High noon in Belgien. Zumindest bittet die Formel 1 am Samstag um zwölf Uhr mittags zu ihrem ersten Rennen des Wochenendes. Den Sprint über 100 Kilometer kann einer kaum erwarten: „Ich liebe diese Strecke, es ist meine Lieblingskurs“, rief Oscar Piastri am frühen Freitagabend dem Publikum zu. Die Fans an der Strecke in den Ardennen sahen den Australier von der ersten Trainingsrunde in seinem McLaren auf einer spannenden wie beeindruckenden Sondertour.
„Ich glaube, ich kann hier noch eine Extrazehntelsekunde herausholen“, sagte der Australier nach seiner Sause auf die Pole-Position: „Ja, ich habe im zweiten Abschnitt des Qualifyings für etwas Unruhe gesorgt, weil mir die Runde gestrichen wurde (wegen Überfahrens des Streckenlimits/d. Red.).“ Aber auf den letzten Drücker qualifizierte sich der Führende der Fahrerwertung für den letzten Durchgang und ließ dann die Konkurrenz weit hinter sich.
Hamilton und Alonso enttäuscht
Andere Weltmeister schauten sparsam aus der Wäsche. Allen voran Fernando Alonso (Aston Martin/14.) und Lewis Hamilton. Pünktlich zu Beginn der zweiten Saisonhälfte mit dem 13. von 24 Grand Prix am Sonntag (15 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Formel 1 und bei Sky/RTL) war Ferrari mit einer neuen Hinterachse für den SF-25 nach Belgien gereist. Dem siebenmaligen Weltmeister Hamilton verhalf sie nicht zur gewünschten Stabilität beim Anbremsen. Der Engländer drehte sich im ersten Abschnitt des dreiteiligen Wettlaufs um die beste Startposition vor der Schikane und blieb als Achtzehnter hängen.
„Maximal frustriert“ ließ er sich kaum etwas entlocken. Wochenlang hatte er sich nach eigener Darstellung mit Vorschlägen um die Verbesserung des Rennwagens bemüht, sogar Dokumente verfasst, um Ferrari auf Touren zu bringen, weil er die Scuderia nicht auf „allen Zylindern feuern“ sieht. Ob das Auto denn nun besser zu fahren sei? „Nein.“ Der Teamkollege kam allerdings wieder schneller über eine Runde. Charles Leclerc schloss das Startplatzrennen als Vierter ab, wenn auch mit 0,76 Sekunden Rückstand.
Vielleicht fehlte Ferrari und Hamilton noch etwas Zeit, um das Potential der neuen Teile ausnutzen zu können. Daran lag es bei Nico Hülkenberg nicht. Der einzige deutsche Fahrer im Feld, vor drei Wochen Dritter beim Grand Prix in Silverstone, musste eine Niederlage gegen seinen Teamkollegen hinnehmen, schied als 17. früh aus. Gabriel Bortoleto startet mit dem Sauber von Rang zehn.
Ein kleines Debakel für Mercedes
Eine ungewöhnliche Mischung des Fahrerfeldes verspricht einen interessanten Kurzstreckenlauf über eine gute halbe Stunde. Von den Top-Teams gelang es nur McLaren beide Boliden unter den ersten zehn zu platzieren. Mercedes erlebte mit Rang 13 (George Russell) und dem letzten Platz für Kimi Antonelli (20.) einen kleines Debakel. Nach der unfreiwilligen Sammlung von Steinchen im Kiesbett sind Punktgewinne im Sprint zumindest für den jungen Italiener nicht in Reichweite. Stattdessen hoffen die Mittelständler auf einen kleinen Coup. Haas bieten sich mit Esteban Ocon (5.) und Oliver Bearman (7.) sogar zwei Chancen. Falls die geschlagenen Teamkollegen der Schnellsten am Freitag nicht doch noch in Gänge kommen.
Verstappens Ko-Pilot Yuki Tsunoda rechnet als Zwölfter mit einem Sprung nach vorne. Es habe nicht viel gefehlt, erklärte der Japaner. Zum Beispiel ein identischer Rennwagen. Nur Verstappen fährt – aus Kapazitätsgründen – die modernste Variante des Red Bull. Allerdings erklärte diese Differenz nicht den Rückstand von 0,6 Sekunden. Nach dem Sprint bekommt er die nächste Chance. Am Samstagnachmittag, wenn zur Qualifikation für den Großen Preis von Belgien gerufen wird