Tel Aviv/Gaza – Bei einem israelischen Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza sind laut Berichten internationaler Nachrichtenagenturen mindestens 19 Menschen ums Leben gekommen. Bei vier Todesopfern soll es sich um Journalisten handeln. Die israelische Armee erklärte, Hamas-Terroristen ins Visier genommen zu haben. Israel-Premier Benjamin Netanjahu (75) sprach von einem „tragischen Unfall“.
Nach Angaben der US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) befinde sich deren freie Mitarbeiterin Mariam Dagga (33) unter den Opfern. Reuters meldete, dass ein freier Mitarbeiter der Londoner Agentur getötet und ein Fotograf verletzt worden seien. Der katarische Staatssender Al Jazeera verlor eigenen Angaben zufolge einen Kameramann. Bei dem vierten getöteten Journalisten handle es sich um den Fotografen Moaz Abu Taha, dessen Arbeitgeber noch unklar ist.
Unter den Todesopfern befindet sich wohl auch Mariam Dagga (33), die als freie Journalistin für die Nachrichtenagentur AP arbeitete
Foto: AP
Das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis (Süden des Gazastreifens) meldete, dass die Bombe im vierten Stock eingeschlagen sei. Nach dem ersten Einschlag habe es eine weitere Attacke gegeben, als bereits Sanitäter vor Ort gewesen seien.
Die israelischen Bomben schlugen laut Angaben aus Gaza in der vierten Etage des Nasser-Krankenhauses ein
Foto: Anadolu via Getty Images
Spionierte die Hamas aus dem Krankenhaus?
Der arabische Sender Al-Ghad teilte Aufnahmen, die offenbar den zweiten Einschlag zeigen. Offiziell sind noch keine Details zum Grund des Angriffs auf die Klinik bekannt gegeben worden. Fakt ist aber: Die Hamas nutzt häufig zivile Infrastrukturen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Terror-Operationen.
Auch der Fotograf Moaz Abu Taha wurde bei dem Angriff getötet. Für wen arbeitete, ist bislang nicht bekannt
Foto: BASHAR TALEB/AFP
Der israelische Sender „N12“ meldete am Montagnachmittag unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass das Militär in dem Krankenhaus Spionagetätigkeiten aufgedeckt habe. Demnach soll ein Hamas-Terrorist über mehrere Tage hinweg aus dem vierten Stock israelische Truppenbewegungen gefilmt haben. Der Sender veröffentlichte auch ein Foto, das den Terroristen mit einem Handtuch über dem Kopf und einer Überwachungskamera zeigen soll.
Ist hier ein Hamas-Terrorist auf dem Nasser-Krankenhaus zu sehen, der die israelische Armee ausspioniert? Dieses Foto veröffentlichte der Sender „N12“
Foto: N12
Israels Armee: Journalisten nicht absichtlich angegriffen
Israels Armee-Chef Eyal Zamir (59) leitete nach dem Vorfall eine Untersuchung ein, die die Umstände „schnellstmöglich“ klären soll. In der Erklärung hieß es: „Die israelische Armee bedauert jeglichen Schaden, der unbeteiligten Personen zugefügt wurde, und greift Journalisten nicht absichtlich an.“ Die „Jerusalem Post“ interpretierte dies als Fehlereingeständnis des Militärs. Später sagte ein Militärsprecher, dass die Hamas aus dem Nasser-Krankenhaus operiert habe.
Ein Mann hält das Equipment des getöteten Kameramanns Hussam al-Masri (u.a. Reuters) in den Händen
Foto: Hatem Khaled/REUTERS
Armee-Chef kritisiert Netanjahu
Unterdessen berichtete der israelische TV-Sender Channel 13, dass Armee-Chef Zamir eindringlich vor einer Einnahme der Stadt Gaza gewarnt habe. Demnach drängte er, einen Vermittlungsvorschlag über eine Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge anzunehmen.
Die Entscheidung liege jetzt bei Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (75). Bei einer militärischen Einnahme der Stadt sei das Leben der israelischen Geiseln gefährdet.