Friedensbewegung: Die weißen Tauben flattern nach rechts | Der Kampf für den Frieden galt mal als linkes Projekt, inzwischen haben ihn Rechte gekapert. Wie konnte das passieren?

by Lurchi1

24 comments
  1. Waren die Rechten nicht immer dafür, dass sich kleine Staaten den Großmächten unterwerfen? Ich sehe da keine Änderung.

  2. Ich glaube der Knackpunkt ist:

    Früher gab es den kalten Krieg, der wurde gegen die “linke” Sowjetunion geführt, und weil man die unterstützen wollte, war man gegen den Krieg.

    Heute ist Krieg gegen den Putinschen Faschismus am Start, und wer den unterstützt, der ist halt jetzt gegen den Krieg.

    Am Ende läuift es tatsächlich auf einen der Kernpunkte in dem Text hinaus: “Frieden” an sich hatte nie eine Bedeutung, er war inhaltsleer, weil es den Leuten nie um den Frieden an sich, sondern um ihre Sympathie mit dem Kriegsgegner ging.

  3. Linke Träumer, Ökozausel, unpolitische Naivlinge, rechte Demokratiefeinde: Russland streut breit. Es hat sich nur verschoben, wo die Saat aufgeht.

  4. Unter „Frieden“ wird „Unterwerfung“ gemeint. Im Gegensatz zu den 1980ern gibt es aber heute keine Illusionen mehr, dass es sich hier um die Unterwerfung unter Totalitäre Regime handelt.

    Ganz egal, ob wir hier von Russland oder China reden oder von mir aus auch die USA, die ja gerade den Totalitären Gruppen beitreten.

  5. Imperator Palpatine wurde auch für den angeblichen Frieden gewählt.

  6. Ganz grundsätzlicher und ewig währender Pazifismus ist halt leider eine Illusion. Man kann davon träumen, aber einem Realitätsabgleich hält das nicht mehr stand. Man kann gegen das aktuelle Kriegsgetrommel sein und trotzdem mittlerweile erkennen, dass eine gut ausgerüstete Bundeswehr ganz sinnvoll ist. Wer was von der europäischen Freiheit hält, wird das verstanden haben – auch wenn es schmerzhaft ist.

    Die Grünen (bei aller berechtigten und unberechtigten Kritik) sind ein Beispiel – vom Pazifismus zum Pragmatismus.

    Und was die AFD typischerweise mit jedem Thema tut, was nicht besetzt ist – sie kapern es. Vor der sächsischen Landtagswahl liefen AFD-Spots mit Friedenstauben (blau passt so schön). Dabei ist das eine Illusion – wer hier an Frieden glaubt, verkauft die Freiheit an Putin. Krieg wird es nicht geben, aber wir wachen in einer anderen Gesellschaft auf.

    Pazifismus ist zwar eine (schöne) Illusion – sollte man auch nicht völlig aufgeben, aber immer mit Realitätscheck. Welchen Preis will man dafür zahlen?

  7. Ich habe das Gefühl dass, gerade bei den Rechten, dieses laute Rufen nach Frieden eigentlich eine Kritik an der vermeintlichen Qualität der deutschen Außenpolitik (zuletzt zb Baerbock) ist. Krieg wird als Versagen der diplomatischen Leistung angesehen, wenn nur noch in schwarz/weiss gedacht wird führt das unweigerlich zum Krieg.
    Diplomatie hat schon immer beeinhaltet dass man auch mit schlimmen Fingern Kompromisse aushandelt, die dann für beide Seiten zumindest soweit tragbar, oder sogar profitabel sind dass es eben nicht zum Krieg kommt.
    Das impliziert natürlich dass beim Ukraine-Krieg ein politisches/diplomatisches Versagen vorausging, was ich nicht beurteilen kann, denn mit dem Thema Ukraine habe ich mich auch erst seit 2014 beschäftigt.
    Aber unter dem Strich geht es wohl vielen Rechten garnicht um Frieden per se, sondern um das Bashing der etablierten „Alt-„Parteien. Vermutlich wäre es so, wenn die Regierung für Frieden wäre, wären die Rechten für Krieg, es ist einfach die oppositionelle Haltung und hat nichts mit Ideologie in dem Sinne zu tun, jetzt plötzlich eine Friedensbewegung zu sein

  8. Man braucht sich die Kommentarspalte hier bloß mal genau ansehen, dann weiß man das.

  9. Die Möglichkeit der Unterwerfung und das Konzept von Verteidigung gegen einen Angreifer war nie in den Köpfen der Linken Friedenstauben vorhanden. Solch Szenarien wurden einfach nicht mitbedacht. Siehe auch die Diskussion über Polizei oder Gewalt an Schulen und und und.

  10. Das ist einfach mal falsch. Das ist kein Frieden, es ist Aufgabe der Selbstbestimmtheit. Unterwürfiges Dahinsiechen anstatt friedlich und offen gegenüber treten.

  11. Wie das passieren konnte?
    Alle Parteien, die “für den Frieden” sind, sind natürlich immer ganz zufällig die besten Freunde Russlands. Und diesen Vorwurf müssen sich leider auch einige Mitglieder der Linken gefallen lassen.

    Hier geht es nicht um Frieden. Hier geht es nur darum die Bestechungsgelder aus Russland zu kassieren.

    Es ist kein Zufall, dass sich keine Sau bei der AFD/BSW oder sonstwen für ein Ende des Krieges im Sudan oder Myanmar interessieren. Insbesondere der Sudankrieg ist eine unfassbare humanitäre Katastrophe. Man schätzt, dass über die Hälfte der Bevölkerung von 25 Millionen aufgrund des Kriegs an Hunger leidet.
    Interessiert sich dafür irgendeine Sau der Friedensliebhaber? Lachhaft. Ich würde behaupten 9 von 10 AFD Abgeordneten finden diese Länder nicht mal auf der Landkarte.

    Den einzigen, denen ich ihr Engagement für Frieden einigermaßen Abkaufe ist der neuen Linken (einige Altmitglieder mit SED Vergangenheit hier bewusst ausgenommen). Aber auch nur, weil zumindest Aken für mich schlüssig argumentiert und anmerkt, dass der nichtmilitärische Druck auf Russland noch bei weitem nicht ausgeschöpft ist und man auch nichtmilitärisch einen Frieden mit Russland erzwingen kann. Ich teile seine Meinung zwar nicht, kann aber der Logik seiner Argumentation zumindest folgen.

  12. Für mich geht die Debatte bereits da los, wo “Frieden” die Ausdrucksform eines Zustandes ist, der universelle Dinge wie Freiheit und Unversehrtheit garantiert. Ich verstehe den Tenor des Artikels, aber hier geht es für mich los. “Frieden” gehört weder nach links oder rechts, kann kein linkes oder rechtes Interesse sein und darf auch nicht linken oder rechten Argumentationen unterliegen.

    Das Problem liegt doch ganz woanders. “Frieden”, obwohl in Deutschland seit 80 Jahren allgegenwärtig, ist so selbstverständlich-abstrakt geworden, dass die Menschen anfangen zu vergessen, worum es überhaupt geht. Wir sehen das ganz unmittelbar daran, wie sich eben die extremen Flanken im Spektrum an und über zum Beispiel Ukraine aufreiben.

    Ich will damit sagen, dass es dem gemeinen Bürger in Wirklichkeit doch scheissegal ist, was Frieden eigentlich bedeutet, so lange er ihn hat. An “Frieden” als Konstrukt zu arbeiten, ist viel anstrengender, als Unfrieden zuzulassen. Und schon wird er zum Spielball derer, die “Frieden” instrumentalisieren für etwas, wo es nicht um den Frieden selbst geht, sondern um spezifische Aspekte seiner Ausgestaltung.

    Wie weit sich die Bevölkerung von “Frieden” als “Container” zum Ausdruck der Wahrung höchster Normen verabschiedet hat, sehen wir allein schon an der aktuellen Wehrdienstdebatte.

    “Ich bin diesem Land nichts schuldig”. Dem Frieden, den Du Dein ganzes Leben lang genießt, schon, Kollege.

  13. Eigentlich zeigt diese Verschiebung nur, dass beide Seiten Heuchler sind. Sowohl die Linken wie auch die Rechten.
    Beiden geht und ging es nie um Krieg oder Frieden an sich, sondern darum, welche Interessen und Werte damit verbunden sind. Und darum, wer an der Macht ist und darüber entscheidet, ob Krieg geführt wird.

    Das Leitmotiv lautete immer: Wir wollen mit euren Kriegen nichts zu tun haben (müssen). Macht euren Scheiß gefälligst alleine.

    * Früher wollten die Linken nichts zu tun haben müssen, mit den Kriegen, die (aus ihrer Sicht) konservative Regierungen geführt haben.
    * Heute wollen Rechte nichts zu tun haben müssen mit Kriegen, die (aus ihrer Sicht) linke Regierungen herbeigeführt haben.

  14. Wann haben die Rechten mal nicht Themen gekapert? Ich weiß noch das „Anti-EU“ ein stabiles Linkes Thema war, bis die AfD kam. Plötzlich hab ich von Linken nie wieder etwas gegen die EU gehört.

  15. Friedensbewegung war schon immer ein verlängerter Arm der DDR und Sowiets und man ist sich mit Russland halt treu geblieben.

  16. Die politischen Schubladen Links und Rechts funktionieren heute nicht mehr so richtig. Die politische Landschaft ist komplexer geworden.

  17. Russland ist passiert.
    Russland hat eine riesige Propaganda und Beeinflussungsmaschine im Internet laufen… und natürlich außerhalb davon. Und die nutzt die – berechtigte – Sehnsucht nach Frieden, aber auch die Arroganz intelligenter Menschen aus, um seine eigenen Ziele zu fördern. Und das nicht erst seit 2022. Die Friedensbewegung war schon immer sehr nah an Russland gehalten, einfach um eine Stimme zu haben, die gegen das Eingreifen bei russischen Invasionen argumentiert, und dagegen, dass die Opfer sich zu sehr wehren.
    Nach 2022 hat man das nur auf die Afd ausgeweitet und denen einen dicken Schub via der Internet Research Agency gegeben.

  18. Es gibt Ausführugen des Pazifismuses, die Respekt verdienen, und es gibt solche, bei denen das eher nicht der Fall ist.

    Pazifismus in Deutschland ist oft so ein Wohlfühl-Pazifismus. Es kostet einen ja nichts, Militär und Waffen grundsätzlich abzulehnen, wenn man weiter unter dem Schutzschirm von Bundeswehr und NATO das Leben in Freiheit und Demokratie geniessen kann. Das ist nicht wie zu Gandhis Zeiten, wo man sich als Pazifist unbewaffnet irgendwelchen Regime- oder Besatzungstruppen entgegen stellt und deren Schläge und Schüsse ohne Gegenwehr über sich ergehen lässt. Um mit dieser Selbstaufopferung dann den Gegner von der Falschheit seines Vorgehens zu überzeugen, die Weltöffentlichkeit in Empörung hinter sich zu bringen, und auf diese Weise zu gewinnen.

    Pazifisten, die zu solchen persönlichen Opfern bereit sind, kann ich respektieren, teilweise bewundere ich sie sogar. Aber man kann diese Opfer nicht von anderen verlangen, wenn man selbst nicht dazu bereit ist.

    Pazifisten, die im sicheren Westen unter NATO-Schutzschirm sitzen, ihr ganzes Leben in Frieden und Freiheit verbracht haben, aber dann Menschen in Kriegsgebieten schlaue Ratschläge erteilen, es doch mal mit Kapitulation zu probieren, kann ich wenig respektieren. Was ist das für eine Idee von “Frieden”, bei dem Angegriffene und Angreifer gleichermassen gescholten werden, weil sie kämpfen, weil Verteidigung mit Waffen böse sei? Und Besatzung und Unterdrückung hingenommen werden sollen, weil dann “weniger leiden” würden, was oft nicht mal stimmt. Plus wo hört das auf? Ok, die Ukraine kann kapitulieren, aber was, wenn Putin danach einfach den nächsten Staat angreift? Irgendwann gehen einem da die Staaten aus, die noch zwischen uns und dem Aggressor liegen..

    Dann gibt es noch die Pseudo-Pazifisten, die nur vorgeben, gegen Militär und bewaffneten Kampf sind, aber das eigentlich nur sind, wenn es um Deutschland, bzw. die NATO / den Westen, und die Verteidigung der liberalen Demokratie geht. Der bewaffnete Kampf (bestimmter) unterdrückter Völker, bestimmter (meist anti-westlicher) Nationen hingegen wird gerechtfertigt und unterstützt, gewaltsame Revolutionen im Sinne der eigenen Ideologie ebenfalls. Für die “richtigen” Ziele ist dann Gewalt doch wieder ok.

  19. Es erscheint mir so als ob nach Frieden die diejenigen rufen, die gerade nicht die Macht haben.

  20. Die alternative Dreifaltigkeit der 80er bestand aus Jutebeutel mit aufgedruckter Friedenstaube und angepinntem Atomkraft Nein Danke Button. Die Friedenstaube haben sich die Rechten geklaut, schon auf den Schwurbeldemos während Corona. Genauso den Slogan „Frieden schaffen“, allerdings wird jetzt der zweite Teil „ohne Waffen“ mit Perspektive auf Russland nicht mehr genutzt. Das war schlicht und einfach eine feindliche Übernahme von Symbolen und Schlagworten und eröffnet die Möglichkeit neue Symbole mit aktuellen Bezügen zu etablieren.

  21. Es war schon immer doof, jede Haltung mit einer politischen Richtung abzustempeln.

    Früher war antivax links, Sex mit Kindern auch, Frieden ebenso, Meinungsfreiheit dito.

    Hat sich ganz plötzlich alles nach rechts gedreht…

    Die Welt ist nicht so einfach in Schubladen zu stecken.
    Es gibt da einen schönen Kurzfilm: “Tribes”

  22. Kaum ein Arsch hat mehr Bock auf Krieg. Egal ob nun links oder rechts.

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