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Trumps Ukraine-Gesandter findet Putins Nato-Sorgen „berechtigt“. Er wiederholt Russlands Narrativ, die Nato führe in der Ukraine enen Stellvertreterkrieg.

Update vom 1. Juni, 10.25 Uhr: Mit einem neuen Statement bringt der US-Sondergesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, Putins Presse Jubel zum Jubeln: In einem Interview mit Fox News sagte der Sondergesandte von Donald Trump, Wladimir Putin habe in gewisser Weise recht damit, dass die Nato in der Ukraine einen Stellvertreter-Krieg führe. Er greift damit Narrative der russischen Propaganda zum Ukraine-Krieg auf, den Russland vor rund drei Jahren gestartet hat.

Kellog sagte konkret, Putin betrachte den Ukraine-Krieg „derzeit ebenfalls als einen Stellvertreterkrieg der Nato, und ehrlich gesagt ist es das in gewisser Weise auch. Man sehe sich nur an, wie die europäischen Nationen die Ukraine unterstützen. Putin sieht das eindeutig“. Kellogg bezog sich konkret auf eine mögliche Entscheidung des deutschen Kanzlers Merz, die Ukraine mit Taurus-Raketen zu beliefern. Diese könnten weit ins russische Hinterland zielen, so Kellogg.

Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass titelte nach dem Fox News-Interview triumphierend: „Präsident Putin hat Recht, dass die Nato einen Stellvertreterkrieg mit Russland führt – Kellogg“.

Donald Trumps Ukraine-Sondergesandter Keith Kellogg sprach in einem Interview von einem Stellvertreterkrieg der Nato in der Ukraine.

Donald Trumps Ukraine-Sondergesandter Keith Kellogg sprach in einem Interview von einem Stellvertreterkrieg der Nato in der Ukraine. © Screenshot Fox NewsTrump-Gesandter schockiert Osteuropa mit Nato-Aussage – „wie München“ 1938

Erstmeldung: Washington, D.C. – Äußerungen des US-Sondergesandten für die Ukraine, Keith Kellogg, zur Nato-Osterweiterung haben in Osteuropa für Aufregung gesorgt. Litauen zog sogar Parallelen zum Münchner Abkommen von 1938, das zur Besetzung der Tschechoslowakei durch Nazi-Deutschland führte. Der Kreml hingegen zeigte sich erfreut.

Ukraine-Verhandlungen: Russland will Nato-Erweiterung nach Osten verhindern

Zur Vorgeschichte: Russland fordert laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters in den Verhandlungen zur Beendigung des Ukraine-Kriegs eine schriftliche Zusicherung, dass die Nato sich nicht weiter nach Osten ausdehnt. Keith Kellogg hatte dies zuletzt in einem Interview mit ABC News als ein „berechtigtes Anliegen“ bezeichnet. Er bestätigte zudem, dass Russland nicht nur die Ukraine, sondern auch die Nato-Ambitionen von Georgien und Moldau im Blick habe.

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Fotostrecke ansehenTrumps Gesandter unterstützt Putins Forderungen vor Ukraine-Verhandlungen

Der Ukraine-Sondergesandte von Donald Trump stärkte damit Wladimir Putins Forderungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs vor der nächsten Verhandlungsrunde am Montag in Istanbul. Der Kreml zeigte sich erfreut darüber und erklärte am Freitag, man sei „froh“, dass Putins Widerstand gegen die Nato in Washington endlich „auf Verständnis stößt“.

In Osteuropa hingegen stießen Kelloggs Äußerungen auf scharfe Kritik. Vertreter aus vier osteuropäischen Ländern reagierten empört auf die Aussagen der Trump-Regierung.

Nato-Blockade als Putins Bedingung für Frieden – Vergleich mit dem Münchner Abkommen

Ein hochrangiger litauischer Beamter, der anonym bleiben wollte, zog gegenüber dem britischen Blatt The Independent einen historischen Vergleich: „Es sieht aus wie München, wo Großmächte über das Schicksal kleinerer Mächte entscheiden.“ Damit bezog er sich auf das Münchner Abkommen von 1938, das letztlich zum Einmarsch Nazi-Deutschlands in die Tschechoslowakei führte.

Dass der US-Sondergesandte auch den Nato-Nichtbeitritt von Moldau und Georgien thematisierte, sei ein Signal an Putin, dass die USA nicht bereit seien, diese Länder bei einem russischen Angriff zu verteidigen. „Russland versucht, das zu bekommen, was es 2022 erreichen wollte: eine Pufferzone“, so der litauische Beamte. „Aber diese Zone könnte bald Teil Russlands werden, wenn der Kreml sieht, dass niemand sie verteidigt.“

Münchner Abkommen von 1938

Das Münchner Abkommen war ein Abkommen zwischen Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien, das am 29. September 1938 geschlossen wurde. Die Regierungschefs Adolf Hitler, Neville Chamberlain, Édouard Daladier und Benito Mussolini bestimmten darin, dass die Tschechoslowakei das Sudetenland an Deutschland abtreten und mit einer Frist von zehn Tagen räumen müsse. Kurz darauf marschierte die deutsche Wehrmacht in die Tschechoslowakei ein. Die Tschechoslowakei selbst sowie die mit ihr verbündete damalige Sowjetunion waren zu den Gesprächen, die zum Münchner Abkommen führten, nicht eingeladen.

Nato-Osterweiterung: Moldau fühlt sich durch russische Truppen in Transnistrien bedroht

In der moldauischen Region Transnistrien hat Russland mehrere tausend Soldaten stationiert, was die Sorge nährt, Moldau könnte das nächste Ziel Putins sein. In Moldau herrscht bereits große Besorgnis über die Bedrohung durch Russland. Die außenpolitische Beraterin der moldauischen Präsidentin Maia Sandu betonte gegenüber The Independent, dass Russland die Neutralität des Landes verletze, indem es „weiterhin gegen unseren Willen und unter Missachtung des Völkerrechts illegal Truppen auf unserem Hoheitsgebiet stationiert.“

Auf die Äußerungen von Keith Kellogg angesprochen, dass ein Nato-s Erweiterung auf bestimmte osteuropäische Staaten blockiert werden solle, erklärte Rosca: „Moldau ist ein verfassungsmäßig neutrales Land. Diese Position wird sowohl im Inland als auch international deutlich gemacht.“ Bereits 1994 schrieb Moldau die „permanente Neutralität“ in seiner Verfassung fest und trat weder der Nato noch einem von Russland geführten Militärbündnis bei. Im Juni 2024 begannen offizielle Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union.

Der US-Gesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, bei einem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj im Februar 2025. Kellogg bekräftigte jetzt Nato-Forderungen von Russland.

Der US-Gesandte für die Ukraine, Keith Kellogg (r.), bei einem Treffen mit Wolodymyr Selenskyj im Februar 2025. Kellogg bekräftigte jetzt Nato-Forderungen von Russland. © ImagoOsteuropa betont sein Recht auf Sicherheit bei Nato-Verhandlungen – Ukraine als Beispiel

Der estnische Präsident Alar Karis stellte im Independent klar, dass jedes Land das Recht habe, „seine eigenen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen“. Er fügte hinzu: „Die Zukunft der Ukraine liegt in der Nato.“

Der tschechische Außenminister Jan Lipavsyk sieht die Nato-Erweiterung nach Osten als vorteilhaft für Russlands Sicherheit und schrieb im Online-Portal X: „Die Nato-Erweiterung dient Russlands Sicherheitsinteressen. Wo Russland an Nato-Staaten grenzt, herrscht kein Krieg. Anderswo schon.“

Russland stellt Bedingungen für Frieden in der Ukraine vor Verhandlungen in Istanbul

Bei der nächsten Runde der Friedensverhandlungen am Montag (2. Juni) in Istanbul sollen die von der Ukraine und Russland entworfenen Memoranden laut Kellogg zu einem Dokument zusammengeführt werden. Vertreter der Regierungen Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens sollen sich den Gesprächen mit den USA anschließen.

Am Samstag (31. Mai) übermittelte Russland der Ukraine einige Bedingungen für eine vorübergehende Waffenruhe: Für die Dauer des Waffenstillstands sei es erforderlich, dass die westlichen Länder die Waffenlieferungen an die Ukraine einstellten und die Ukraine ihre Mobilmachung beende, sagte Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja im UN-Sicherheitsrat.

Trotz der diplomatischen Bemühungen hält die Gewalt in der Ukraine an. Bei neuen russischen Drohnenangriffen wurden am Freitag in der nordostukrainischen Region Charkiw nach Angaben örtlicher Behörden mehrere Menschen verletzt. (smu)