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Nachdem US-Präsident Donald Trump verkündet hat, ein Flugzeug aus Katar anzunehmen, äußern sich zahlreiche Kritiker. Doch der US-Präsident wiegelt ab.
Doha – In der Standardausstattung kostet eine Boeing 747-8 aktuell etwas mehr als 400 Millionen US-Dollar. Die Maschine, die das Land Katar dem US-Präsidenten Donald Trump schenken möchte und um die seit Tagen weltweit debattiert wird, wird noch mehr gekostet haben – die Innenausstattung soll bei diesem Modell besonders pompös und damit kostspielig geraten sein.
Wie das US-Magazin Newsweek nun berichtet, soll Katar jedoch schon seit Jahren versuchen, das Flugzeug loszuwerden. Seit dem Jahr 2020 steht die 747-8 zum Verkauf. Trump selbst rechtfertigte die Schenkung, die unter anderem von den Demokraten mit Bestechung und Korruption in Verbindung gebracht wurde, damit, dass die USA schon seit mehreren Jahren auf zwei modifizierte 747-Maschinen für den Einsatz als Präsidentenflugzeuge warte, Boeing aber bislang nicht geliefert habe. Durch die Annahme des Angebots von Katar könnte die Lieferverspätung umgangen werden, argumentierte Trump.
Katar schenkt Trump Boeing 747-8: US-Präsident will Flugzeug als neue Air Force One nutzen
Da für eine Air Force One hohe Sicherheitsrichtlinien gelten, müsste das Flugzeug zunächst aber umfassend modifiziert werden: Raketenabwehrsysteme, sichere Kommunikation und nukleare Abschirmung müssten umgerüstet beziehungsweise erst noch eingebaut werden.

Donald Trump bekommt ein Flugzeug geschenkt – das keiner haben wollte. © Manuel Balce Ceneta/dpa
Die 747-8 wurde für Hamad bin Jassim bin Jaber Al Thani, den ehemaligen Premierminister von Katar, in Auftrag gegeben und 2012 zu einem Listenpreis von 367 Millionen US-Dollar ausgeliefert, die Innenausstattung soll einen höheren zweistelligen Millionenbetrag gekostet haben. Für den Innenausbau wurde damals das Pariser Unternehmen Alberto Pinto Cabinet beauftragt, die Ausstattung besteht aus Platanen- und Wacapouholz, die Stoffe aus Seide. Insgesamt 89 Passagiere sollen in der Konfiguration mit zwei Schlafzimmern sowie Unterhaltungs- und Konferenzräumen Platz finden.
Boeing 747-8 für Trump: Flugzeug findet seit Jahren keinen Käufer
Laut dem US-Magazin Forbes soll das Flugzeug aber trotz der luxuriösen Ausstattung seit 2020 keinen Käufer gefunden haben. Schon im Jahr 2018 verschenkte Katar ein ähnliches Flugzeug, damals an den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Auch diese Maschine sollte vorher verkauft werden, fand aber keinen Abnehmer.
Gegenüber Forbes sagte John Goglia, ein ehemaliges Mitglied des National Transportation Safety Board, die Übergabe der 747-8 hätte neben diplomatischen Vorzügen auch den Vorteil, dass Katar hohe Wartungskosten vermeiden würde. Die 747-Flotte schrumpft weltweit, immer weniger Mechaniker würden sich mit der Maschine auskennen, heißt es.
Boeing 747-8 für US-Präsidenten: Trump rechtfertigt Geschenk aus Katar
US-Präsident Donald Trump schrieb am Sonntag auf seinem Online-Netzwerk Truth Social: „Die Boeing 747 wird der US-Luftwaffe/dem Verteidigungsministerium übergeben, NICHT MIR!“ Das Flugzeug sei ein Geschenk von Katar, einer Nation, die die USA seit Jahren verteidigt hätten. „Sie wird von unserer Regierung als provisorische Air Force One benutzt werden, bis unsere neuen Boeings, die verspätet geliefert werden, eintreffen.“
Rückblick auf die ersten 100 Tage: Trump krempelt die USA um – eine Chronik

Der US-Präsident holte weiter aus: „Warum sollte unser Militär, und damit unsere Steuerzahler, gezwungen sein, Hunderte von Millionen Dollar zu bezahlen, wenn sie es KOSTENLOS von einem Land bekommen können, das uns für eine gut gemachte Arbeit belohnen will.“ Nur ein Dummkopf würde dieses Geschenk im Namen unseres Landes nicht annehmen, schloss er seine Tirade.
Katar schenkt USA Boeing 747-8: Luxusflieger stößt in den USA auf Kritik
In den USA stößt der geschenkte Luxusflieger selbst in Trumps treuer Anhängerschaft auf Kritik. Den Anfang machte die selbst ernannte „Investigativjournalistin“ und Trump-Influencerin Laura Loomer, der ein großer Einfluss auf den Präsidenten nachgesagt wird. Die 31-Jährige äußerte sich in einer Serie von Onlineposts „sehr enttäuscht“, dass ihr Vorbild Trump einen 400 Millionen Dollar teuren Luxusjet aus Katar künftig als Präsidentenflieger nutzen will. Die Annahme des Geschenks aus Katar sei ein „Fleck“ auf Trumps weißer Weste, beklagte sie im Onlinedienst X.
Noch deutlicher wurde der Podcaster Ben Shapiro. Das Emirat Katar unterstütze unter anderem die radikalislamische Hamas im Gazastreifen, kritisierte der jüdische Autor und Anwalt, der Trumps MAGA-Bewegung unterstützt. „Das ist nicht America First (Amerika zuerst)“, sagte er unter Anspielung auf den viel zitierten Präsidentenslogan. Das „schäbige“ Verhalten müsse aufhören, wenn Trump erfolgreich sein wolle.
Trump nimmt Katar-Geschenk an: Demokraten sprechen von „blanker Korruption“
Auch in Washington regt sich Widerstand. Der demokratische Minderheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, sprach von „blanker Korruption“ und einer „ernsten Bedrohung der nationalen Sicherheit“. Das mögliche Geschenk sei „so korrupt, dass selbst Putin sich die Augen reiben würde“, sagte er.
Als Konsequenz kündigte Schumer an, alle politischen Nominierungen für das Justizministerium im Senat zu blockieren. Hintergrund sind Berichte, wonach Justizministerin Pam Bondi dem umstrittenen Deal persönlich zugestimmt haben soll. Schumer forderte, Bondi müsse darlegen, warum das Vorhaben nicht gegen Ethikregeln verstoße. Nach Angaben des US-Portals The Hill war Bondi vor ihrer Ernennung zur Ministerin als registrierte Lobbyistin für die katarische Regierung tätig. (fmü/afp/dpa)