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Russische Kampfdrohne

Eine Drohne bei einem Angriff während des Ukraine-Kriegs. (Archivbild) © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Mit einer neu entwickelten zerfallenden Munition könnte die Ukraine russische Drohnen bei Angriffen künftig effektiv bekämpfen. Experten sehen hohes Potenzial.

Kiew – Drohnen spielen im Krieg zwischen Russland und der Ukraine eine entscheidende Rolle. Seit Beginn der russischen Invasion in der gesamten Ukraine im Februar 2022 wurden von beiden Seiten eine große Zahl neuartiger Drohnen-Systeme eingesetzt. Kriegstaktisch hatten die immer kleiner werdenden Flugroboter zur Folge, dass auf den Schlachtfeldern gepanzerte Fahrzeuge ihre Formationen aufgeben mussten. Große Gebilde solcher Fahrzeuge waren leichte Ziele, nun setzen beide Seiten vermehrt auf kleine Truppenverbände.

Doch auch die werden immer wieder ins Visier genommen, denn diesen kleineren Verbänden ist die Abwehr von Drohnenangriffen bislang kaum oder nur schlecht möglich. Die Ukraine hat deshalb an der Entwicklung und Herstellung von Drohnenabwehrmunition getüftelt, die mit normalen Sturmgewehren abgefeuert werden kann. Diesen neuartigen Projektilen könnten eine Schlüsselrolle in der Abwehr der russischen Angriffe zukommen. Das berichtet unter anderem das US-Magazin Forbes.

Neuartige ukrainische Anti-Drohnen-Munition: Flugkörper mit schrotflintenartiger Streuung

Auf Brave1, einer staatlichen ukrainischen Plattform, die innovative ukrainische Firmen mit der Regierung und untereinander verbinden soll, wurde Ende Juni ein Video geteilt, das zeigen soll, wie Soldaten mit der neuen Munition eine kleine Drohne zerstören. Bei dem Geschoss handelt es sich offenbar um eine Abwandlung einer 5,56-mm-Standardpatrone, die für Nato-Gewehre wie das CZ Bren und das M4 entwickelt wurde. Auch ukrainische Soldaten nutzen häufig diese Gewehre.

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Obwohl auf Brave1 keine weiteren Informationen veröffentlicht wurden, geht der ukrainische Militärblog Militarnyi davon aus, dass das Geschoss bereits in begrenztem Umfang eingesetzt wird. Dem Bericht des Blogs zufolge zerfällt das Geschoss nach dem Abfeuern in fünf sich schnell bewegende Kügelchen. Wenn mehrere Kugeln in schneller Folge abgefeuert werden, sollen sie eine schrotflintenartige Streuung erzeugen, die Drohnen in einer Entfernung von bis zu 50 Metern wirksam bekämpfen könne.

Neue Anti-Drohnen-Munition gegen Putins Angriffe: Ukraine fährt Produktion hoch

Demnach fährt die Ukraine derzeit die Produktion hoch. Ziel sei es, jeden Soldaten mit mindestens einem Magazin dieser Munition auszustatten. So sollen sich die Kämpfer gegen Drohnen verteidigen können, ohne weitere, meist deutlich schwerere Waffen mit sich führen zu müssen.

Die neue Munition ist auch deshalb so wichtig für das ukrainische Militär, weil die russische Sommeroffensive auch auf besonders kleine, schwer zu treffende Drohnen setzt. Außerdem nutzt das russische Militär Drohnen, die den ukrainischen Drohnenabwehrsystemen häufig entgehen. Bislang war aus der Not heraus die Verteidigungstaktik meist, sich in Deckung zu begeben, konventionelle Waffen konnten gegen die Flugkörper nichts aussetzen. Nun dürften die Spezialgeschosse die Lage der ukrainischen Soldaten deutlich verbessern.

Die neu entwickelte Munition wurde außerdem bereits nach Nato-Standards kodifiziert. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Ukraine mit der Produktion in größerem Maße begonnen hat. Sollte die Munition den Erfolg haben, von dem Kiew derzeit ausgeht, müsste Russland wieder auf Artillerieangriffe zurückgreifen. Solche Angriffe sind weniger präzise und ressourcenintensiver. Zudem verraten Schüsse der feuernden Einheiten den Standort, so können ukrainische Drohnen sie ins Visier nehmen. Experten gehen in so einem Szenario von hohen russischen Verlusten aus. (fmü)