Erweiterte Abschreckung und nukleare Teilhabe bleiben unverzichtbare Schlüsselelemente einer glaubwürdigen Abschreckungsstrategie der NATO. Die europäischen Mitgliedsstaaten sollten jedoch akzeptieren, dass sie mit weniger US-Unterstützung auskommen müssen – und entsprechend handeln.

Seit 1945 hat sich die Rolle von Atomwaffen als Mittel zur Abschreckung grundlegend verändert. Die NATO hat in acht strategischen Konzepten auf sicherheitspolitische Umbrüche reagiert und ihre Nuklearstrategie schrittweise vorangebracht. Heute, angesichts russischer Aggression und geopolitischer Neuvermessung, steht die Allianz erneut vor der Herausforderung, nukleare Abschreckung glaubwürdig, handlungsfähig und europäisch abgestützt weiterzuentwickeln.

Die erste Atombombe, „Little Boy“ genannt, detonierte am 6. August 1945 in zirka 600 Metern Höhe über Hiroshima und entfaltete eine Sprengkraft von etwa 15 Kilotonnen. Am 9. August 1945 folgte der Abwurf der zweiten Atombombe mit dem Codenamen „Fat Man“ durch den B-29-Bomber Bockscar der 509th Composite Group mit einer Sprenghöhe von 500 Metern und einer Sprengkraft von zirka 22 Kilotonnen über der Stadt Nagasaki. Im Ergebnis endete damit der Zweite Weltkrieg, verbunden mit Tausenden Vermissten, Verletzten und Toten. Die beiden Atombombenabwürfe über Japan blieben bislang die einzigen Atomwaffeneinsätze in der Geschichte. Die Nuklearwaffen mit ihrer unvorstellbaren Zerstörungskraft waren in der Wirklichkeit angekommen und bestimmten fortan maßgeblich die sicherheitspolitischen und militärischen Strategien.
Die ersten Atombomben, „Little Boy“ und „Fat Man“ genannt, detonierten am 6. August 1945 über Hiroshima und am 9. August 1945 über Nagsaki. Fotos: USAF

Dies gilt auch für die NATO. Grundsätzlich basiert die Strategie des Bündnisses auf Abschreckung. Abschreckung hat zum Ziel, den Frieden dadurch zu erhalten, dass mögliche Gegner das Risiko eines eigenen Angriffs als zu hoch einschätzen, weil sie die Folgen für sich selbst nicht kalkulieren können und daher auf einen Angriff verzichten. Glaubwürdigkeit erlangt Abschreckung durch hinreichende militärische Fähigkeiten, den politischen Willen, diese Fähigkeiten einzusetzen, und eine Kommunikationsbeziehung zwischen abschreckenden und abzuschreckenden Akteuren. Hinreichende militärische Fähigkeiten schließen Nuklearkräfte dabei ausdrücklich mit ein. Ihr Zweck und ihre Rolle leiten sich aus dem jeweils gültigen Strategischen Konzept der NATO her.

Das Bündnis hat im Laufe seiner Geschichte insgesamt acht strategische Konzepte erlassen. Unverkennbar ist dabei der amerikanische Einfluss aufgrund der nuklearen Dominanz der USA.