Europa muss sich auf einen beispiellosen Hitzesommer einstellen, auch in Deutschland könnten die Temperaturen auf 40 Grad klettern. Die Ursache dafür liegt quasi vor unserer Haustür – und ist ein alter Bekannter.
Droht uns ein beispielloser Sommer voller Hitze und Trockenheit? Das zumindest legen erste Wettermodelle des des renommierten Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMF) nahe. Demnach könnte Deutschland von einer langanhaltenden Hitzewelle betroffen sein. Und das ausgerechnet nach einem trockenen Frühjahr, was bereits jetzt flächendeckend für Dürren in Norddeutschland sorgt.
Doch hinter der drohenden Hitzewelle könnte eine tiefere Ursache stecken. Neue Modellrechnungen des Max-Planck-Instituts für Meteorologie deuten auf einen Zusammenhang mit der sogenannten Atlantik-Anomalie hin, einem Ereignis, das bereits drei Jahre zurückliegt.
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Das Ergebnis: Wenn der Nordatlantik über einen längeren Zeitraum hinweg überdurchschnittlich warm ist, dann ist auch das Auftreten einer Hitzeperiode wahrscheinlicher. Das liegt vermutlich daran, dass hohe Wassertemperaturen im Atlantik die Luftzirkulation beeinflussen. Zirkuliert mehr warme Luft, wird die Entstehung von Hochdrucklagen begünstigt, die wiederum Hitzeperioden in Europa verstärken können.
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Wie Daten der US-Behörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zeigen: Auch in den vergangenen drei Jahren lagen die Temperaturen des Nordatlantiks deutlich über dem Durchschnitt. Das Jahr 2024 hält mit beispiellosen Temperaturen den bisherigen Rekord. Und damit sind wir bei einem alten Bekannten, der mit der Hitzewelle zu tun haben könnte: die Atlantik-Anomalie.
Zum Hintergrund: Über mehrere Monate hinweg konnten sich Expert:innen und Wissenschaftler und Forscherinnen nicht erklären, warum die Oberflächentemperatur des Atlantiks so schnell in die Höhe geschossen ist.
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Temperaturabweichungen im Nordatlantik. Die rote Linie zeigt das Jahr 2025, das bereits leicht über dem Durchschnitt liegt. Die orange Linie zeigt das Rekordjahr 2024. Climate Reanalyzer
Vor allem in den vergangenen zwei Jahren bereiteten die hohen Meerestemperaturen im Nordatlantik vielen Forscherinnen und Forschern Kopfzerbrechen. Die höchste Temperatur wurde laut NOAA am 31. August 2023 mit 25,37 Grad Celsius gemessen. Woher die Anomalie, die sogar bis in den Januar diesen Jahres hineinging, stammt, ist bisher nicht vollständig geklärt – aber die Folgen für marine Ökosysteme sind gewaltig: Im Gegensatz zu Landmasse können die Meere nämlich die aufgenommene Hitze nicht einfach so abgeben, sondern halten die Temperatur über einen längeren Zeitraum konstant. So kam es in der Karibik zu einem bislang beispiellosen Korallensterben. Auch Wetterextreme wie der Zyklon “Freddy” treten dadurch häufiger auf.
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Marine Hitzewelle sorgt für großes Fischsterben Brett Monroe Garner / Getty Images / iStock
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Bleibt der Monsun jedoch aus, heizt sich der Boden in der Region stärker auf. Die warme Luft steigt auf, wodurch ein Sog entsteht, der diese Luftmassen nach Norden zieht – bis nach Europa. Dort könnten sie stabile Hochdrucklagen verstärken und wochenlange Hitze und Trockenheit begünstigen. Ein weiterer möglicher Faktor für einen extrem heißen Sommer.
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Hinsichtlich der Prognosen zum kommenden Sommer wurde auch immer wieder diskutiert, ob die mittelfristigen Prognosen denn überhaupt zuverlässig sind. Das Nachhersage-Experiment des MPI erlaubt es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vor allem, Rückschlüsse zu ziehen. Auch der DWD nimmt eine eher vorsichtigere Haltung ein und spricht von “Tendenzen” zu einem Hitzesommer statt sicheren Prognosen.
Denn: Die mittelfristigen Prognosen über drei Monate beruhen auf komplexen Klimamodellen und sind daher Veränderungen unterworfen. Allerdings kommt mittlerweile häufig KI zum Einsatz, durch die auch mittelfristige Prognosen zuverlässiger werden. Und die übereinstimmende Meinung unter Meteorologinnen und Meteorologen ist: Auf Deutschland kommt ein Hitzesommer zu.
Bei aller Vorsicht und Besonnenheit geht auch der DWD davon aus, dass dies nicht die letzte Hitzewelle war: “Auch in Zukunft ist mit einem Anstieg der Häufigkeit von Hitzewellen und Trockenperioden im Sommer zu rechnen”, erklärt Andreas Paxian vom DWD.
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