Berlin. Der Ukraine-Krieg könnte sich langsam dem Ende neigen. Es wird über Frieden verhandelt. Droht im Anschluss ein Angriff auf die Nato?
Durch den völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine hat Wladimir Putin den Krieg wieder mitten nach Europa gebracht. Doch während im vierten Kriegsjahr allmählich die Hoffnung auf Frieden wächst, scheint sich Russland bereits auf den nächsten Krieg vorzubereiten. Das Ziel der Aggression könnte Finnland sein. Wie das „Wall Street Journal“ berichtet, gibt es in der russischen Stadt Petrozavodsk, keine 200 Kilometer von der finnischen Grenze entfernt, Bewegung.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Militäringenieure bauen dort Armeestützpunkte aus, ein neues Hauptquartier soll entstehen, zehntausende Soldaten dort stationiert werden. Es soll der zentrale Ort werden, an dem sich russische Soldaten auf den Krieg gegen die Nato vorbereiten, schreibt das US-Magazin unter Berufung auf westliche Militärs und Geheimdienstmitarbeiter. Weiterhin soll Russland seine Rekrutierungsbemühungen und Waffenproduktion intensivieren und die Eisenbahnlinien nahe der Grenze verbessern.
Wie Russland sich auf einen möglichen Krieg mit der Nato vorbereitet
Finnland könnte dann als erstes Opfer russischer Erweiterungsfantasien werden. Erst am 4. April 2023 traten die Finnen der Nato bei, als Reaktion auf den Angriffskrieg in der Ukraine. Die Sorge vor Russland ist groß, es wäre nicht die erste Invasion durch den Nachbarn. 1940 verlor Finnland große Gebiete an die damalige Sowjetunion, ein Versuch der Rückeroberung scheiterte vier Jahre später. Seitdem herrscht Frieden zwischen den beiden Ländern – noch.
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Dem Bericht zufolge soll Russland jährlich 300 Panzer des Modells T-90M bauen. Doch nur wenige davon kommen laut einem hochrangigen finnischen Militäroffizier in der Ukraine zum Einsatz. Stattdessen würden sie in Russland gelagert, um sie später einzusetzen. Entlang der russisch-finnischen Grenze gäbe es rund ein Dutzend Punkte, an denen man die Grenze auch mit Fahrzeugen überqueren könne, zitiert das „Wall Street Journal“ Major Juha Kukkola, Professor an der nationalen Verteidigungsuniversität in Helsinki und Experte für das russische Militär.
Finnland ist erst seit kurzem in der Nato – droht schon bald der Bündnisfall?
Außerdem soll Russland durch einen großzügigen Rekrutierungsbonus gelungen sein, zahlreiche neue Soldaten zu gewinnen. Bis zu 40.000 neue Kämpfer pro Monat sollen es sein, berichtet das US-Magazin unter Berufung auf osteuropäische Geheimdienstmitarbeiter. Umgerechnet bis zu 20.000 US-Dollar sollen neue Rekruten als Einmalzahlung erhalten haben.
Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt
Sollte Russland tatsächlich Finnland attackieren, könnte es zum zweiten Mal in der Geschichte zum Bündnisfall der Nato kommen. Ein bewaffneter Angriff auf einen Mitgliedsstaat wird als Angriff auf das gesamte Bündnis verstanden. Welche Art von Beistand genau die anderen Mitglieder leisten, ist ihnen jedoch selbst überlassen. Nach dem Anschlag am 9. September 2001, dem ersten Bündnisfall, einigten sich die Nato-Staaten beispielsweise auf acht Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung. Wie genau die Hilfe für Finnland im Fall einer russischen Invasion ausfallen könnte, ist unklar.