Stand: 14.09.2025 14:33 Uhr

Deutschland ist nach Angaben des Apothekerverbands erneut schlecht auf den Winter vorbereitet: Mehr als 500 Medikamente gelten demnach als schwer verfügbar. Besonders betroffen seien Antibiotika für Kinder und Mittel gegen Asthma und ADHS.

Der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Thomas Preis, sieht die Versorgung mit einigen Arzneimitteln in Gefahr. “Auch in diesen Winter gehen wir sehr schlecht vorbereitet. Das Thema Lieferengpässe bei Arzneimitteln ist ein Dauerthema geworden in den Apotheken”, sagte Preis der Bild am Sonntag.

Aktuell sind nach Preis’ Angaben mehr als 500 Medikamente offiziell als schwer verfügbar gemeldet, bei einigen liege sogar ein “Versorgungsmangel” vor. Besonders betroffen seien Antibiotika-Säfte für Kinder, ein Asthma-Mittel sowie ADHS-Medikamente. Für Fieber- und Erkältungsmittel sowie Hustensäfte hingegen sei “die Versorgung sichergestellt”, sagte Preis. 

Sozialverband wirbt für mehr Produktion in Europa

Als Grund für Engpässe nennt der Verbandspräsident die Abhängigkeit von Produktionsstätten außerhalb Europas. “Deutschland war früher die Apotheke der Welt, jetzt steht die Apotheke der Welt in China oder Indien. Und wenn dort Werke Produktionsprobleme haben, dann schlägt sich das sofort in der Versorgung in Europa und in Deutschland nieder.”

Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) sieht Handlungsbedarf. Medikamentenengpässe seien für viele Menschen eine enorme Belastung, insbesondere für Ältere, chronisch Kranke und Menschen mit Behinderungen, teilte SoVD-Vorstandsvorsitzende Michael Engelmeier mit. “Der Vorstoß der EU-Kommission im März, die Produktion in Europa zu stärken, muss daher dringend weiterverfolgt und so die Medikamentenversorgung wieder stärker in die eigene Hand genommen werden.” So könnten Engelmeier zufolge Notstände vermieden und die Patientensicherheit gewährleistet werden.

Der Sozialverband forderte zudem mehr Handlungsspielraum für Apotheken, um bürokratische Hürden abzubauen und eine schnelle Versorgung zu ermöglichen. Die Arzneimittel-Situation hatte sich in den vergangenen Jahren verschärft. Auch in der Wintersaison 2024/25 sprachen Apotheker und Ärzte von Lieferengpässen bei mehreren Hundert Medikamenten.