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Schärfere Sanktionen gegen Russland waren bisher ein Tabu für Trump. Doch nach dem letzten Telefonat zeigt er sich „sehr unglücklich“ mit Putin.
Washington, D.C. – Nach dem jüngsten Telefonat zwischen Donald Trump und dem russischen Machthaber Wladimir Putin gab es eine tödliche Antwort des Kreml: Russland startete die heftigsten nächtlichen Attacken auf die Ukraine seit Kriegsausbruch im Februar 2022.
Beringt Trump das zum Umdenken in seiner Meinung über Putin? Jüngste Äußerungen des US-Präsidenten, der als Bewunderer des russischen Präsidenten gilt, lassen darauf schließen. Allerdings sind sie auch mit Vorsicht zu genießen: Was Trump heute sagt, kann morgen schon wieder ungültig sein. Das lehrten sie vergangenen Erfahrungen bei den Ukraine-Verhandlungen unter seiner Ägide.
Trump „sehr unglücklich“ über Putin – Russland-Präsident wolle „weiter Menschen töten“
Für den Moment aber sagte Trump, er sei „sehr unglücklich“ zu seinem Telefonat mit Putin. Und: Der US-Präsident und signalisierte mögliche härtere Sanktionen gegen Moskau, wie sie Kanzler Friedrich Merz und andere europäische Partner schon seit Wochen fordern.
Trump erklärte am Freitag (4. Juli) gegenüber Reportern während eines Fluges mit der Air Force One, Putin wolle aufs Ganze gehen und „einfach weiter Menschen töten, das ist nicht gut“. Er ergänzte: „Ich sage Ihnen, ich war sehr unglücklich mit meinem Telefonat mit Präsident Putin.“ Gleichzeitig hob er hervor: „Wir sprechen viel über Sanktionen“. Putin verstehe, dass Sanktionen kommen könnten.
Trump und Putin: Die Geschichte zweier Präsidenten in Bildern

Fotostrecke ansehenTrump verzichtet bisher auf Sanktionen gegen Putin im Ukraine-Krieg – Handelt er jetzt?
Während der ersten sechs Monate seiner zweiten Präsidentschaft hat Trump darauf verzichtet, neue Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs zu verhängen. Stattdessen hatte er einen Ansatz der Verhandlungen mit Russland verfolgt und der Ukraine gegenüber Zurückhaltung gezeigt.
Ob sich Trumps Strategie gegenüber Russland jetzt ändert, ist fraglich: Schon Mitte Mai dachten Merz, Emmanuel Macron, Keir Starmer, und Donald Tusk nach ihrem gemeinsamen Besuch in Kiew, sie hätten Trump bei härteren Russland-Sanktionen auf ihrer Seite. Doch ihre Hoffnung verpuffte, Trump brachte das Thema danach einfach nie wieder zur Sprache.
Beim Besuch von Friedrich Merz im Weißen Haus wurde Trump von einem Journalisten auf seine Untätigkeit bei Russland-Sanktionen angesprochen. Trump erklärte lediglich, er habe einen Termin „in seinem Kopf“, wann er zu härteten Sanktionen gegen Putin greifen wolle.
Nach Telefonat mit Putin sieht Trump „keine Forschritte“ bei Verhandlungen zum Ukraine-Krieg
Das Telefonat am Donnerstag war bereits das sechste zwischen Trump und Putin seit Trumps Rückkehr in die Präsidentschaft. Laut Trump konnten „keine Fortschritte“ bei der Suche nach einem Ende des Ukraine-Kriegs erreicht werden.
Kaum hatten Putin und Trump ihr Gespräch beendet, startete der Kreml eine Angriffswelle auf die ukrainische Hauptstadt Kiew, wie es sie sei Kriegsbeginn noch nicht gegeben hatte. 539 Drohnen sowie elf Raketen feuerten die russischen Truppen ab.

US-Präsident Donald Trump sprach zu Reportern an Bord der Air Force One über Waldimir Putin und den Ukraine-Krieg. © Jacquelyn Martin/AP/dpaTrump sprach nach Putin-Telefonat auch mit Selenskyj – ändert er Strategie bei Waffen und Sanktionen?
Einen Tag später führte Trump ein Gespräch mit dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj. Trump charakterisierte es als „sehr strategisches Telefonat“. Selenskyj teilte mit, dass er mit Trump übereingekommen sei, an einer Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung zu arbeiten.
In der Ukraine gibt es Sorgen über eine mögliche Reduzierung der amerikanischen Militärunterstützung. Trumps Verteidigungsminister Pete Hegseth hat offenbar eigenmächtig einen Stopp von US-Waffen verhängt, die schon für die Ukraine bereitgestanden waren. Dafür gibt es heftige Kritik, auch unter Republikanern.
Trump äußert sich zu US-Waffenstopp – Ukraine brauche Patriots „zur Verteidigung“
Trump sagte nach dem Gespräch mit Selenskyj, die Ukraine würden weitere Patriot-Flugabwehrraketen „zur Verteidigung brauchen (…), denn sie werden ziemlich hart getroffen.“ Er lobte die Wirksamkeit der Patriot-Raketen und nannte sie „einfach unglaublich“. Eine anonyme Quelle sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die Lieferungen von Patriot-Raketen könnten nach dem „sehr guten“ Gespräch zwischen den Präsidenten wieder aufgenommen werden.
Trump telefonierte außerdem auch mit Kanzler Merz. Thema des Gesprächs war ebenfalls die Bereitstellung von Patriot-Luftabwehrsystemen für die Ukraine, wie Trump den Journalisten an Bord der Präsidentenmaschine mitteilte. Eine Entscheidung habe er noch nicht getroffen. Der deutsche Kanzler vertrete die Ansicht, dass die Ukraine „geschützt werden“ müsse, sagte Trump. (smu/AFP)