StartseitePolitik

DruckenTeilen

Falls die Ukraine fällt oder durch einen Diktatfrieden unter russische Kontrolle gerät – wann könnte Wladimir Putin die Nato direkt angreifen?

Washington – Ist die Ukraine nur der Anfang? Nach einem möglichen russischen Sieg im Angriffskrieg in der Ukraine könnte Moskau versuchen, sich als nächstes aktiv mit Nato-Staaten anzulegen. Droht die nächste Invasion? Ein führender US-Verteidigungsanalyst zeichnet zumindest ein düsteres Szenario. Darüber berichtet unter anderem die Kyiv Post.

Trump und Putin: Die Geschichte zweier Präsidenten in Bildern

Wandbild Putin Trump Litauen

Fotostrecke ansehen

So warnte Michael Cecire, Verteidigungs- und Sicherheitsforscher bei RAND, einem in Washington ansässigen Thinktank, der häufig Studien für das Pentagon durchführt, letzte Woche eine parteiübergreifende Gruppe von Abgeordneten. Er sagte, dass Russland laut einer Reihe von Einschätzungen europäischer Verbündeter „in der Lage sein könnte, innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre einen Angriff auf die NATO zu starten“. Ein der Ukraine aufgezwungener „schlechter Frieden“ könnte ein neues Zeitalter europäischer Konflikte einleiten.

Experte nennt Moldawien als nächstses Ziel Russlands

„Das ist etwas, worüber wir meiner Meinung nach alle nachdenken müssen, wenn wir die Kosten eines schlechten Friedens betrachten“, sagte Cecire während einer Anhörung der Helsinki-Kommission, einem Kongressgremium mit Schwerpunkt Europa und Eurasien. Er sehe „ein Europa, das unter Druck steht und angegriffen wird. Die Ukraine ist die Frontlinie, aber die gesamte Region ist bedroht und gerät ins Wanken“. Besorgnis zeigte er auch angesichts der chinesischen Bemühungen, den US-Einfluss aus Europa zu verdrängen. Diese seien „beunruhigend, aber ihnen kann entgegengewirkt werden“, so Cecire.

Mehrere Panzer in einer Reihe auf einer Straße und Wladimir Putin mit einladender Geste

Kreml-Chef Wladimir Putin setzt im Ukraine-Krieg laut Experten auf einen Abnutzungskrieg und die Überlegenheit seines Militärs. © IMAGO / SNA (2)

Und was bringt ihn zu dieser Überzeugung? Zum einen „Russlands anhaltende Sabotagekampagne, Cyberangriffe und hybride/nichtlineare Operationen gegen europäische Staaten“, und zum anderen Russlands Fähigkeit, seine Streitkräfte trotz erheblicher Verluste in der Ukraine, die nach einigen Schätzungen bereits über eine Million Opfer betragen, zu erhalten und zu regenerieren. Außerdem fordere Russland nicht nur die faktische Herrschaft über die Ukraine und weite Teile Europas, sondern auch nach einer Einschränkung der Schutzmaßnahmen für mehrere bestehende NATO-Mitgliedsstaaten. Auch mit einem direkten Krieg gegen die Nato habe Moskau bereits gedroht. Als mögliches Ziel nannte er Moldawien.

Diktatfrieden Russlands wird wahrscheinlicher – USA stoppt Lieferungen

Dass es in der Ukraine einen Kiew aufgezwungenen Frieden geben wird, wirkt aktuell immer wahrscheinlicher. So schränken auch die USA ihre Militärhilfen ein. Die Vereinigten Staaten erfüllen aus Sorge um die eigenen Bestände nicht mehr bereits zugesagte Lieferungen an die Ukraine. Betroffen seien Raketen und Munition, berichteten „Politico“ und der Sender NBC News.

Russland hat den Lieferstopp der Waffen der USA an die Ukraine begrüßt. „Je weniger Waffen die Ukraine bekommt, desto näher ist das Ende der militärischen Spezialoperation“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Mit „militärischer Spezialoperation“ bezeichnet Moskau offiziell seinen seit drei Jahren währenden Angriffskrieg gegen die Ukraine. (cgsc mit dpa)