StartseiteWirtschaft

DruckenTeilen

Europa rüstet auf. Der Branchenführer Rheinmetall hat offenbar vor, autonome Drohnen zu konstruieren – die Zusammenarbeit mit einem US-Konzern soll dies ermöglichen.

Düsseldorf – Rheinmetall und das US-Verteidigungstechnologieunternehmen Anduril wollen künftig gemeinsam militärische Drohnen auf die europäischen Märkte bringen. Beide wollen ihre autonomen Systeme gemeinsam weiterentwickeln. „Gemeinsam mit Rheinmetall entwickeln wir Systeme, die schnell produziert, breit eingesetzt und an die sich wandelnden Nato-Missionen angepasst werden können“, sagte Brian Schimpf, CEO von Anduril Industries.

Im Zeichen der Aufrüstung: Rheinmetall will neue Drohnen auf den Markt bringen – mit US-Firma

Im Fokus steht unter anderem der Bau einer europäischen Variante der „Barracuda-Drohne“ von Anduril. Barracuda ist der Name eines unbemannten Luftfahrzeugs, die Anduril speziell für die Großserienproduktion und den Masseneinsatz entwickelte. Außerdem soll im Rahmen der Zusammenarbeit eine Variante der „Fury-Drohne“ von Anduril erstellt werden, eine Hochleistungsdrohne für mehrere Missionen.  Zudem prüfen beide Unternehmen Möglichkeiten auf dem europäischen Markt für Feststoffraketenmotoren unter Nutzung neuer Produktionsansätze.

Eine Aufklärungsdrohne der Düsseldorfer Firma Rheinmetall wird auf der Messe in Düsseldorf gezeigt.

Dies ist eine Aufklärungsdrohne der Düsseldorfer Firma Rheinmetall. Künftig will der Konzern die Drohnenproduktion ausweiten. © David Young/dpa

Laut Rheinmetall-Chef Armin Papperger ist das Ziel, „neue Arten von autonomen Fähigkeiten in Dienst zu stellen, die schnell produzierbar, modular aufgebaut und auf die sich wandelnden Anforderungen der Nato abgestimmt sind“, sagte der Konzernchef in einer Pressemitteilung.

Rheinmetall und Anduril wollen europäische Drohen herstellen – Abhängigkeiten reduzieren

Die Zusammenarbeit soll auch die Abhängigkeit verringern. Europa ist weiterhin stark von US-Rüstungsunternehmen abhängig, um kritische Fähigkeitslücken zu schließen – nicht nur bei traditionellen Systemen wie Kampfjets und Raketen, sondern auch bei neuen Technologien wie künstlicher Intelligenz, erdnahen Satelliten und Drohnen. Durch die Integration der Fury-Drohne in das Produktportfolio von Rheinmetall kann jedes Land seine eigenen Kommando- und Kontrollsysteme sowie operativen Einschränkungen konfigurieren, heißt es weiter in der Mitteilung.

Die Entwicklung von Feststoffraketenmotoren könnte Europa den Zugang zu einer zuverlässigen Reihe von Antriebssystemen gewährleisten. Laut Unternehmensangaben gab es schon im Vorfeld die Idee, an einer schnelleren Entwicklung zur Abwehr kleinster unbemannter Luftfahrzeuge zu arbeiten.

Was steckt hinter Anduril?

Das in Kalifornien ansässige Unternehmen Anduril ist Teil einer Welle von US-amerikanischen Rüstungstechnologieunternehmen – darunter das KI-Unternehmen Palantir und Elon Musks SpaceX –, die den traditionellen Giganten der Rüstungsindustrie mit schnelleren Innovationen Paroli bieten.

Entwicklung von Drohnen im Fokus wegen Ukraine-Krieg – auch Rheinmetall steigt ein

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs gewinnen Drohnen immer mehr an Relevanz. Längst setzen sowohl russische als auch ukrainische Armeen auf Drohnenangriffe. Weniger überraschend ist es also, dass auch europäische Konzerne stärker ins Drohengeschäft einsteigen wollen. Doch Europas und vor allem Deutschlands Aufrüstungspläne werden über die Produktion von Drohnen hinausgehen müssen. Rüstungsexpertin Christina Riess erklärte bereits im Gespräch mit unserer Redaktion, dass Drohen „für die Verteidigungsstrategie in der heutigen Zeit eine essenzielle Komponente, aber kein Allheilmittel“ sind.

„Die größten Nachteile von Drohnen liegen zum einen in der begrenzten Wirkung gegen stark verteidigte Ziele, und zum anderen in ihrer Anfälligkeit gegenüber GPS-Störungen oder Jammer“, so Riess. „In der Ukraine sieht man auch, dass täglich mehrere hunderte Drohnen im Einsatz zerstört werden. Die Mengen an erforderlichen Drohnen setzen somit eine industrielle Massenproduktion voraus, die wir aktuell in diesem Umfang noch nicht haben.“