Alexander Zverev lachte befreit und fiebert bei den US Open seiner Rolle als erhoffter Spielverderber für die Topstars Jannik Sinner und Carlos Alcaraz entgegen. Doch nach dem ungefährdeten Zweitrunden-Erfolg räumte der Olympiasieger von Tokio 2021 auch ein, dass er in New York nicht frei von körperlichen Beschwerden ist.

Ja, der Rücken bereite ihm noch Probleme. „Das wird sich in den nächsten zwei Wochen auch nicht ändern“, sagte Zverev vor seinem weiteren erhofften Weg zum angestrebten Grand-Slam-Titel und dem Duell mit dem Kanadier Felix Auger-Aliassime am Samstag.

Seit Wochen ist der Rücken ein Faktor. Mit dem ungefährdeten 6:4, 6:4, 6:4 gegen den Briten Jacob Fearn­ley zog Zverev dennoch zum siebten Mal in Serie in die dritte Runde der US Open ein. Charmant löste der Hamburger anschließend die heiklere Aufgabe in seinem Platz-Interview. 

Was er als Nummer drei der Welt denn davon halte, wenn die Leute von den Großen Zwei reden? „Es ist okay, um ehrlich zu sein“, so Zverev. Sinner (vier Titel) und Alcaraz (fünf), anders als Zverev mehrfache Grand-Slam-Champions, verdienten jeden Respekt. „Ich bin hier, um ihnen die Party zu verderben“, schob der Deutsche kampfeslustig hinterher: „Ich werde versuchen, das zu schaffen.“

Eine Frage des Levels

Im Kampf um den Achtelfinaleinzug wartet nun erst einmal Auger-Aliassime. Der Kanadier schürte schon als Teenager riesige Erwartungen als Zukunftshoffnung im Herrentennis. Der 25-Jährige teilt aber das Schicksal mit Zverev, die ganz großen Grand-Slam-Hoffnungen nicht erfüllt zu haben.

„Wenn er gut spielt, spielt er wirklich gut. Wenn er nicht gut spielt, spielt er wirklich nicht gut“, beschrieb Zverev seine Erfahrungen mit der Nummer 27 der Welt. „Jetzt ist er in der dritten Runde. Das bedeutet, dass er gut spielt. Dann ist es natürlich ein schwieriges Spiel. Aber es ist ein Spiel, das mir in der Vergangenheit ganz gut gelegen hat, ziemlich gut sogar.“ Von acht Partien hat er sechs gewonnen, das einzige bisherige Grand-Slam-Duell 2021 in Wimbledon aber verloren. Ableiten, ob Zverev bereit ist für ein mögliches Halbfinale mit Sinner, kann man aus dem Auftritt gegen Fearnley wenig.

Oder gar nichts? „Auch Alcaraz und Sinner müssen bisher nicht so spielen, wie sie gegeneinander oder gegen mich auch spielen müssen“, erklärte der Australian-Open-Finalist. „Es liegen noch viele Tage vor uns. Aber momentan sind wir jetzt zufrieden mit meinem Level.“

Der mentale Faktor

Zverev jedenfalls scheint die Zeit nach Wimbledon gut genutzt zu haben. In London war er nach seinem Erstrundenaus noch völlig aufgelöst in der Pressekonferenz gesessen und hatte von mentalen Problemen berichtet. Für seine Offenheit, darüber zu sprechen, hatte Zverev im Anschluss von vielen seiner Kollegen Unterstützung erhalten. „Ich war in den Ferien, war komplett weg vom Tennis. Ich habe nicht gespielt, auch nicht trainiert“, verriet der 24-fache Turniersieger in New York. Er habe viel Zeit mit Freunden verbracht und sei „wieder frisch“ zur Vorbereitung nach Mallorca geflogen. Nach seiner Pause trainierte er in der Akademie von Rafael Nadal in Manacor.

Mittlerweile nehme er abseits des Platzes professionelle Hilfe in Anspruch, die ihm gut tue. „Es ist ein Prozess. Das ist nicht innerhalb von einer oder zwei Wochen vorbei“, sagte der 28-Jährige vor den US Open. „Ich denke, das ist etwas, an dem man über mehrere Jahre hinweg arbeiten muss.“ Über die Art der Hilfe sagte er nichts. Wichtig sei, dass er auf dem richtigen Weg sei, meinte er. „Ich fühle mich viel besser. Ich habe es genossen, zurück auf dem Tennisplatz zu sein.“ (ag./red)

2. Runde: Sinner (ITA/1) – Popyrin (AUS) 6:3, 6:2, 6:2. Bergs (BEL) – Draper (GBR/5) w.o. De Minaur (AUS/8) – Mochizuki (JPN/Q) 6:2, 6:4, 6:2. Frauen: Światek (POL/2) – Lamens (NED) 6:1, 4:6, 6:4.