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Ein gewaltiger Gletscherabbruch in der Schweiz sorgt für Verwüstung. Die Gefahr einer Flutwelle besteht. Außerdem sind weitere Gletscherstürze möglich.
dieser NachrichtNach Gletschersturz in der Schweiz – Experten fürchten Flutwelle„Alles ist weg“ – Weitere Gletscherstürze nach Naturkatastrophe in Blatten drohen
Update vom 31. Mai, 11.23 Uhr: Das Lötschental im Schweizer Kanton Wallis ist einer weiteren Katastrophe vorerst entgangen. Das abgestürzte Eis-, Fels- und Geröllmaterial, das sich im Tal gesammelt hatte, ist vorerst stabil. Die zeitweise befürchtete Flutwelle oder eine Gerölllawine sind nicht eingetreten.
Inzwischen füllt sich der vorsorglich entleerte Stausee an der Lonza in Ferden unterhalb des Katastrophengebiets wieder mit Wasser. Noch ist die Gefahr eines Murgangs aber noch nicht gebannt. Die Temperaturen in den kommenden Tagen würden die Schneeschmelze beschleunigen, sagte der Walliser Staatsrat Stéphane Ganzer am Samstagmorgen (31. Mai) dem RTS. Zudem wurden heftige Regenfälle angekündigt, was die Lage wieder verschärfen könnte.
Gletscher-Katastrophe in den Alpen: Aufgestautes Wasser fließt ab
Update vom 31. Mai, 6.20 Uhr: Nach dem Gletscherabbruch in der Schweiz fließt nun mehr des gefährlich aufgestauten Wassers am Fluss Lonza ab. „Das ist eine gute Nachricht“, sagte Jonas Jeitziner vom Regionalen Führungsstab im Lötschental der Deutschen Presse-Agentur. Das Flussbett ist seit Tagen durch die Geröllmengen blockiert. Der dahinter entstandene See bereitet den Behörden Sorge.
Zwar könnten sich immer noch Geröll oder Eis aus dem gigantischen Schuttberg lösen, es werden aber vorerst keine Konsequenzen für andere Talbewohner befürchtet, so Jeitziner. Dennoch drohen weitere Felsabbrüche oberhalb des Katastrophengebiets. Die nächste Lagebeurteilung ist am Samstag (31. Mai) gegen 8 Uhr geplant.

Eine Luftaufnahme zeigt die Zerstörung, nachdem eine Gerölllawine auf den Talboden niederging und das Dorf Blatten zerstörte. © Jean-Christophe Bott/dpaNach Gletschersturz in der Schweiz
Update vom 30. Mai, 22 Uhr: „Die Lonza, die mittlerweile über die gesamte Länge des Schuttkegels fliest, füllt den vorsorglich entleerten Stausee in Ferden erneut auf“, informiert der Kanton Wallis in einer Pressemitteilung am Freitagabend. Durch die bei dem Gletscherabbruch heruntergebrochenen Massen war der Lauf des Flusses Lonza blockiert. Dieser begann, sich zu einem See aufzustauen. Experten fürchteten eine Flutwelle, sollte das aufgestaute Wasser den Schuttkegel durchbrechen. Zunächst ist es dazu nicht gekommen.
Update vom 30. Mai, 19.31 Uhr: Nach dem Gletscherabbruch in der Südschweiz und der dadurch verursachten Zerstörung des Dorfs Blatten hat sich die Lage nach Ansicht der Behörden zumindest vorläufig entspannt. Wie Vertreter des Kantons Wallis am Freitag vor Journalisten erklärten, ist die Evakuierung weiterer Menschen aus benachbarten Ortschaften derzeit nicht mehr vorgesehen. Von einem seit dem Bergsturz vermissten 64 Jahre alten Mann fehlt indes weiterhin jede Spur.
„Alles ist weg“
Update vom 30. Mai, 16.19 Uhr: „Alles ist weg, was nicht in einer Cloud gespeichert war“ – mit drastischen Worten beschreibt Blattens Gemeindepräsident Matthias Bellwald auf einer Pressekonferenz die Lage nach dem Bergsturz. Der Ort sei zum „Ground Zero“ geworden. Und dennoch: Das Lötschental bleibt Heimat. Auch wenn die Zukunft von Blatten ungewiss sei, betont Bellwald, dass dies nicht das Ende des Dorfes bedeute. Jetzt gehe es darum, eine erste Bestandsaufnahme zu machen – ohne Menschen zu gefährden. Der Fokus liege auch auf der langfristigen Perspektive für das ganze Tal. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet, um den Wiederaufbau zu unterstützen.
Die Gefahr weiterer Gletscherstürze ist laut der Dienststelle für Naturgefahren weiterhin präsent. Bei einem Kontrollflug wurden demnach entsprechende Spuren entdeckt. Positiv werten die Experten hingegen den Wasserabfluss: Kleine Bäche leiten das
Schmelzwasser des Gletschers langsam ab – ein Hoffnungsschimmer. Ein Alarmierungssystem wurde installiert, um bei Gefahr rechtzeitig zu warnen. Laut Christian Studer von der Dienststelle analysieren Fachleute derzeit, wann mit ersten Aufräumarbeiten begonnen werden kann.
Ganzes Dorf unter Erdmassen – Bilder zeigen dramatisches Ausmaß des Gletschersturzes in der Schweiz

Update vom 30. Mai, 15.46 Uhr: Nach dem massiven Bergrutsch in Blatten hat sich das aufgestaute Wasser am Freitagnachmittag erstmals über den Schuttkegel ergossen. Eine unmittelbare Überschwemmung blieb zwar aus, dennoch bleibt die Lage im Lötschental kritisch. Wie Guillaume Favre-Bulle vom kantonalen Dienst für Naturgefahren auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte, bahnt sich das Wasser derzeit einen natürlichen Weg durch das Geröll – es entstehen provisorische Bäche und kleine Seen.
Aufgrund der instabilen Lage ist ein direkter Einsatz im betroffenen Gebiet weiterhin zu gefährlich. Der nahegelegene Stausee in Ferden, der vorsorglich entleert wurde, kann bis zu 1,6 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. In den Gemeinden unterhalb des Bergsturzes laufen weiterhin Schutzmaßnahmen – etwa durch den Bau von Dämmen in Gampel und Steg. Die Bevölkerung ist aufgefordert, auf weitere Evakuierung vorbereitet zu bleiben.

Einige Orte wurden evakuiert, weil nach dem Gletschersturz die Gefahr einer Überfltung besteht. © Jean-Christophe Bott/dpaAlpen-Ort nach Gletschersturz verschüttet: See könnte heute überlaufen
Update vom 30. Mai, 13.44 Uhr: Nach dem verheerenden Bergsturz im Lötschental spitzt sich die Lage weiter zu. Der See, der durch das Abbruchmaterial des Birchgletschers und die Geröllmassen vom Kleinen Nesthorn entstand, ist fast bis zum oberen Rand des Schuttkegels angestiegen und wird wahrscheinlich im Laufe des Tages überlaufen. Das Gebiet sowie der See, der Fluss Lonza und der Stausee Ferden werden laufend überwacht. Messgeräte wurden installiert.
Am Mittwochnachmittag wurde das Dorf Blatten nahezu vollständig von einem massiven Felssturz begraben. Die Erschütterungen waren so stark, dass der Schweizerische Erdbebendienst (SED) sie registrierte. „Es handelt sich dabei um eine der größten Massenbewegungen, die der Schweizerische Erdbebendienst (SED) an der ETH Zürich bislang aufgezeichnet hat. Bereits in den Tagen zuvor hatten die seismischen Messstationen kleinere Felsstürze am Kleinen Nesthorn erfasst“, zitiert die Bild-Zeitung die Behörde.
Weiter heißt es, dass die aufgezeichneten seismischen Wellen einem Erdbeben der Stärke 3,1 entsprächen und auch in weiter Entfernung noch messbar gewesen sei. Während die Geröllmassen große Teile von Blatten zerstörten, trafen die angestauten Wassermassen einige der verbliebenen Gebäude. Vorsorglich wurden auch weitere Dörfer in der Umgebung evakuiert. Die Sorge ist groß, dass ein Überlaufen des Sees noch mehr Häuser gefährden könnte.
Nach Gletscherabbruch in der Schweiz kündigt sich nächstes Droh-Szenario an
Update vom 30. Mai, 11.32 Uhr: Nach dem massiven Gletscherabbruch am Mittwoch (28. Mai) im Schweizer Lötschental bleibt die Lage weiterhin kritisch. Der neu entstandene See hinter den Eis- und Geröllmassen wächst weiter, allerdings begann am Freitagvormittag erstmals Wasser durch die Schuttbarriere abzufließen. Das nährt die Hoffnung, dass eine befürchtete Flutwelle ausbleibt.
Laut dem kantonalen Geologen Raphaël Mayoraz sei die Entwicklung derzeit „relativ günstig“. Dennoch warnen die Behörden: Die Gefahr ist noch nicht gebannt. Eine plötzliche Flut könnte weiterhin ganze Dörfer bedrohen. Evakuierungspläne bleiben in Kraft, und flussabwärts wurden Schutzdämme errichtet.
Erstmeldung vom 30. Mai, 10.41 Uhr: Blatten – Im Süden der Schweiz hat ein gewaltiger Gletscherabbruch eine dramatische Kettenreaktion ausgelöst. Am Mittwochnachmittag (28. Mai) brach ein großer Teil des Birchgletschers im Kanton Wallis ab und riss etwa drei Millionen Kubikmeter Eis und Gestein ins Tal. Videos zeigen das Ausmaß der Verwüstung in den Alpen. Hinter den herabgestürzten Massen hat sich der Fluss Lonza aufgestaut und einen künstlichen See gebildet. Experten befürchten, dass das Wasser jedoch bald überlaufen und weitere Gemeinden überfluten könnte, die bis zu 20 Kilometer entfernt liegen. Inzwischen werden deshalb die Bewohner einiger Orte evakuiert.
Nach Gletscherabbruch in Blatten: Evakuierungen in umliegenden Dörfern geplant
Zuvor wurde bereits der Ort Blatten mit seinen 300 Einwohnern evakuiert, jetzt bereiten sich auf die Gemeinden in der Nähe auf eine Räumung ihrer Häuser vor, dazu gehört unter anderem auch die Gemeinte Gampel mit rund 2000 Einwohnern. „Wir fordern die Bewohner auf, persönliche Vorbereitungen zu treffen, um innert möglichst kurzer Zeit die Wohnungen verlassen zu können“, erklären die Gemeinden Steg-Hohtenn und Gampel-Bratsch.
Der erwarteten Flut des Stausees stehen die Gemeinden machtlos gegenüber. „Unternehmen können wir leider wenig, weil die Sicherheitslage vor Ort es nicht zulässt, dass wir mit schweren Maschinen eingreifen können“, zitiert die Berliner Morgenpost Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren des Kantons Wallis.
Dramatischer Bergsturz in der Schweiz: Experten sehen den Klimawandel als Grund
In Blatten selbst sind die durch den Bergsturz zunächst verschonten Häuser inzwischen ebenfalls durch das ansteigende Wasser bedroht oder bereits zerstört worden. Die Gefahr weiterer Murgänge und Flutwellen sorgt weiterhin für eine angespannte Lage. Der Walliser Staatsrat sprach von einem „Worst-Case-Szenario“, bei dem eine Flutwelle des Geröll-Sees bis zum Talboden reichen könnte, sieht dies aber als eher unwahrscheinlich an.
Die Ursache für das Unglück liegt unter anderem im Klimawandel: Die steigenden Temperaturen führen dazu, dass der Permafrost taut und Gletscher instabiler werden. Schweizer Gletscher haben allein in den letzten zwei Jahren etwa 10 Prozent ihrer Masse verloren, was zu einer Zunahme solcher Naturkatastrophen beiträgt. Experten vergleichen die aktuelle Lage mit früheren schweren Bergstürzen wie dem Felsabbruch am Piz Cengalo 2017 im Kanton Graubünden, der ebenfalls erhebliche Zerstörungen verursachte. (kiba/AFP)