Die niederländischen Streitkräfte stärken ihre luftgestützte Verwundetenversorgung – unter anderem durch die Beschaffung eines Sanitätscontainers. Geliefert werden die Systeme vom US-Hersteller Knight Aerospace, einem Spezialisten für Aeromedical Evacuation (AE). Auch für das Österreichische Bundesheer könnte diese Beschaffung von strategischem Interesse sein.

Die Beschaffung der Niederlande ist Teil der strategischen Initiative zur Stärkung der militärischen Sanitätsversorgungskette.

Im Zentrum steht eine modulare medizinische Containereinheit, ergänzt durch medizinische Paletten und Träger für medizinisches Gerät. Die Integration und Zertifizierung der Ausrüstung erfolgt durch Embraer, den brasilianischen Hersteller der neuen C-390M-Transportflugzeuge, von denen die Niederlande gemeinsam mit Österreich neun Exemplare (fünf für die Niederlande und vier für Österreich) bestellt haben.

Interview mit Generalleutnant Martin Dorfer

Vor diesem Hintergrund könnte das System künftig auch beim Bundesheer eine Rolle spielen. Die rot-weiß-roten Streitkräfte verfügen bereits über eine ähnlich aufgebaute Containerlösung, die gemeinsam mit Air Ambulance Technology (-> Das Unternehmen ist aktuell mit der Einrüstung neuer EMS-Kits am AW169 des Bundesheeres beschäftigt) für die eigenen C-130-Transportflugzeuge entwickelt wurde – und planen, diese Fähigkeit auch auf die neuen C-390M zu übertragen. Angesichts der engen Zusammenarbeit mit den Niederlanden im C-390-Programm liegt es nahe, dass auch bei der Beschaffung der medizinischen Containereinheiten auf eine gemeinsame Lösung oder sogar denselben Anbieter gesetzt wird.

Patientenlufttransportmodul des Österreichischen Bundesheeres – ©Christian HuberDas vom Österreichischen Bundesheer gemeinsam mit Air Ambulance Technology entwickelte Patientenlufttransportmodul.

Die Auslieferung der niederländischen Container ist für 2027, 2028 und 2029 vorgesehen. Die Systeme sollen in die Ladebucht des C-390 integrierbar sein und flexibel an verschiedene Einsatzszenarien angepasst werden können.

Rückgrat für Evakuierungen und Bündnisfähigkeit

Mit der neuen Ausstattung wird die niederländische Armee künftig in der Lage sein, auch größere Gruppen von Verwundeten oder erkrankten Soldaten aus Einsatzgebieten zu evakuieren.

Container zum Patiententransport – ©Mediacentrum DefensieUnspektakulär: So soll der neue Container der niederländischen Armee zum Patiententransport aussehen.

Darüber hinaus ist die Beschaffung ein strategischer Beitrag zur Bündnisfähigkeit, denn luftgestützte Sanitätskapazitäten sind sowohl innerhalb der NATO als auch beim European Air Transport Command (EATC) in Eindhoven aktuell nur sehr begrenzt verfügbar. Die neue Ausrüstung wird daher nicht nur für nationale Einsätze, sondern auch für multinationale Krisenszenarien bereitgehalten – wie etwa im Kontext von Pandemien oder humanitären Katastrophen.

Standardisierte Ausrüstung auch für Hubschrauber

Auch das Defensie Helikopter Commando (DHC) wird mit entsprechenden neuen Systemen ausgestattet. Die Ausrüstungsträgerermöglichen eine bessere Standardisierung, ein größeres Transportvolumen sowie eine effizientere Schulung und Einsatzbereitschaft des medizinischen Personals. Zudem vereinfacht der modulare Ansatz die Zertifizierungsprozesse, was eine schnellere Einsatzfähigkeit der Systeme ermöglicht.