Kein Internet, kein Telefon, keine SMS: Für mehrere Stunden wurde Luxemburg am Mittwochabend in die Steinzeit zurückkatapultiert. Die Netzstörung bei der Post infolge eines Hackerangriffs hatte weitreichende Folgen und legte das halbe Land lahm. Selbst Premierminister Luc Frieden (CSV) bezeichnete den Ausfall als „sehr schlimme Sache“.
Es bleiben noch viele offene Fragen – einiges ist aber schon gewusst. Die wichtigsten Infos im Überblick.
Was war passiert?
Am Mittwoch gegen 16.15 Uhr kam es bei der Post zum Totalausfall des Netzes. Betroffen waren die Internetverbindung sowie die fixen und mobilen Telefondienste. Nur das 2G-Netz funktionierte noch – fiel dann aber auch teilweise aus, weil es überlastet war. Auch andere Postdienste wie das E-Banking waren davon beeinträchtigt.
Was war die Ursache?
Wie die Post zunächst auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Donnerstagmorgen erklärte, soll ein Softwarefehler Schuld an der Mega-Panne gewesen sein. Hinweise auf einen Hackerangriff gebe es keine, hieß es damals noch.
Am Freitag dann die Kehrtwende: Es handelte sich doch um einen gezielten Cyberangriff „von besonders hohem technischem Niveau und hoher Komplexität“. Das erklärte der Krisenstab der Regierung sowie die Post in getrennten Presseschreiben. Ziel sei es gewesen, die Dienste der Post zu stören. Daten seien keine gestohlen oder kompromittiert worden.
Wer hinter der Attacke steckt, bleibt zum aktuellen Zeitpunkt unklar.
Wer war von der Attacke betroffen?
Betroffen waren in erster Linie Postkunden – sie konnten weder telefonieren noch Nachrichten verschicken oder im Internet surfen. Kunden anderer Anbieter waren nicht beeinträchtigt – zumindest nicht direkt. Denn auch in vielen Büros, die einen Anschluss bei der Post haben, fiel das Internet aus.
Über LU-Alert wurde eine Warnung verschickt – Post-Kunden erhielten diese jedoch erst Stunden später, als die Panne bereits überstanden war. Foto: Anouk Antony
Auch die Notrufnummern 112 und 113 waren nicht oder nur eingeschränkt zu erreichen – zumindest für Kunden der Post. Ausfälle gab es ebenfalls bei Hëllef Doheem: Der Téléalarmdienst fiel zeitweise aus, Notrufe konnten nicht empfangen werden.
Am Flughafen in Findel kam es ebenfalls zu Verspätungen bei Abflügen und Ankünften. Etwas mehr als 4.000 Passagiere waren betroffen. In vielen Geschäften und selbst an Automaten fielen Bezahlterminals aus. Die Folge: Man konnte nur noch mit Bargeld bezahlen.
Wie wurde reagiert?
Die Bevölkerung wurde über LU-Alert informiert. Überall im Land schrillten Alarmsignale auf den Smartphones auf – jedoch nur auf Smartphones von Nicht-Post-Kunden. Post-Kunden selbst, die am stärksten von der Panne betroffen waren, hatten kein Netz und haben die Warnung demnach erst Stunden später erhalten, nachdem wieder alles funktioniert hatte.
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Der CGDIS riet seinerseits über die sozialen Medien dazu, bei Möglichkeit ein anderes Netzwerk als das der Post zu nutzen, um den Notruf zu wählen. Falls dies nicht funktioniere, sollten Betroffene selbst ins Krankenhaus fahren. Der CGDIS besetzte kurzfristig alle 96 Kasernen des Landes. Hëllef Doheem gab seinen Pflegekräften die Anweisung, besonders gefährdete Patienten aufzusuchen.
Die Polizei teilte über die sozialen Medien zwei alternative Telefonnummern für Notfälle mit.
Keine Probleme hatte hingegen die Luxembourg Air Rescue, die auf das Starlink-System setzt und somit unabhängig von der Post ist. Die Air Rescue war also während der gesamten Panne aus der ganzen Welt erreichbar.
Wie lange dauerte die Panne?
Rund vier Stunden. Erst gegen 20 Uhr gingen wieder erste Anrufe und Nachrichten durch. Das Netz der Post wurde schrittweise wieder hergestellt. Auch die Notrufnummern 112 und 113 waren wieder erreichbar.
Post-Direktor Claude Strasser (M.) während der Pressekonferenz am Donnerstagmorgen. Zu dem Zeitpunkt war noch von einem Softwareproblem die Rede. Mittlerweile ist bekannt, dass es sich um einen Cyberangriff handelte. Foto: Christophe Olinger
Wie geht es nun weiter?
Die technischen Analysen sowie die Untersuchungen zur Herkunft des Angriffs dauern an. Viele Fragen bleiben also weiterhin offen.
Auch die Politik wird sich überlegen müssen, wie sie auf den Angriff reagiert. Premier Luc Frieden kündigte indes an, Lehren aus der Panne ziehen und diese in die nationale Resilienzstrategie integrieren zu wollen.