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Ein Tourist wollte nur seine Ostsee-Schnappschüsse auf Facebook teilen, doch eines zeigte ein U-Boot. Das hatte kurz darauf unerwartete Konsequenzen.

Sassnitz – Was als entspannter Urlaubstag auf Rügen begann, endete für Rene B. aus Sachsen-Anhalt mit einer Facebook-Sperre und Anrufen eines Rüstungskonzerns. Der 46-Jährige beobachtete am Dienstag vor Sassnitz ein auftauchendes U-Boot und filmte die ungewöhnliche Szene mit seinem Handy.

U-Boot

Ein Urlauber filmte ein U-Boot in der Ostsee vor Rügen. Daraufhin wurde sein Facebook-Account gesperrt und ein Rüstungskonzern meldete sich bei ihm. (Symbolbild) © Marcus Brandt/dpa

„Wir saßen gerade mit einem Cocktail an einer Bar und meine Begleitung sagte, sie sehe ein U-Boot“, zitiert ihn die Ostsee Zeitung. Die Sichtung sorgte nicht nur bei ihm für Aufsehen. Etwa 7000 Menschen sahen sich später sein Video auf Facebook an, bevor sein Account plötzlich für 24 Stunden gesperrt wurde – angeblich „aus Sicherheitsgründen“. Aus dem gleichen Grund gibt es auch in Polen strenge Foto-Regeln für Urlauber.

U-Boot vor Rügen gefilmt: Urlauber bekommt Facebook-Sperre und Anruf von Rüstungskonzern

Doch damit nicht genug: Kurz nach der Sperre soll sich laut Rene B. ein Vertreter des Kieler Rüstungsunternehmens ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS) telefonisch bei ihm gemeldet haben. Die dringende Bitte: Er solle alle Aufnahmen löschen und keine weiteren Informationen verbreiten. „Mein Sohn sagte dann zu mir ‚Mensch, Papa, hoffentlich ist das kein russisches U-Boot‘, und da kam auch ein seltsames Gefühl hoch“, schildert er die Situation. Tatsächlich schirmte ein Schiff der Küstenwache das U-Boot kurz darauf ab, bevor es wieder Richtung Meer verschwand.

Wie der Kieler Journalist Frank Behling gegenüber dem NDR erklärte, handelt es sich bei dem gesichteten U-Boot vermutlich um die „Drakon“ – erkennbar am charakteristischen blauen Turm. Das Boot gehört zu den sechs sogenannten Dolphin-Typen des Unternehmens und wird für das israelische Militär gebaut. Es war erst am 24. Juli in Kiel zu seiner ersten Erprobungsfahrt gestartet. Die tiefen Gewässer zwischen Rügen und Bornholm sind laut Experten ideal für solche Probefahrten. Sie bieten sowohl ausreichend Tiefe für Tauchmanöver als auch Schutz vor russischer Ausspähung, da die Region unmittelbar vor Rügen noch zu deutschen Hoheitsgewässern gehört.

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Für Rene B. ist die ganze Situation befremdlich. „Es ist seltsam, dass man seine Meinung nicht frei äußern darf – ich habe ja schließlich nur Foto und Video hochgeladen, ohne Schlechtes zu schreiben“, sagt er. Statt Erholung klingelt nun sein Telefon pausenlos mit Medienanfragen aus ganz Deutschland.

TKMS selbst hält sich bedeckt. Auf NDR-Anfrage wollte sich das Unternehmen nicht zum Vorfall äußern und verwies auf „militärische Geheimhaltung“. Gegenüber der Ostsee Zeitung soll das Unternehmen jedoch erklärt haben: „Wenn ein U-Boot außerhalb der Werft fotografiert wurde, dann ist es öffentlich und die Fotos können verwendet werden.“ Mit einem ganz anderen Problem haben Urlauber auf dem Festland zu kämpfen. Dort macht ein geschlossenener Ostsee-Strand die Urlauber fassungslos. (kiba)