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Autozulieferer Bosch hat vor kurzem abermals einen Stellenabbau bekanntgegeben. Wenn Europa am Verbrenner-Aus 2035 festhält, rechnet der Vizeboss mit noch tieferen Einschnitten.
Stuttgart – Bosch hat jüngst angekündigt, am Standort in Reutlingen (Baden-Württemberg) weitere 1.100 Stellen abbauen zu wollen. Mit den bereits zuvor angekündigten Sparmaßnahmen in mehreren Bereichen stehen so insgesamt 15.000 Arbeitsplätze beim weltgrößten Automobilzulieferer zur Disposition. Unter Umständen ist die Fahnenstange aber noch immer nicht erreicht, da Bosch-Vizechef Christian Fischer in einem aktuellen Interview vor weiteren Einschnitten warnt, sollte die EU an dem geplanten Verbrenner-Aus ab 2035 festhalten.

Bosch-Vizechef Christian Fischer (links, neben Konzernchef Stefan Hartung) befürchtet tiefe Einschnitte, wenn die EU am Verbrenner-Aus 2035 festhält. (Archivfoto) © Sebastian Gollnow/dpa
Während die Autohersteller erst in den vergangenen Monaten eine Abkehr vom reinen Elektrokurs eingeschlagen haben, fordern die Zulieferer bereits seit langem weiterhin eine Technologieoffenheit. Bosch-Vorstandsmitglied Klaus Mäder hatte die EU-Entscheidung zum Verbrenner-Ende 2035 bereits 2023 als „riesigen Fehler“ bezeichnet. Im Interview mit dem Handelsblatt sagte der stellvertretende Bosch-Chef Christian Fischer, dass das Festhalten an dem Termin in Europa und in Deutschland weitere Arbeitsplätze kosten werde.
Bosch-Vizechef Fischer: Weitere Einschnitte hängen auch von den Anpassungsfristen ab
Trotz der massiven Sparmaßnahmen und der großen Probleme der Automobilindustrie konnte Bosch seine Stellung als weltgrößter Automobilzulieferer im vergangenen Jahr erneut behaupten. „Auch wenn der Automarkt insgesamt stagniert und wir mit vielen Herausforderungen gleichzeitig zu kämpfen haben, schlagen wir uns vergleichsweise ordentlich“, erklärte Christian Fischer. Dennoch hat Bosch wie bereits erwähnt erneut einen Stellenabbau angekündigt, der die Zulieferer-Sparte – konkret das Geschäftsfeld Steuergeräte – betreffen wird. Die Frage ist, ob es nach den Schüben an Hiobsbotschaften nun für die Boschler überstanden ist.
„Das hängt auch von den Anpassungsfristen ab“, sagte Fischer dazu im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Bleibt es beim Verbrenner-Aus 2035 in Europa, werden die Einschnitte in Europa tiefer.“ Genauere Details nannte der Manager diesbezüglich nicht. Sein Vorgesetzter, Bosch-Chef Stefan Hartung, hatte aber bereits früh betont, dass die Transformation zur Elektromobilität beim Weltkonzern aus Stuttgart Arbeitsplätze kosten werde.
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Mit der Einschätzung, dass ein Verbrenner-Abschied ab dem Jahr 2035 weitere Arbeitsplätze kosten wird, sind die Bosch-Manager nicht allein. Die stark kriselnde Nummer 2 im Land, die ZF Friedrichshafen, hatte in Person von Konzernchef Holger Klein betont, dass eine Abkehr vom Verbrenner-Verbot den umfangreichen Stellenabbau des Unternehmens deutlich reduzieren könnte. Konkret hatte der ZF-Chef bei einer Pressekonferenz am 1. August 2024 erklärt, dass dies einer der Faktoren sei, der entscheide, ob beim Konzern vom Bodensee bis 2028 11.000 oder 14.000 Stellen abgebaut werden.