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Deutschland hat Atomkraftwerke geschlossen und verbrennt stattdessen weiter Kohle. In der EU haben viele Länder das anders gemacht – und den Kohleausstieg schon vollbracht.
Brüssel/Berlin – Noch immer wird weltweit ungefähr ein Drittel des Stroms aus der Kohle hergestellt, das sagen zumindest Daten der Internationalen Energieagentur (IEA). Demnach wird die Kohle auch noch bis 2027 an Bedeutung gewinnen und erst dann den Zenit überschreiten. Das liegt vor allem an China, das der größte Kohleverbrenner der Welt ist. Die IEA erwartet jedoch, dass ab 2027 auch dort die Kohle an Bedeutung verlieren wird, schon jetzt seien erneuerbare Energien wettbewerbsfähig.
Kohleausstieg in Europa gewinnt an Fahrt: Diese Länder haben die Kohle verabschiedet
In Europa ist die Kohle derweil schon nicht mehr im Zentrum der Energiepolitik. Vergangene Woche, am 20. Juni, ist Irland das 15. Land der Welt geworden, das den Kohleausstieg vollbracht hat. Wie die Irish Times berichtet, wurde das Kraftwerk Moneypoint, das seit 40 Jahren in Betrieb ist, erfolgreich auf Öl und Wind umgestellt. 2021 habe der Betreiber ESB seinen Plan vorgestellt, aus dem Kraftwerk eines der größten Wind- und Wasserkraftparks des Landes zu machen. Bis 2029 wird es noch zusätzlich Öl verwenden, so der Bericht, während die Umstellung auf Wind und Wasser vorangetrieben werde.
In Europa ist Irland das dreizehnte Land, das nun ganz ohne Kohle auskommt. Laut dem Kohleausstiegs-Tracker des Portals Beyond Fossil Fuels haben das biaher folgende europäische Länder geschafft:
Großbritannien (Ausstieg 2024)Portugal (Ausstieg 2021)Schweden (Ausstieg 2020)Österreich (Ausstieg 2020)Belgien (Ausstieg 2016)Norwegen (in die Kohle nie eingestiegen)Lettland (in die Kohle nie eingestiegen)Litauen (in die Kohle nie eingestiegen)Estland (in die Kohle nie eingestiegen)Schweiz (in die Kohle nie eingestiegen)Albanien (in die Kohle nie eingestiegen)Zypern (in die Kohle nie eingestiegen)
Irland wird dieses Jahr auch nicht das einzige Land sein, das die Kohle verbannt. Laut Beyond Fossil Fuels dürften auch Spanien und die Slowakei den Absprung schaffen, gefolgt von Griechenland im Jahr 2026. Noch vor 2030 wollen auch Frankreich, Finnland, Ungarn, Dänemark, Italien, die Niederlande und Mazedonien mit der Kohle Schluss machen.
Deutschland hält am Kohleausstieg bis 2038 fest – eine der letzten in der EU
Und Deutschland? Das Ziel der Bundesregierung, bis 2038 aus der Kohle auszusteigen, ist eines der spätesten in dem Tracker von Beyond Fossil Fuels. Lediglich Bulgarien, das sich 2040 auf die Fahne geschrieben hat, liegt hinter Deutschland. Allerdings haben auch mehrere europäische Länder gar kein Ausstiegsziel vereinbart. Zu denen gehören Polen, die Türkei, Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Serbien.

Kohle stößt mehr CO₂ aus als Öl oder Gas. Daher planen viele Länder den Kohleausstieg. © IMAGO
Laut Global Energy Monitor (GEM) müssten weltweit alle Kohlekraftwerke bis 2040 geschlossen sein, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Doch 76 Prozent der am Netz vorhandenen Kapazitäten haben keinen Ausstiegsplan. Vor allem die sogenannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) haben seit 2015 ihre Kapazitäten massiv erhöht, laut GEM um 348 Gigawatt. Im gleichen Zeitraum haben die G7-Staaten allerdings ihre Kohleproduktion stark reduziert, um 151 GW.
Es gibt also noch sehr viel zu tun, wenn die Pariser Klimaziele eingehalten werden wollen und die Welt in Richtung klimaneutrale Wirtschaft wandern soll. Laut GEM müssten pro Jahr ungefähr zwei Kohlekraftwerke vom Netz gehen, um das globale Ziel zu erreichen.
Kohle statt Atomkraft: Bis zum Ausstieg muss Deutschland die Erneuerbaren ausbauen
Wenn Deutschland seine Atomkraftwerke nicht 2022 abgeschaltet hätte, ist es möglich, dass ein früherer Ausstieg aus der Kohlekraft auch hierzulande möglich gewesen wäre. Es gibt aber auch Studien, die ein Kohle-Aus im Jahr 2030 für möglich halten, wenn bis dahin 80 Prozent des Stroms aus regenerativen Quellen kommt. Dazu muss mindestens die aktuelle Leistung an Gaskraftwerken erhalten bleiben, zitiert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus der Studie. Die neue Bundesregierung will die bestehenden Gas-Kapazitäten tatsächlich deutlich erhöhen. Allerdings will sie sich nicht auf einen vorzeitigen Ausstieg aus der Kohlekraft festlegen.