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Elon Musks „Effizienz“-Bemühungen könnten für die USA teuer enden. Viele der Einsparungen bestehen ohnehin nur auf dem Papier.
Washington, DC – Tech-Milliardär Elon Musk war in der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump als Berater bei dem neu gegründeten Ministerium für Regierungseffizienz (DOGE) tätig und wollte dort zwei Billionen US-Dollar an Staatsausgaben einsparen. Doch statt mehr Effizienz hinterließ der Tesla-Chef vor allem Chaos und Unsicherheit in den USA. Eine erste Bilanz zeigt: Sein Sparziel hat Musk weit verfehlt – und am Ende müssen die USA womöglich sogar draufzahlen.
Fehlende Belege, Rechentricks und Millionenklagen: Wie Musk dem US-Steuerzahler Kosten verursachte
Noch steht nicht abschließend fest, ob und wie viel Elon Musk tatsächlich einsparen konnte. Klar ist aber: Sein Sparziel in Höhe von zwei Billionen US-Dollar hat er nicht erreicht. Noch im März behauptete Musk in einem Fox News-Interview, DOGE werde bis zu seinem Ausscheiden, „den Großteil der Arbeit geleistet haben, die nötig ist, um das Defizit um eine Billion Dollar zu senken.“ Am Freitag (30. Mai) verabschiedete Trump den Tesla-Chef offiziell aus dem Dienst im Weißen Haus und nun ist klar: Auch sein Eine-Billion-Versprechen konnte der Tech-Milliardär nicht halten. Den Berechnungen des Magazins The Atlantic zufolge konnte DOGE lediglich ein Tausendstel der Summe einsparen.
Die genauen Einsparungen lassen sich aufgrund fehlender Belege allerdings oft nicht nachvollziehen. Nur rund 20 Prozent der angeblichen Einsparungen sind überhaupt öffentlich belegt, heißt es von CNN. Oftmals gab es auch Ungereimtheiten bei jenen Nachweisen, die das Ministerium auf seiner Webseite veröffentlichte. Angebliche Einsparungen von 8 Milliarden US-Dollar etwa schrumpften plötzlich auf acht Millionen zusammen, wie die New York Times belegte. Mehrfach verrechnete sich das DOGE-Ministerium auch, führte einmal laut CBS News denselben Betrag dreimal an oder ließ angebliche Kürzungen unkommentiert von der Webseite verschwinden.
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DOGE habe 170 Milliarden US-Dollar oder rund 1.056 US-Dollar pro US-Steuerzahler eingespart, hieß es vom Weißen Haus am Freitag auf der Plattform X. Laut CNN-Analyse ist diese Zahl jedoch massiv übertrieben. Allein schon, weil DOGE von nur 161 Millionen individuellen Steuerzahlern in den USA ausgeht. Legt man die korrekten Zahlen zugrunde, käme man auf „514 Dollar“ pro Steuerzahler, wie Betsey Stevenson, die frühere Chefökonomin des US-Arbeitsministeriums, CNN vorrechnet. Das gelte auch nur dann, fügt Stevenson hinzu, wenn man davon ausgehe, dass DOGE tatsächlich 175 Milliarden US-Dollar gespart habe – was aber wahrscheinlich nicht der Fall sei.
Überhaupt grob nachvollziehen lassen sich ohnehin nur Einsparungen von rund 72 Milliarden US-Dollar – selbst hier ist unklar, was davon real ist. 32 Milliarden US-Dollar Entlastung ergeben sich demnach durch gekündigte Verträge, 40 Milliarden US-Dollar durch gekündigte Zuschüsse und 216 Millionen durch beendete Leasingverträge. Experten zufolge könnten durch die Effizienzbemühungen von DOGE die USA am Ende sogar Geld kosten: etwa durch Einnahmeverluste, Gerichtsverfahren, teure Neueinstellungen oder sinkende Produktivität.

US-Präsident Donald Trump (rechts) verabschiedet den Tech-Milliardär Elon Musk auf einer gemeinsamen Pressekonferenz. Musk trägt ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift „Dogefather“, eine Anspielung auf den Mafiafilm „Godfather“ und ein Wortspiel mit dem Ministerium DOGE (Bild vom 30. Mai 2025). © IMAGO/Francis Chung / ZUMA Press WireWo Elon Musks DOGE-Ministerium die USA eigentlich nur Geld kostete
Im Februar hatte rund zwei Millionen US-Staatsbedienstete eine Rundmail erreicht, die ihnen eine Frist setze: Die Regierungsbeamten sollten mitteilen, ob sie ein Abfindungsangebot in Höhe von acht Monatsgehältern annehmen wollen und freiwillig kündigen. Die zahlreichen Personalkürzungen durch DOGE führten laut der Ex-Chefökonomin Stevenson zu geringeren Steuereinnahmen in den USA. Auch Millionenklagen sind eine Konsequenz. „Insgesamt deuten Schätzungen darauf hin, dass die Ausgaben für diese Kürzungen genauso hoch sein könnten wie die tatsächlichen Kürzungen. Langfristig ist nicht klar, ob DOGE Einsparungen gebracht hat“, kommentierte Betsey Stevenson gegenüber CNN.
Der Experte Max Stier beziffert die von DOGE verursachten Kosten auf 135 Milliarden US-Dollar. Diese Zahl ergibt sich laut dem Chef der NGO Partnership for Public Service dadurch, dass die Massenentlassungen unter DOGE zu Personalmangel führten und Teile der entlassenen Belegschaft wieder neu geschult und eingestellt werden musste. Im März hatte etwa ein Bundesrichter angeordnet, dass 1.400 entlassene Mitarbeiter aus dem Bildungsministerium wiedereingestellt werden müssen. Hinzukommt, dass die Produktivität der Staatsdiener zurückgegangen sei, da die Arbeitsmoral nach der traumatisierenden Erfahrung am Boden sei.
Laut Reuters hat die US-Regierung in den ersten Monaten von Trumps zweiter Amtszeit sogar rund 250 Milliarden US-Dollar mehr ausgegeben als im gleichen Zeitraum des Vorjahres – ein Anstieg um zehn Prozent. US-Präsident Trump jedenfalls zeigte sich bei der Pressekonferenz am Freitag zufrieden mit der Arbeit seines Beraters. Musk habe einen „unglaublichen Dienst“ geleistet. Zum Abschied von DOGE händigte der US-Präsident dem Tech-Milliardär einen vergoldeten Schlüssel aus und betonte, Musk werde weiterhin im Weißen Haus „ein und aus gehen“.