaturen beschwerten.

Ende 2024 wurde er schließlich gefragt, ob er bereit sei, an einem Gefangenenaustausch teilzunehmen. Gudilin bejahte. Das Angebot der Russen, überzulaufen und dafür eine Wohnung im besetzten Mariupol zu erhalten, „habe ich freundlich abgelehnt“. Am 30. Dezember 2024 kam Gudilin frei – nach fast 1000 Tagen in russischer Gefangenschaft.

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Derzeit arbeitet er für eine Hilfsorganisation in der Ukraine, überlegt aber, sich bald wieder für die Front zu melden. An einen dauerhaften Frieden mit Russland glaubt er nicht. „Russland hält sich niemals an Vereinbarungen. Sie würden eine Waffenruhe nur nutzen, um mehr Macht zu erlangen, und wiederzukommen.“

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

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© AFP/Roman Pilipey

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