Gegen 11 Uhr füllt sich die Place d‘Armes mit Neugierigen und Kauflustigen. Denn noch ist der Himmel größtenteils blau, und an den Ständen des traditionellen „Bichermaart“ vor Beginn des Schuljahrs locken seit einigen Jahren auch Kleidung und Spielzeuge zu niedrigen Preisen. Einige Auslagen der jungen Verkäufer haben eine interessante Geschichte.

So erzählt Toni über ein Büchlein, das auf einem ihrer Bücherstapel liegt: „Es gibt ein Was-ist-was-Buch aus der Reihe über Europa. Ich habe bemerkt, dass Luxemburg dort auf einer Landkarte fehlt, und sie darauf hingewiesen. Als Dankeschön habe ich einige Produkte von ihnen bekommen, und das hier gehörte dazu.“ Letztes Jahr war sie mit einer Freundin auf dem Markt, jetzt ist Toni in Begleitung ihres kleinen Bruders Loris da, um Bücher und Kleidung zu verkaufen.

Auch Ivana-Alessandra ist mit motivierter Unterstützung da: „Ich finde es schön hier“, meint ihre kleine Schwester Tiffany, die einen kleinen Teil der ausliegenden Ware beigesteuert hat. Der Großteil stammt aber von der großen Schwester, die bereits zum zweiten Mal da ist. Eine ihrer Freundinnen hat sie letztes Jahr hier kennengelernt. „Sie hatte den Nachbarstand, und immer wenn eine von uns mal weggegangen ist, hat die andere aufgepasst“, sagt sie und lacht.

Fröhliche Besucher und nachhaltige Überlegungen

Während sich einige der Verkäufer recht spontan zur Teilnahme am für sie kostenlosen Markt entschieden, war Emma schon länger klar, dass sie beim „Bichermaart goes Jugendmaart“ dabei sein möchte. „Ich freue mich jedes Jahr, dass ich hier etwas verkaufen kann“, meint sie. Sie ist ein ehemaliges Mitglied der nationalen Schülerkonferenz (CNEL), darüber auf den Jugendmarkt aufmerksam geworden und inzwischen zum dritten Mal dabei. Auch für das kommende Jahr plant die Schülerin die Teilnahme fest ein.

Während zu Emmas Stand, wie sie erzählt, viele Jüngere kommen, fallen anderen Verkäufern eher Eltern auf, die für ihre Kinder einkaufen. Unter den Leuten, die zwischen den Ständen entlangschlendern, sind auch Idun und Elna. „Wir machen gerade nach unserem Schulabschluss eine Reise durch Europa“, erzählen die beiden jungen Däninnen, die zwar nur zufällig, aber gerne hier sind: „Ich finde solche kleinen Märkte super“, sagt Elna und schaut sich fröhlich um, ehe die beiden weitergehen.

Es ist wichtig, dass Jugendorganisationen und Jugendliche sichtbar sind.

Liam Bremer

Präsident des Jugendrats

Für viele der jungen Verkäufer spielen auch der Nachhaltigkeitsgedanke und eine kritische Haltung gegenüber Massenkonsum eine Rolle. „Ich finde es schade, wenn etwas, was noch unbenutzt oder so gut wie unbenutzt ist, weggeworfen wird“, findet etwa Victoria. „Man muss ja nicht immer direkt neue Sachen kaufen.“ Gebrauchte Sachen in einem guten Zustand zu kaufen wie hier, sei nicht nur billiger, sondern auch nachhaltiger und ressourcenschonender, sagt sie.

Weitere Angebote für junge Leute

An einem weiteren Stand steht Lara, eine der Klima-Jugenddelegierten für Luxemburg in diesem Jahr. Sie möchte nichts verkaufen, sondern auf den Klimawandel aufmerksam machen und mit jungen Menschen darüber ins Gespräch kommen: „Die Idee ist, dass wir die Stimme der Jugend in die UN-Klimakonferenzen bringen“, stellt sie ihr Anliegen vor, bei dem sie vom Jugendrat und dem Umweltministerium unterstützt wird. Heute sammelt sie etwa auf Postkarten Anregungen junger Besucherinnen und Besucher, und über einen QR-Code können Interessierte live abstimmen, welche Themen ihnen am Herzen liegen.

Auch das Kanner-Jugendtelefon (KJT) hat einen eigenen Stand. „Wir wollen natürlich Kinder und Jugendliche erreichen“, sagt Dany. „Wenn sie etwas bedrückt, sind wir eine Anlaufstelle, an die sie sich wenden können“ – und zwar nicht nur telefonisch, sondern auch per Chat oder Mail. Daneben gibt es aber auch ein Elterntelefon, und auch Lehrpersonal, Großeltern oder andere, die sich Sorgen um Kinder machen, können sich beim KJT melden, wo ihnen die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen.

Veranstalter sind positiv gestimmt

Nicht fehlen darf auch die Luxemburger Studentenvereinigung UNEL, die einige der bis 17 Uhr anwesenden Verkäuferinnen und Verkäufer erst dank des Standes kennengelernt haben. Sam und Angelo dürfte das nicht überraschen: „Die UNEL feiert dieses Jahr 105 Jahre Bestehen, aber nicht so viele Leute kennen sie“, meint etwa Angelo. „Daher sind wir froh, hier zu sein und auf uns aufmerksam zu machen.“

Die CNEL richtet die Traditionsveranstaltung seit inzwischen über zehn Jahren aus und ist mit einem Stand und viel Personal vertreten. Die ursprüngliche Idee des Büchermarkts, dass Schüler hier Schülern etwas verkaufen können, wollte die CNEL auch weiterführen, nachdem Pflichtschulbücher für die Schüler kostenlos geworden waren, erläutert Vizepräsident Semir. Und, wie Präsident Luca anmerkt: „Es ist auch einfach eine gute Stimmung und die Leute kommen zusammen.“

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Liam Bremer, der Präsident des Jugendrats und damit der Schirmorganisation der CNEL, freut sich ebenfalls über die Veranstaltung. „Es ist wichtig, dass Jugendorganisationen und Jugendliche sichtbar sind“, unterstreicht er – und bedankt sich bei der Stadt Luxemburg für die Möglichkeit, den Markt auf der Place d‘Armes abzuhalten.