Die Lufthansa Group und Air France-KLM haben ihre Gespräche über den Erwerb einer Beteiligung an der spanischen Fluggesellschaft Air Europa aufgrund von Preisdifferenzen mit der Familie Hidalgo, den Mehrheitseignern über Globalia, vorerst eingestellt. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge stuften beide Airline-Konzerne die von den Hidalgos aufgerufene Bewertung von einer Milliarde Euro für Air Europa als zu hoch ein.

Sowohl die Lufthansa Group als auch Air France-KLM sollen an der Übernahme eines 25-prozentigen Anteils an der Fluggesellschaft interessiert gewesen sein, wobei zuvor spekuliert wurde, daß das französisch-niederländische Unternehmen sogar eine Mehrheitsbeteiligung von 51 Prozent anstrebte. Auch die chinesische Hainan Airlines und ein namentlich nicht genannter Fonds aus dem Nahen Osten sollen ein Interesse an Air Europa signalisiert haben, es ist jedoch unklar, ob der hohe Preis auch diese potentiellen Investoren abschreckte.

Uneinigkeit über die Bewertung von Air Europa

Globalia begründete die Milliarde-Euro-Bewertung mit der positiven Geschäftsentwicklung von Air Europa im vergangenen Jahr, in dem die Fluggesellschaft einen Bruttogewinn von 116 Millionen Euro bei einem Umsatz von 2,9 Milliarden Euro erzielte. Trotz der verbesserten finanziellen Lage ist Air Europa jedoch weiterhin mit erheblichen Schulden belastet.

So nahm Air Europa im Jahr 2020 einen staatlich garantierten Kredit in Höhe von 475 Millionen Euro vom spanischen Staatsfonds SEPI auf, um während der Corona-Krise liquide zu bleiben. Diese Schulden werden im Jahr 2026 fällig, die Regierung erwägt jedoch eine Umschuldung für Air Europa und andere Fluggesellschaften, da Befürchtungen bestehen, daß diese die Beträge nicht rechtzeitig zurückzahlen können. Zudem hatte Air Europa im Jahr 2020 einen Kredit von der staatlichen Förderbank ICO aufgenommen, der laut Medienberichten jedoch bereits zurückgezahlt wurde. Pläne zur vorzeitigen Rückzahlung eines Teils der SEPI-Schulden im Laufe des Jahres 2024 wurden aufgrund hoher Zinsen verworfen.

Kontroverse um staatliche Hilfen und frühere Übernahmeversuche

Die staatliche Unterstützung für Air Europa ist weiterhin umstritten. Die Vizepräsidentin der Europäischen Volkspartei forderte die Europäische Kommission auf, eine Untersuchung der staatlichen Beihilfen an Air Europa einzuleiten, da sie „politische Günstlingswirtschaft und einen Interessenkonflikt“ innerhalb höchster Regierungsämter befürchtet. Sie warf der Regierung illegale politische Einmischung vor, die es der Fluggesellschaft ermöglicht habe, den SEPI-Kredit zu erhalten.

Bereits in der Vergangenheit gab es Übernahmebestrebungen für Air Europa. Die International Airlines Group (IAG), Muttergesellschaft von British Airways und Iberia, hatte zuvor versucht, die Fluggesellschaft vollständig zu übernehmen, die Pläne jedoch nach Auflagen der Europäischen Kommission zum Schutz des Wettbewerbs wieder verworfen. IAG hält derzeit einen Anteil von 20 Prozent an Air Europa, während Globalia 80 Prozent der Anteile besitzt.