StartseitePolitik

DruckenTeilen

Annalena Baerbock hat jetzt einen Top-Job bei der UN. Ihr Einkommen zahlt der deutsche Staat – nicht die Vereinten Nationen.

Berlin/New York – Die ehemalige deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ist am Montag (2. Juni) zur Präsidentin der 80. UN-Generalversammlung gewählt worden. Ein prestigeträchtiges Amt – bezahlt aus der deutschen Staatskasse. Dabei entspricht ihr Einkommen nicht etwa einer international besoldeten UN-Funktion, sondern einem deutschen Diplomatengehalt.

Deutschland bezahlt Top-Posten bei UN: So viel verdient Baerbock jetzt

Wie das Auswärtige Amt gegenüber Reuters bestätigt, erhält Baerbock eine Besoldung nach der Gruppe B9 – das entspricht dem Status einer deutschen Botschafterin. Ihr monatliches Bruttogehalt liegt damit bei rund 13.000 Euro. Die UN selbst trägt keine Kosten für dieses Amt. Für den Posten übernehme jeweils das Heimatland die Kosten und nicht der UN-Haushalt, so ein Sprecher des Außenministeriums.

Im Vergleich zu ihrem früheren Amt als Bundesaußenministerin muss Baerbock damit finanzielle Einbußen hinnehmen. Als Ministerin erhielt sie ein monatliches Bruttogehalt von rund 21.392 Euro plus Zulagen (Quelle: parlamentjobs.de, Stand 07/2024).

Nun also knapp 13.000 Euro – ohne Aufwandsentschädigungen oder Sonderzahlungen, aber mit Wohnungsanspruch, wie bei anderen ins Ausland entsandten deutschen Diplomaten üblich. Dass Deutschland diesen Posten mit Baerbock besetzt, war innenpolitisch jedoch umstritten. Kritiker verweisen auf eine Verdrängung der ursprünglich nominierten deutschen Top-Diplomatin Helga Schmid.

Minister unter Merz: Komplette Liste des Kabinetts – von Klingbeil bis zu „neuen Gesichtern“

17 Ministerinnen und Minister, dazu ein Bundeskanzler namens Friedrich Merz: Sie bilden das Kabinett der Koalition aus CDU, CSU und SPD und damit die 25. Bundesregierung Deutschlands.

Fotostrecke ansehenKontroverse um die UN-Nominierung Baerbocks: „Egoismus“ statt Solidarität?

„Sie hat alte UN-Erfahrung, das hat Annalena Baerbock nicht“, kritisierte der Journalist Christoph von Marschall im Interview WDR 5 Morgenecho. Die Art, wie Baerbock auf das Amt hingearbeitet habe, sei „nicht darauf angelegt, eine breite Zustimmung zu erfahren“. Von Marschall beklagte in dem Gespräch außerdem den mangelnden weibliche Schulterschluss: „Wenn man meint, sich gegen eine geeignete Kandidatin durchzusetzen, zeigt das auch nicht gerade weibliche Solidarität.“

Aus ganz anderer Richtung wehte Baerbock ebenfalls Wind entgegen: Russland beantragte eine geheime Wahl statt der sonst üblichen Akklamation – ein diplomatischer Affront. Die Begründung, schreibt die AFP: Baerbock sei parteiisch und „inkompetent“.

Annalena Baerbock

Annalena Baerbock ist nun Präsidentin der UN-Generalversammlung. Ihr Gehalt orientiert sich an der höchsten Botschafterbesoldung. © IMAGO / XinhuaErdrutschsieg für Baerbock trotz Kritik – doch was bedeutet das Amt wirklich?

Dennoch erhielt Baerbock 167 Stimmen – deutlich mehr als nötig. Ihre ehemalige Konkurrentin Schmid bekam nur sieben Stimmen, 14 Staaten enthielten sich. Baerbock kündigte nach der Wahl an, unter dem Motto „Better Together“ eine „einende Kraft“ in schwierigen Zeiten sein zu wollen.

Faktisch ist das Amt protokollarischer Natur: Die Präsidentin leitet die Sitzungen der Generalversammlung, moderiert Debatten, hat aber keine operative Macht wie der UN-Generalsekretär. Dennoch ist das Amt nicht zu unterschätzen. Laut Patrick Rosenow von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen, heißt es auf tagesschau.de, könnte Baerbock eine wichtige Rolle bei der Suche nach dem nächsten UN-Generalsekretär oder beim deutschen Sicherheitsratssitz 2027/28 spielen.

Was kostet Baerbocks UN-Amt den Steuerzahler?

Klar ist: Die Finanzierung erfolgt aus dem Bundeshaushalt. Mit 13.000 Euro monatlich summiert sich Baerbocks Gehalt auf rund 156.000 Euro pro Jahr – ohne eventuelle Wohnungs- oder Umzugskosten, die üblicherweise vom Staat übernommen werden. Damit liegt ihr aktuelles Einkommen unter dem von Bundestagsabgeordneten, die mit Diäten und Pauschalen auf rund 16.500 Euro pro Monat kommen.

Zum Vergleich: Bundeskanzler Friedrich Merz verdient gemäß bundestag.de derzeit rund 31.000 Euro monatlich, ein Betrag, der das Doppelte von Baerbocks UN-Gehalt ausmacht.

Politikergehälter im Vergleich:

Bundeskanzler31.315,83 € (Zusammengesetzt aus Amtsgehalt, Zulagen, Diät)Bundesminister26.807,26 € (Amtsgehalt nach §11 BMinG)Bundestagsabgeordneter11.227,20 € (Diät)Ministerpräsident (Land)13.000–17.600 € (je nach Bundesland)Präsidentin der UN-Generalversammlungca. 13.000 € (Besoldungsgruppe B9, ohne Zuschläge)Landtagsabgeordneterca. 4.000–10.000 € (plus Pauschalen von 540 – 4.525 €)Bürgermeister (hauptamtlich)ca. 4.000–10.000 € (je nach Gemeindegröße)Bürgermeister (ehrenamtlich)ca. 1.000–5.000 € (Aufwandspauschale je nach Gemeinde)

Quellen: parlamentsjobs.de, bundestag.de (Stand: Mai 2025)

Annalena Baerbock: Politische Ambitionen oder Karrieresicherung?

Markus Decker kommentiert im RND, Baerbocks Schritt sei auch ein Akt der (politischen) Selbstrettung. Die Ex-Außenministerin habe bereits mehrfach bewiesen, dass sie mit Machtansprüchen offensiv umgeht. Dass sie ihre Kanzlerambitionen 2025 im US-Fernsehen zurückzog und familiäre Gründe für den Verzicht auf den Fraktionsvorsitz im Bundestag nannte, aber jetzt kurzerhand in die USA umzog, zeige, wie taktisch sie agiere, so seine Ansicht.

Trotz aller Kritik erhält Baerbock Unterstützung vom neuen CDU-geführten Auswärtigen Amt, wie tagesschau.de berichtet. Ihre Kandidatur sei „ausdrücklich unterstützt“ worden – eine diplomatische Formulierung, die kaum verdeckt, wie gespalten das politische Berlin auf Baerbocks neue Rolle blickt.

Präsidentin der 80. UN-Generalversammlung: Viel Geld, viel Verantwortung – wenig Einfluss?

Baerbocks neues Amt ist international sichtbar, doch mit beschränkter Machtfülle. Ihr Gehalt liegt deutlich unter dem eines Bundesministers oder Kanzlers – wird jedoch ebenfalls von deutschen Steuerzahlern getragen, obwohl sie für die UN arbeitet.

Ob Baerbock die skeptischen Stimmen aus Deutschland und dem Ausland verstummen lassen kann, wird sich zeigen. Ihre diplomatische Feuertaufe steht spätestens im September an, wenn sie vor der Generalversammlung ihre Antrittsrede hält. Ein Jahr hat sie dann Zeit zu beweisen, dass ihre Kritiker mit ihrer Einschätzung daneben lagen.