Publiziert19. August 2025, 15:13

Brettspiel-Café: «Wir wollen ein analoger Treffpunkt sein»

Die 22-jährige Angelina Schütz steht künftig hinter dem Tresen des Brettspiel-Cafés Alea. Den Laden hat sie mit drei Freunden selbst umgebaut.

Meret Steiger

«Ich hätte nie damit gerechnet, dass mein erstes Tiktok-Video so explodiert. Ich wurde plötzlich am HB erkannt», sagt Angelina Schütz. Im Video zeigt die 22-Jährige ihr Herzensprojekt und ihren neuen Arbeitsort: die Spielbar Alea in Zürich Wipkingen. «Bei uns kann man Kaffee trinken und Kuchen essen, aber auch Brett- und Kartenspiele oder Rollenspiele spielen.»

Die Idee dazu hatte Dominik Vagstad (37), zweifacher Schweizermeister im Brettspiel Siedler von Catan: «Ich wollte mit zwei Freunden, Benjamin Gaudenz und Benjamin Peter, etwas auf die Beine stellen, ein Brettspiel- oder RPG-Treffen.» Dass aus der Idee für ein Meet-up nun ein Café wurde, liegt auch an Angelina, die zu diesem Zeitpunkt Dominiks Kinder als Nanny betreute: Die 22-Jährige hat Gastroerfahrung, hat schon an diversen Bars und in einem Café gearbeitet.

Spiele gibts schon ab sieben Franken

So hat heute jeder der vier Gründer sein Spezialgebiet: Angelina ist für den Gastroteil zuständig, Dominik für Spiele und Buchhaltung, Benjamin Peter übernahm viele Aufgaben beim Umbau, Benjamin Gaudenz ist der Fachmann für RPG-Spiele wie Dungeons & Dragons.

«Wir ergänzen uns so perfekt, wir haben für alle einen Ansprechpartner: für Spielenerds, aber auch für Leute, die das alles noch entdecken», sagt Dominik. Bei ihnen soll sich auch jeder willkommen fühlen: «Hier sollen sich Menschen mit gleichen Interessen treffen können. Wir haben auch schon Leute zusammengebracht, die alleine gekommen sind – und dann zusammen gespielt haben», erzählt Angelina. «Es soll ein Ort zum Reden und Zeit verbringen sein, ein analoger Treffpunkt.»

Das Gründerquartett hat den Umbau selbst in die Hand genommen – inklusive Böden verlegen, Streichen und Wände einreissen.

Das Gründerquartett hat den Umbau selbst in die Hand genommen – inklusive Böden verlegen, Streichen und Wände einreissen.

20min/Marco Zangger

Wer ein Spiel ausleihen will, zahlt einmal sieben Franken – danach stehen aber den ganzen Tag alle Spiele zur Verfügung. Zudem wird es regelmässig Events geben, die unter anderem auf dem eigenen Discord-Server angekündigt werden. Dort können Gäste auch Vorschläge anbringen, sagt Angelina: «Wenn jemand beispielsweise ein Schachturnier veranstalten will, kann man das bei uns anbringen.» Neben dem Hauptraum im Obergeschoss gibt es noch zwei Räume im Untergeschoss, die für private Spielrunden gemietet werden können.

Acht Monate lang umgebaut

Die Spielbar befindet sich an der Ecke Zschokkestrasse/Rosengartenstrasse und war ein Glückstreffer. «Das Inserat hat mich erst nicht angesprochen, aber wir haben es uns dann trotzdem angeschaut. Die Location war heruntergekommen, aber wir haben sie als Rohdiamant erkannt», sagt Dominik. «Es sah echt schlimm aus und hat nach Rauch gerochen, aber wir haben Potenzial gesehen», ergänzt Angelina.

Angelina hat mehrere Bilder für die Bar gemalt, auch dieses Drachenmotiv.

Angelina hat mehrere Bilder für die Bar gemalt, auch dieses Drachenmotiv.

20min/Marco Zangger

Während acht Monaten hat das Viererteam mithilfe von Freunden und Verwandten umgebaut: «Wir haben alles selbst gemacht: Wände eingerissen, Wände aufgezogen, gestrichen, Böden verlegt, verputzt und so weiter.» Eine besondere Herausforderung war die Elektrizität: «Das Haus ist so alt, bei manchen Kabeln musste man einfach mal die Wand aufmachen und schauen, wo sie hinführen», erinnert sich Angelina. Finanziert haben sich die vier privat: «Wir haben zusammengelegt.»

«Unser erster Betriebstag war richtig schön»

Die Eröffnung am vergangenen Freitag war ein voller Erfolg: «Wir hatten von 10 bis 23 Uhr Full House. Es war sehr hektisch, aber auch mega schön. Es sind auch viele Leute aus der Nachbarschaft vorbeigekommen, um zu schauen, was wir hier machen und alle fanden es toll», freut sich Angelina.

«Unser erster, regulärer Betriebstag am Sonntag war richtig schön», schwärmt Angelina weiter. So seien bereits mehrere Tische besetzt gewesen, die Stimmung in der Spielbar entspannt und angenehm.

Spieltipps von Dominik und Angelina

Spiele für 2 Personen
Dominik: Ich empfehle «7 Wonders Duel» oder das «Siedler»-Kartenspiel.
Angelina: Ich finde «Scrabble» ein super Spiel für zwei Personen. Mein Tipp: Spielt es mit Schweizerdeutsch und Schimpfworten.

Spiele für Familien
Dominik: Das «Verrückte Labyrinth» ist ein absoluter Klassiker, der bei Kindern immer gut ankommt. Ansonsten empfehle ich auch noch «Ticket to Ride» (Zug um Zug).
Angelina: Gerade für kleinere Kinder ist «Mit Quacks & Co. nach Quedlinburg» sehr cool.

Für Spielenerds
Dominik: Ein bei Brettspielern beliebtes Spiel ist «Terraforming Mars», das kennen viele. Weniger bekannt ist «Ark Nova», da baut man einen Zoo, das dauert eher etwas länger. Auch «Dune» kann schon mal so sechs Stunden dauern.

Ein Geheimtipp
Dominik: Eines meiner Lieblingsspiele ist «7 Wonders». Es geht schnell, ein Spiel dauert so 30 bis 45 Minuten und die Regeln sind relativ einfach – trotzdem hat das Spiel auch Tiefe und es geht nicht nur um Glück, sondern man kann auch Strategien entwickeln.

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