Publiziert11. Juli 2025, 18:03
Air-India-Absturz: Schaltete jemand Triebwerke der Boeing beim Start ab?
Die Blackbox-Daten der abgestürzten Boeing 787 deuten darauf hin, dass im Cockpit jemand die Treibstoffzufuhr unterbrochen hat.
Eine Boeing 787 von Air India stürzte am 12. Juni in Ahmedabad ab.
Der Flugdatenschreiber zeigt, dass die Triebwerke im Cockpit abgeschaltet wurden.
Die Ermittler vermuten eine vorsätzliche Tat durch Piloten oder eine dritte Person.
Die Triebwerke der Boeing 787 von Air India, die vor knapp einem Monat im westindischen Ahmedabad abstürzte, sollen von einer Person im Cockpit abgeschaltet worden sein, als der Flieger abhob. Das gehe aus der Datenanalyse des Flugdatenschreibers hervor, gaben zwei Quellen bekannt, die laut «Corriere della Sera» mit den ersten Erkenntnissen vertraut sind.
Die Blackbox habe allerdings keine Anomalien an einem der Triebwerke angezeigt, die entweder den Kapitän und den Ersten Offizier dazu veranlasst haben könnten, die Maschine abzuschalten. Das Motiv werde noch ermittelt.
Was war geschehen?
Die Maschine der indischen Flugzeuggesellschaft Air India war am 12. Juni kurz nach dem Start in ein Wohngebiet in Ahmedabad gestürzt. Von den 242 Menschen an Bord hatte nur einer überlebt. Nach Angaben der Fluggesellschaft stammten 169 Passagiere aus Indien, 53 aus Grossbritannien, sieben aus Portugal und einer aus Kanada.
Wie erfahren waren der Kapitän und der Erste Ofiizier?
Der Kapitän der Boeing 787, Sumeet Sabharwal, hatte über 10’000 Flugstunden auf Grossraumflugzeugen absolviert, wie die indischen Behörden und die Fluggesellschaft vor einigen Wochen mitteilten. Der Erste Offizier, Clive Kunder, hatte mehr als 3400 Cockpit-Stunden absolviert.
Was vermuten die Ermittler?
Derzeit gehen die Ermittler von einer vorsätzlichen Tat aus – entweder durch einen der beiden Piloten oder durch eine dritte Person, die auf dem sogenannten Jumpseat gesessen haben könnte. Was im Cockpit genau passierte und was das Personal miteinander besprach, sei auf dem «Cockpit Voice Recorder» gespeichert. Diese Audiodateien sollen noch von indischen und US-Behörden ausgewertet werden.
Was zeigten kürzliche Untersuchungen?
Die Analyse des Flugdatenschreibers zeigt, dass die beiden Schalter für die Treibstoffzufuhr zu den Triebwerken – in der Mittelkonsole – von «Betrieb» auf «Abgeschaltet» gestellt worden waren, wodurch die Kerosinzufuhr blockiert wurde. Daraufhin stoppten die Triebwerke.
Die Schalter befinden sich unterhalb der Schubhebel im Cockpit und sind durch eine Verriegelung gegen unbeabsichtigtes Betätigen geschützt. Ein Abschalten im Flug sei nur in Ausnahmefällen vorgesehen – etwa bei einem Brand oder einem Ausfall eines Triebwerks. Um die Schalter auf «Cutoff» zu stellen, müssten sie angehoben und bewusst bewegt werden.
Werden sie abgeschaltet, dauert es mehrere Sekunden, bis sie wieder anspringen und die Triebwerke volle Schubkraft erreichen. Bei dieser niedrigen Flughöhe hätte die Boeing 787 von Air India nicht mehr durchstarten können.
Einen Monat nach dem Flugzeugabsturz im westindischen Ahmedabad ist die Unglücksursache immer noch unklar.
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Die nächsten zu klärenden Fragen
Die Ermittler wollen nun herausfinden, ob die Schalterbewegung versehentlich oder absichtlich erfolgte, schreibt «Corriere della Sera» weiter. Die beiden Quellen gaben jedoch an, die Flugparameter deuteten auf einen Versuch hin, die Triebwerke neu zu starten. Bestätigt sei diese Information allerdings nicht.
Die beiden ausgefallenen Triebwerke erklären auch die Aktivierung des Notstromaggregats (Ram-Air-Turbine) des Flugzeugs kurz vor dem Absturz.
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