Kiel. Große Kriegsschiffe sind auch Botschafter. Deshalb waren in den vergangenen Jahren zur Kieler Woche auch von den engsten Nato-Partnern immer größere Schiffe in Kiel. In diesem Jahr haben aber nur die USA, Polen und Dänemark größere Einheiten geschickt. Neben den neuen Krisen in Nahost ist ein zweiter Grund Russland.

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Seit Tagen beschäftigen russische Einheiten die Nato-Marinen von Frankreich bis Norwegen. Allein vier größere russische Einheiten haben seit Donnerstag den Großen Belt passiert. Immer wechselweise, mal in die Ostsee, mal in Richtung Nordsee.

Was genau hinter diesen Manövern steckt, ist noch unklar. Klar ist aber die Botschaft der Nato-Staaten: Sie zeigen Flagge. Die niederländische, belgische und die britische Marine veröffentlichen sogar regelmäßig Positionen der russischen Einheiten.

Am Sonnabend meldete das niederländische Verteidigungsministerium die Präsenz der zur Schwarzmeer-Flotte Russlands gehörende Fregatte „Admiral Grigorovich“ in der Nordsee. Das russische Schiff kam aus dem Mittelmeer und will in ihr Ersatz-Heimatrevier Ostsee.

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Angst vor Sabotage: Russische Schiffe sollen abgeschreckt werden

Die Durchfahrt durch die Wirtschaftszonen der Nato-Staaten ist im Seerechtsübereinkommen von 1982 geregelt. „Obwohl für diese Wirtschaftszone ein international vereinbartes Durchfahrtsrecht gilt, eskortieren die Niederlande immer russische und chinesische Schiffe. Dies geschieht, um sie abzuschrecken, damit sie keine Sabotage- und Spionageaktivitäten durchführen“, teilt das Verteidigungsministerium der Niederlande mit.

Auf diese Weise schütze das niederländische Verteidigungsministerium kritische Infrastruktur im Meer. Die Niederlande haben inzwischen einen Teil ihrer Marine genau für diese Aufgaben im Einsatz auf der Nordsee. Die Fregatte „Van Amstel“ ist derzeit als „Wachschiff“ in ständiger Bereitschaft. Die Briten setzten Fregatten, Patrouillenschiffe und Minenjäger dafür ein.

Bundespolizei auf der Ostsee im Dauereinsatz

In Deutschland übernimmt diese Sicherungsaufgabe die Bundespolizei. Seit Donnerstag sind die Einsatzschiffe „Bayreuth“, „Bamberg“ und „Neustadt“ auf der Ostsee im Dauereinsatz. Auch am Sonntag empfing die „Neustadt“ die Fregatte „Admiral Grigorovich“ bei Fehmarn. Gemeinsam mit einem dänischen Patrouillenboot wird das russische Kampfschiff durch den Fehmarnbelt, die Kadetrinne und entlang der Küste von Rügen begleitet.

Seit Donnerstag wurden bereits zwei Verbände der russischen Marine zur Nordsee eskortiert. Es waren ein neues U-Boot, ein Landungsschiff und ein Schlepper unterwegs. Aus der Nordsee kam im Gegenzug der Zerstörer „Vice-Ademiral Kulakov“, der seit Anfang Juni bereits dreimal vor Fehmarn auftauchte.

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Bei der Kieler Sicherheitskonferenz hatte am Freitag Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) diese Aktivitäten auch zum Thema gemacht. „Die Ostsee ist zu einem gefährlichen geopolitischen Hotspot geworden. Ein Gebiet, in der die Gefahr einer militärischen Konfrontation real geworden ist. Ein Gebiet, in dem Russlands aggressive hybride Aktivitäten unseren Frieden und unsere Sicherheit untergraben“, sagte Wadephul im Beisein seiner Amtskollegin aus Lettland.

Die russische Fregatte "Admiral Grigorovich" wird auf der Ostsee von einer dänischen Fregatte verfolgt.

Die russische Fregatte “Admiral Grigorovich” wird auf der Ostsee von einer dänischen Fregatte verfolgt.

Die Zahl der Vorfälle habe zugenommen, so Wadephul. „Schiffe, die ihre Anker über den Meeresboden ziehen, um Datenkabel und Pipelines für den Energietransport zu beschädigen. Russische Frachter, die vor deutschen Häfen liegen und unter dem Verdacht stehen, als Plattformen für Überwachungsdrohnen zu dienen“ sind laut Wadephul sichtbares Zeichen der Bedrohung.

Unterdessen bereitet Russland weitere Marine-Bewegungen vor. Im Ärmelkanal befindet sich ein weiterer Verband mit Kurs auf die Ostsee. Und auch die Verlegung von Einheiten aus dem Nordmeer steht bevor. Der Juli ist traditionell der Monat der Sommermanöver der Baltischen Flotte. Diese Manöver enden am letzten Sonntag im Juli mit der großen Flottenparade zum Tag der russischen Seekriegsflotte vor Wladimir Putin in St. Petersburg.

KN