Den Haag. Die Niederlande erwarten die Staats- und Regierungschefs der Nato-Staaten – auch Donald Trump. Das sonst so entspannte Den Haag wird zur Festung.

Es ist die größte Sicherheitsoperation in der Geschichte der Niederlande. Auf See patrouillieren Marineschiffe, in der Luft F-35-Kampfflieger und am Boden Zehntausende Polizisten und Soldaten: Den Haag ist bereit für den am Dienstag (24. Juni) beginnenden Nato-Gipfel. Rund 40 Staats- und Regierungschefs werden in der Küstenstadt erwartet, darunter US-Präsident Donald Trump.

Das Bedrohungspotenzial des auf zwei Tage angesetzten Treffens wird angesichts der geopolitischen Spannungen besonders hoch eingeschätzt. Die Streitkräfte legten mit der Operation „Orange Shield“ eine Art Schutzpanzer um die Stadt, um möglichen Gefahren aus der Luft, der See und vom Boden vorzubeugen.

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Die Johan de Wittlaan führt mitten durch die internationale Zone in Den Haag. Hier findet vom 24. bis zum 26. Juni der Nato-Gipfel statt.

Die Welt schaut auf Den Haag

Als Sitz internationaler Gerichte und Organisationen hat Den Haag Erfahrung mit hochrangig besetzten Konferenzen. Auch ein Gipfel zur atomaren Sicherheit mit US-Präsident Barack Obama fand hier 2014 statt. Doch derart drastische Maßnahmen wie jetzt gab es noch nie. „Straßen sind gesperrt und Teile von Den Haag haben sich in eine Festung verwandelt“, schreibt die Zeitung „Telegraaf“ und ruft die Niederländer dazu auf, sich der Welt von ihrer besten Seite zu zeigen. Sie sollten „jetzt vor allem stolz auf die Niederlande sein und einen guten Eindruck vermitteln.“ Bis 2024 radelte Mark Rutte – damals noch Ministerpräsident, inzwischen Nato-Chef – gemütlich ins Büro, während er dabei einen Apfel essen konnte. Von dieser Entspanntheit ist nichts mehr zu spüren.

Die Polizei nimmt Demonstranten der Gruppe Extinction Rebellion fest. Sie haben versucht, eine Autobahn zu blockieren, über die die Staats- und Regierungschefs zum Nato-Gipfel anreisen.

Die Polizei nimmt Demonstranten der Gruppe Extinction Rebellion fest. Sie haben versucht, eine Autobahn zu blockieren, über die die Staats- und Regierungschefs zum Nato-Gipfel anreisen.
© Peter Dejong/AP/dpa | Peter Dejong

Rund um Den Haag wurden zehn Luftabwehr- und Radarsysteme stationiert, auf der Nordsee patrouillieren Marineschiffe – darunter die Fregatte „Zr. Ms. Tromp“, ausgestattet mit einem Superradar zur Überwachung des Luftraums und der Nordsee. Die Küste vor der Stadt ist für den Schiffsverkehr gesperrt, gleiches gilt auch für den Luftraum und zahlreiche Straßen. Rund 27.000 Polizisten sind im Einsatz, das ist etwa die Hälfte aller Polizeibeamten des Landes. Dazu kommen noch mehr als 10.000 Soldaten. 

Nato-Konferenzzentrum in Den Haag hermetisch abgeriegelt

Für das Gebiet rund um das Konferenzzentrum World Forum gilt die höchste Sicherheitsstufe. Es wurde bereits vor Tagen hermetisch abgeriegelt mit drei Meter hohen Stahlzäunen und ist auch für Bewohner nur mit Spezialausweisen zu betreten. 

Als besonderes riskant gilt der Transport der Delegationen. Die Staats- und Regierungschefs sollen vom Amsterdamer Flughafen Schiphol mit Polizeibegleitung ins etwa 45 Kilometer entfernte Den Haag zu ihren Hotels gebracht werden. Am Dienstagabend müssen sie zum königlichen Palast Huis ten Bosch im Den Haager Stadtwald eskortiert werden, wo König Willem-Alexander (58) zum Staatsbankett empfängt.

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Königin Máxima (54) ist derweil Gastgeberin der Partner der Staats- und Nato-Regierungschefs. Sie werde mit ihnen die Hafenstadt Rotterdam besuchen, teilte eine Sprecherin des Hofes mit. Aus Sicherheitsgründen wird das Programm aber vorab nicht bekanntgegeben. (dpa/joe)