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Die USA stufen beliebte Urlaubsorte in Europa derzeit als bedenkliche Reiseziele ein. Auch Deutschland findet sich nun auf der unrühmlichen Liste wieder.
Die Begründung ist eindeutig: Terroristische Gruppierungen und Einzeltäter stellen nach Einschätzung der US-Behörden „eine ständige Bedrohung“ dar. Deutschland reiht sich damit in eine Liste von insgesamt 13 europäischen Ländern ein, für die Washington erhöhte Vorsicht empfiehlt.
Deutschland im Visier: Messer, Sprengstoff und Fahrzeuge als Waffen
Das vierstufige Warnsystem der USA reicht von Level 1 (Normale Vorsichtsmaßnahmen) bis Level 4 (Nicht reisen). Deutschland erhielt die Einstufung Level 2 aufgrund der Terrorgefahr. „Terroristische Gruppen und Einzeltäter bleiben eine ständige Bedrohung in Deutschland und Europa“, heißt es in der offiziellen Warnung.
Was bedeuten die Level der US-Reisewarnung?
Level 1 – Normale Vorsichtsmaßnahmen treffen: Normale Vorsichtsmaßnahmen ausreichend – minimale Risiken
Level 2 – Erhöhte Vorsicht walten lassen: Erhöhte Sicherheitsrisiken – zusätzliche Vorsicht nötig
Level 3 – Reise überdenken: Ernste Sicherheitsrisiken – Reise überdenken
Level 4 – Nicht reisen: Absolutes Reiseverbot – extrem gefährlich
Die US-Behörden warnen konkret vor Angriffen „mit Messern, Kleinwaffen, einfachen Sprengvorrichtungen und Fahrzeugen“. Besonders gefährdet seien Touristenattraktionen, Verkehrsknotenpunkte wie Flughäfen und Bahnhöfe, Einkaufszentren, Hotels, Restaurants, religiöse Stätten sowie Bildungseinrichtungen und große Sport- oder Kulturveranstaltungen.
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Italien, eines der beliebtesten Reiseziele für US-Amerikaner, wurde ebenfalls auf Level 2 eingestuft. „Es besteht das Risiko terroristischer Gewalt, einschließlich Terroranschlägen und anderen Aktivitäten in Italien“, warnt das Außenministerium. Besonders gefährdet seien Touristenattraktionen, Verkehrszentren und Einkaufszentren.

Die US-Regierung warnt vor Reisen nach Italien: Grund ist Terrorgefahr. © IMAGO/Harald Dostal
Belgien und die Niederlande stehen aus ähnlichen Gründen auf der Liste. „Terroristen können mit wenig oder gar keiner Warnung angreifen“, heißt es in beiden Warnungen. Die Ziele umfassen das gesamte Spektrum öffentlicher Orte – von Märkten über Hotels bis hin zu Parks und Schulen.
Nordeuropa nicht verschont: Schweden, Dänemark und Großbritannien
Schweden und Dänemark, traditionell als sichere Reiseziele geltend, erhalten ebenfalls Level-2-Warnungen ausschließlich wegen Terrorrisikos. „Terroristische Gruppen planen weiterhin mögliche Anschläge“, lautet die Begründung für beide skandinavischen Länder. Die USA empfehlen besondere Aufmerksamkeit in „überfüllten öffentlichen Veranstaltungsorten“. Wie unterschiedlich die Bewertung ausfallen kann, zeigt der jährliche Global Peace Index (GPI) des Institute of Economics and Peace (IEP). Hier landete Dänemark erst 2024 auf Platz 8 der sichersten Länder der Welt.
Ab wann spricht man von einem Terroranschlag?
Das deutsche Strafrecht definiert Terrorismus über die „terroristische Vereinigung“ (§§ 129a, 129b StGB). Jedes Delikt, das zur Verfolgung der Ziele einer terroristischen Vereinigung oder zu deren Aufrechterhaltung begangen wird, gilt als terroristische Straftat. Das Bundesamt für Verfassungsschutz definiert Terrorismus als „nachhaltig geführten Kampf für politische Ziele, die mithilfe von Anschlägen auf Leib, Leben und Eigentum anderer Menschen durchgesetzt werden sollen“
Das Vereinigte Königreich wurde im September 2024 von Level 1 auf Level 2 hochgestuft. Zusätzlich zum allgemeinen Terrorrisiko warnen die USA vor „isolierter Gewalt durch dissidente Gruppen in Nordirland“, die sich „hauptsächlich auf Polizei- und Militärziele“ konzentriere.
Frankreich und Spanien: Terrorismus plus Unruhen
Frankreich steht ebenfalls auf der Level-2-Liste, allerdings mit einer doppelten Begründung. Neben dem Terrorrisiko warnen die USA auch vor „zivilen Unruhen“. „Terroristische Gruppen planen weiterhin mögliche Anschläge in Frankreich“, so die Einschätzung. Friedliche Demonstrationen könnten „in seltenen Fällen Gewalt und Sachschäden“ beinhalten.

Polizisten patrouillieren auf dem Platz vor dem Eiffelturm, wo 2023 ein islamistischer Anschlag auf einen deutschen Touristen verübt wurde. © Christophe Ena/dpa
Spanien erhält dieselbe Doppelwarnung wegen Terrorismus und ziviler Unruhen. Die US-Behörden betonen, dass Demonstrationen „häufig“ seien und als Reaktion auf politische oder wirtschaftliche Themen auftreten könnten. Reisende sollen „Demonstrationen und Menschenmengen vermeiden“ und lokale Medien verfolgen.
Europäische Sonderfälle: Warnungen wegen Kriminalität statt Terror
Nicht alle europäischen Länder auf der Level-2-Liste stehen wegen Terrorismus unter Beobachtung. Serbien erhält die Warnung „aufgrund von Kriminalität“, wobei „Gewalt im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität und hochkarätigen Sportereignissen“ als häufig bezeichnet wird. Reisende sollen keine Wertgegenstände zur Schau stellen und bei Bankbesuchen besonders vorsichtig sein.

Serbische Fußballfans wie von Roter Stern Belgrad gelten als gewaltbereit. © Darko Vojinovic/AP/dpa
Albanien steht aus ähnlichen Gründen auf der Liste. Die USA warnen vor „gezielter Gewalt im Zusammenhang mit illegalen Drogennetzwerken und organisierter Kriminalität im ganzen Land“. Die Fähigkeit der Strafverfolgungsbehörden, Reisende zu schützen, sei „in einigen Gebieten, insbesondere in abgelegenen Regionen“ begrenzt.
Extremfälle: Belarus und Ukraine mit Reiseverbot
Zwei europäische Länder erhalten die höchste Warnstufe, Level 4 (Nicht reisen). Belarus steht wegen „willkürlicher Durchsetzung lokaler Gesetze, dem Risiko von Festnahmen, der anhaltenden Unterstützung von Russlands Krieg gegen die Ukraine und dem Potenzial für zivile Unruhen“ auf der schwarzen Liste. US-Bürger in Belarus sollen „sofort ausreisen“.
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Die Ukraine erhält das Reiseverbot „aufgrund von Russlands Krieg gegen die Ukraine“. Das Außenministerium warnt vor „häufigem Beschuss, Raketen- und Drohnenangriffen auf Wohngebiete und zivile Infrastruktur“ sowie der begrenzten Fähigkeit der Botschaft, Hilfe zu leisten.
Welche Auswirkungen haben die Reisewarnungen?
Die Warnungen haben durchaus praktische Konsequenzen. US-Bürger werden aufgefordert, sich im „Smart Traveler Enrollment Program“ zu registrieren und Reiseversicherungen abzuschließen. „Seien Sie sich Ihrer Umgebung bewusst, wenn Sie Touristenattraktionen und überfüllte öffentliche Veranstaltungsorte besuchen“, lautet eine der konkreten Empfehlungen.
Alle US-Reisewarnungen für Europa (ab Stufe 2):
Level 2 (Erhöhte Vorsicht walten lassen): Deutschland (Terrorismus), Frankreich (Terrorismus, zivile Unruhen), Italien (Terrorismus), Spanien (Terrorismus, zivile Unruhen), Belgien (Terrorismus), Niederlande (Terrorismus), Vereinigtes Königreich (Terrorismus), Schweden (Terrorismus), Dänemark (Terrorismus), Serbien (Kriminalität), Albanien (Kriminalität), Armenien (bewaffnete Konflikte)
Level 4 (Nicht reisen): Belarus (willkürliche Gesetze, Festnahmerisiko, Unterstützung Russlands), Ukraine (Russlands Krieg)
Für die betroffenen europäischen Länder bedeuten die Warnungen einen möglichen Rückgang amerikanischer Touristen. Ob die Einschätzungen der US-Behörden gerechtfertigt sind, bleibt umstritten – europäische Sicherheitsexperten bewerten die Lage teilweise anders als ihre amerikanischen Kollegen. Die Warnungen werden regelmäßig überprüft und können je nach Sicherheitslage angepasst werden.