Bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen in Berlin-Mitte ist ein 20 Jahre alter Syrer tödlich verletzt worden. Er war am Freitagabend am Humboldt Forum nahe der Karl-Liebknecht-Brücke durch scharfe oder spitze Gewalt so schwer verletzt worden, dass er zunächst wiederbelebt werden musste, wie ein Polizeisprecher in einem Video auf X sagte. Wie die Staatsanwaltschaft am Samstag nun mitteilte, ist der Mann in der Nacht seinen Verletzungen erlegen und gestorben. Angaben zur Tatwaffe machte der Sprecher auf Anfrage zunächst nicht.
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Bei der Schlägerei waren gegen 19.35 Uhr drei Personen von einer aus etwa 15 Menschen bestehenden Gruppe angegriffen worden, wie es weiter hieß. Die zwei weiteren Männer aus der kleineren Gruppe im Alter von 22 und 23 Jahren wurden leicht verletzt. Eine Mordkommission der Polizei und die Staatsanwaltschaft haben die Ermittlungen übernommen. Festnahmen erfolgten bislang nicht. Die Auswertung von Spuren, Beweisen und Zeugenaussagen dauere an, hieß es weiter.
Informationen dieser Redaktion zufolge war die Feindschaft zwischen einer afghanischen und einer syrischen Gruppierung Auslöser für die Tat. Ob sich die Gewalt dabei spontan entflammte oder sich gezielt für die Auseinandersetzung verabredet wurde, ist derzeit noch unklar. Polizeisprecher Florian Nath sagte der „B.Z.“ zum vorläufigen Ermittlungsstand: „Es sieht ganz danach aus, als ob eine Gruppe Afghanen eine Gruppe Syrer attackiert hat.“ Die Polizei bestätigt unserer Redaktion, dass es sich bei den Opfern um Syrer handelt. Über die andere Gruppe liegen noch keine gesicherten Informationen vor, da es noch keine Festnahmen gab, so die Polizei auf Morgenpost-Anfrage.
Heute Abend kam es am #HumboldtForum in #Mitte zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Personengruppen. Dabei soll eine Person so schwer durch einen scharfen oder spitzen Gegenstand verletzt worden sein, dass sie noch vor Ort von Rettungskräften reanimiert werden musste. Unsere… pic.twitter.com/rAsPjuVDBW
— Polizei Berlin (@polizeiberlin) 12. September 2025
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Einsatzkräfte der Polizei am Freitagabend vor dem Humboldt Forum.
© Pierce Adler/dpa | Pierce Adler
Ähnlicher Vorfall am Humboldt Forum vor wenigen Wochen
Schon vor knapp drei Wochen war es am Humboldt Forum zu einer Messerstecherei zwischen zwei Gruppen gekommen, bei der laut Polizei sechs Männer Verletzungen davontrugen.
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Ein 24-Jähriger wurde damals lebensgefährlich am Rücken verletzt und in einem Krankenhaus operiert. Die anderen Männer im Alter von 20 bis 26 Jahren erlitten nach Polizeiangaben Stich- und Schnittverletzungen an Händen, Beinen sowie an Becken und Oberkörper. Eine 14-Jährige und zwei 19- und 20-jährige Männer wurden festgenommen. Die Hintergründe für die blutige Auseinandersetzung waren auch hier zunächst unklar. Ob es einen Zusammenhang mit dem Vorfall von Freitag gibt, wird geprüft. Eine Parallele aber zumindest ist augenscheinlich: Auch damals waren Afghanen und Syrer aufeinander losgegangen.
Wird das Humboldt Forum nun zu einem neuen Kriminalitäts-Hotspot? Eher nicht, heißt es dazu aus Sicherheitskreisen. Es handelt sich wohl eher um eine temporäre Verlagerung weg vom nahen Alexanderplatz, einem der sieben „kriminalitätsbelasteten Orte“ der Hauptstadt. Diese Verlagerung könnte mit der erhöhten Polizeipräsenz in Folge der dortigen Wache zusammenhängen. Dennoch bleibt der Alexanderplatz einer der gefährlichsten Ecken Berlins. Im vergangenen Jahr wurden auf und um den Platz herum insgesamt 35 Messerstraftaten und 80 Schusswaffeneinsätze von der Polizei registriert.
Polizeigewerkschaft: Seit Jahren syrisch-afghanische Gewalt am Alexanderplatz
„Natürlich sehen wir, dass es nicht die erste gewalttätige Auseinandersetzung von Gruppen am Humboldt Forum ist, und selbstverständlich wird die Polizei Berlin das im Rahmen der täglichen Einsatzkonzeption im Blick haben“, ordnet Benjamin Jendro, Sprecher der Berliner Gewerkschaft GdP, ein. „Wir müssen aber auch ehrlich sein: Seit Jahren treffen sich Gruppen mit syrischem und afghanischem Hintergrund rund um den Alexanderplatz und klären Konflikte in Gewaltexzessen. Sie sind an einem Tag Täter, am anderen Opfer, reden aber nicht mit unseren Kollegen.“
Durch die im Bereich des Alexanderplatz relativ hohe Polizeipräsenz seien sie mittlerweile zudem flexibel und suchten andere Orte, zu denen sie sich im Social Media oder via Messenger verabreden, so Jendro weiter, und wo sie dann auch mit Waffen aufeinander losgehen und selbst schwerste Verletzungen und den Tod in Kauf nehmen würden. „Nicht ohne Grund fordern wir als GdP eine umfassende Aufgabenkritik, um mit einem Personalpuffer dann auch flexibler auf solche Phänomene reagieren zu können“, sagt der Gewerkschafter.