„Die Truppen orten Sprengkörper, eliminieren Terroristen und zerlegen terroristische Infrastruktur über und unter der Erde“, teilte Israels Armee mit. Auch hätten die israelischen Truppen ein mit einer Sprengfalle ausgestattetes Waffenlager zerstört. Die israelischen Verbände seien im Viertel Seitun mit einer Panzerabwehrrakete angegriffen worden, dabei sei aber niemand verletzt worden.
Das israelische Militär will nach eigenen Angaben die Stadt Gaza und die in al-Mawasi im Zentrum des Gazastreifens liegenden Flüchtlingslager einnehmen. Nach israelischen Angaben halten sich dort Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas versteckt. Auch die noch in den Händen der Hamas befindlichen israelischen Geiseln werden in Gaza-Stadt vermutet.
Debatte
Wie kann der Krieg in Gaza beendet werden?
Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes im Gazastreifen wurden am Freitag 23 Menschen bei israelischen Angriffen getötet, zwölf von ihnen sollen auf humanitäre Hilfe gewartet haben. Das israelische Militär teilte mit, es werde diese Angaben überprüfen.
UNO: Zahl der getöteten Hilfesuchenden steigt
Im Gazastreifen sind UNO-Angaben zufolge seit Ende Mai mindestens 1.760 hilfesuchende Menschen getötet worden. Das UNO-Menschenrechtsbüro für die palästinensischen Gebiete warf Israels Armee am Freitag vor, für „die meisten dieser Tötungen“ verantwortlich zu sein.
Bezüglich des Vorwurfs der Tötungen hieß es seitens der UNO zudem, in den betroffenen Zonen hielten sich zwar auch andere bewaffnete Kämpfer auf, es gebe aber „keine Informationen über ihre Beteiligung an den Tötungen“. 994 Menschen seien in der Nähe von Verteilzentren der von Israel finanzierten Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) getötet worden, erklärte das UNO-Menschenrechtsbüro weiter.
766 Menschen seien entlang der Routen der Hilfskonvois getötet worden. Am 1. August hatte das UNO-Büro noch 1.373 Todesfälle seit Ende Mai im Zusammenhang mit Hilfslieferungen im Gazastreifen vermeldet.
Armee: Hamas-Tunnel versiegelt
Die israelische Armee teilte unterdessen mit, in einen unterirdischen Gang bei Beit Hanoun im nördlichen Gazastreifen seien 20.000 Kubikmeter Versiegelungsmaterial gepumpt worden. Die Operation, die sich über vier Wochen hingezogen habe, sei Teil der Bemühungen gewesen, die unterirdische Infrastruktur der Hamas zu zerstören.
Während ihrer langjährigen Herrschaft im Gazastreifen hat die Hamas ein weit verzweigtes Tunnelnetz angelegt. Dieses durchzieht praktisch den gesamten Untergrund des rund 45 Kilometer langen und etwa sechs bis 14 Kilometer breiten Gazastreifens. Das System soll in seiner ursprünglichen Ausformung eine Länge von mindestens 500 Kilometern aufgewiesen haben.
Bericht über Gespräche zu Umsiedelungen
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete unterdessen am Freitag, Israel erörtere mit dem Südsudan ein Abkommen zur Umsiedelung von Palästinenserinnen und Palästinensern in das afrikanische Land. Es gebe noch keine Einigung, aber die Gespräche liefen, berichtete Reuters unter Berufung auf drei Insider.
Von der israelischen Regierung gab es gegenüber Reuters keine Stellungnahme. Israels Premier Benjamin Netanjahu hatte jüngst gesagt, er wolle die militärische Kontrolle im Gazastreifen ausweiten und die Palästinenserinnen und Palästinenser sollten das Gebiet freiwillig verlassen. Führende arabische und internationale Politikerinnen und Politiker lehnen eine Umsiedlung der Gaza-Bevölkerung ab – egal in welches Land. Am Mittwoch wies das südsudanesische Außenministerium Berichte über eine Umsiedlung als „unbegründet“ zurück.
Kritik an neuen Siedlungsplänen im Westjordanland
Der vom rechtsextremen israelischen Finanzminister Bezalel Smotritsch vorgestellte Plan zur Ausweitung der Siedlungen im Westjordanland löste indes international scharfe Kritik aus. Sowohl die EU als auch UNO warnten eindringlich davor, weil die Planungen das Westjordanland in zwei Hälften spalten und eine Zweistaatenlösung verunmöglichen würden.
Das „Projekt E1“ untergrabe „die Zweistaatenlösung weiter“ und verstoße zugleich gegen das Völkerrecht, erklärte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas. Der Sprecher von UNO-Generalsekretär Guterres, Stephane Dujarric, warnte eindringlich, falls dieser Plan umgesetzt würde, „würde das den Norden und Süden des Westjordanlands voneinander abtrennen“.