Die Delegationen von Russlan und der Ukraine sitzen sich im Ciragan Palast in Istanbul an einem großen Tisch gegenüber.

Die Verhandlungen zwischen den Delegationen im Ukraine-Krieg haben begonnen. (AP / Ukrainian Ministry of Defense)

Selenskyj sagte bei einem Besuch in Litauen, er sei sich nicht sicher, ob Russland zu einem produktiven Treffen bereit sei. Die Ukraine hingegen sei bereit, die notwendigen Schritte für den Frieden zu unternehmen. Ausgangspunkt sollten ein Waffenstillstand und humanitäre Maßnahmen, die Freilassung von Gefangenen und die Rückgabe entführter Kinder sein, sagte der Präsident vor den Staats- und Regierungschefs. Sollte die zweite Gesprächsrunde ergebnislos bleiben, seien neue und härtere Sanktionen der EU und der USA gegen den russischen Energie- und Finanzsektor erforderlich. 

Geplant ist in Istanbul, dass beide Seiten ihre jeweiligen Memoranden für eine Beendigung des Krieges vorstellen und besprechen. Nach eigenen Angaben hat die Ukraine ihren Vorschlag bereits vorab an Russland übergeben, während der Kreml seinerseits noch kein Memorandum vorgelegt habe.

Die Delegation aus Kiew wird von Verteidigungsminister Umerow angeführt, die russische Delegation von Präsidentenberater Medinski. ARD-Korrespondent Vassili Golod erklärte, da Medinski weder Minister noch hochrangiger Politiker sei, habe er relativ geringe Erwartungen an die Gespräche.

Forderungen gehen weit auseinander

Der ukrainische Präsident Selenskyj forderte vor den Verhandlungen auf der Grundlage eines US-Vorschlags eine international überwachte bedingungslose 30-tägige Waffenruhe als Einstieg in Friedensverhandlungen. Für die Vereinbarung eines dauerhaften Friedens stellt er sich auch ein Treffen auf höchster Ebene – also zwischen den Präsidenten – vor. Nur so könnten die wichtigsten Fragen gelöst werden.

Moskau lehnte eine bedingungslose Waffenruhe zuletzt mit dem Argument ab, Kiew könnte eine Feuerpause zum Kräftesammeln im Krieg nutzen. Russland stellt zwei Bedingungen als Mindestvoraussetzung für eine Waffenruhe: Zum einen müssten die westlichen Länder für die Dauer der Waffenruhe ihre Waffenlieferungen an die Ukraine einstellen und die Ukraine müsse ihre Mobilmachung beenden. Das sagte Russlands UNO-Botschafter Nebensja im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am Freitag.

Von Storch (AfD) kritisiert ukrainische Angriffe von Militärflughäfen

Die AfD-Politikerin von Storch hatte zuvor die ukrainischen Angriffe auf russische Militärflughäfen kritisiert. Dass die Ukraine nur wenige Stunden vor Beginn der Verhandlungen in Istanbul Flugzeuge tief im Inneren Russlands zerstöre, sei unverantwortlich, sagte von Storch im Deutschlandfunk. Wörtlich sprach sie von einer “Eskalation” Kiews, die die Gespräche über eine Waffenruhe zum Scheitern bringen könnte.

Auf das Recht der Ukraine, sich gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands zu wehren, ging von Storch nicht ein. Die stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende sagte lediglich, es gebe auch auf russischer Seite Kräfte, die an einer Fortsetzung des Krieges interessiert seien. Russland führt seit mehr als drei Jahren einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.

Nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes wurden bei den Angriffen mehr als 40 russische Flugzeuge zerstört – unter anderem auf einer rund 4.300 Kilometer entfernten Militärbasis in Ostsibirien. Medienberichten zufolge wurden die Drohnen von ukrainischen Agenten in der Nähe der Militärflughäfen gestartet.

Die Ukraine meldete gestern ihrerseits den größten russischen Drohnenangriff seit Beginn des Krieges. Die Luftwaffe erklärte, Moskau habe allein in einer Nacht 472 Drohnen eingesetzt.

Diese Nachricht wurde am 02.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.