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Anders als Selenskyj ist der russische Präsident Putin nicht oft an der Ukraine-Front. Aus gutem Grund, wie ein Vorfall in Kursk jetzt zeigt.
Kursk – Bei einem Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Kursk wurde der Helikopter des Kreml-Chefs mutmaßlich Ziel eines ukrainischen Drohenangriffs. Yuri Dashkin, Kommandeur der Luftverteidigung im Kursk Oblast erklärte, dass bei Putins Besuch am 20. Mai „das ukrainische Militär einen beispiellosen Angriff gestartet“ hatte. Die russische Luftverteidigung soll dabei 46 ukrainische Drohnen zerstört haben.
Von der ukrainischen Nachrichtenagentur RBC wird der russische Kommandeur weiter zitiert: „Gleichzeitig lieferten wir uns ein Gefecht mit der Flugabwehr und sicherten den Flug des Präsidentenhubschraubers aus der Luft. Der Hubschrauber befand sich tatsächlich im Epizentrum der Abwehr eines groß angelegten Drohnenangriffs.“ Ob sich der russische Präsident während des Angriffs auch an Board befunden hatte, ist unklar.
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Während eines Arbeitsbesuchs in der Kraftwerksstadt Kurtschatow in Kursk traf Putin nach Kremlangaben am Dienstagabend den Gouverneur des Gebiets, Alexander Chinschtejn, Freiwilligenorganisationen und lokale Beamte. Die Region Kursk stand im August 2024 im Mittelpunkt der Kämpfe im Ukraine-Krieg. Ukrainische Einheiten drangen bis zu 35 Kilometer auf russisches Territorium vor und hielten einzelne Dörfer bis März 2025 besetzt.
Bei seinem Besuch sicherte Putin Chinschtejn weitere Unterstützung für die Reparatur von Häusern, die im Ukraine-Krieg in Mitleidenschaft gezogen wurden, zu. Außerdem besuchte der russische Präsident das im Bau befindliche Kursker AKW-2, wie der Kreml mitteilte. Chinschtejn forderte der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge bei dem Treffen mit dem Kremlchef auch die Annexion der ukrainischen Nachbarregion Sumy. Putin habe daraufhin gescherzt, dass Chinschtejn für sein Amt ausgewählt worden sei, weil er „immer mehr will“.
Putins Besuch in Kursk und an der Ukraine-Front: Premiere für den russischen Präsidenten
Bislang erhebt Russland offiziell Anspruch auf die 2014 annektierte Schwarzmeerhalbinsel Krim sowie die vier ost- und südostukrainischen Gebiete Cherson, Luhansk, Donezk und Saporischschja. Teile dieser Gebiete hat Russland im Verlauf des Ukraine-Kriegs bereits erobert, von einer vollständigen Kontrolle über die Regionen kann aber keine Rede sein.

Wladimir Putin bei einem Besuch in Kursk. Währenddessen soll der Hubschrauber von Russlands Machthaber unter Beschuss geraten sien. © IMAGO/Maria Sukhorukova
Ende April erklärte das russische Militär, Kursk stehe wieder unter seiner vollständigen Kontrolle. Die Ukraine wies die Behauptung damals zurück. Allerdings hatte Putin – der im Gegensatz zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj seit Beginn des Ukraine-Kriegs nicht an die Front gereist war – Kursk zu dieser Zeit das erste Mal seit der ukrainischen Offensive besucht. Der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge sagte der Kremlchef nun: „Jeden Tag versucht der Feind die Staatsgrenze der Russischen Föderation zu überschreiten.“
Gefangenenaustausch im Ukraine-Krieg und russische Luftangriffe auf Ukraine
Unterdessen wurde am Sonntag (25. Mai) der größte Gefangenenaustausch seit Beginn des Ukraine-Kriegs abgeschlossen. Insgesamt wurden jeweils 1000 Soldaten ausgetauscht. Der Handel wurde bei den Ukraine-Gesprächen in Istanbul beschlossen, die ansonsten ergebnislos verliefen. Ein Ende des Ukraine-Kriegs scheint auch weiterhin in großer Ferne. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte auf X, statt zu verhandeln, setze Putin das Töten in seinem Krieg täglich fort.
Laut ukrainischen Angaben sollen bei einem russischen Luftangriff in der Nacht auf Sonntag mindestens zwölf Menschen getötet worden sein. Als Reaktion auf die heftigen Angriffe Russlands im Ukraine-Krieg erklärte Selenskyj auf X: „Dies darf nicht ignoriert werden. Das Schweigen Amerikas und das Schweigen anderer Länder der Welt ermutigen Putin nur“, sagte der ukrainische Präsident. „Ohne wirklich starken Druck auf die russische Führung kann diese Brutalität nicht gestoppt werden. Sanktionen werden sicherlich helfen.“ Ob und wenn weitere Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland stattfinden, ist unklar. Putin jedenfalls scheint an einem Waffenstillstand im Ukraine-Krieg nicht interessiert zu sein. (sischr/dpa)