Publiziert14. September 2025, 20:03

Luxemburg: «Eine Abtreibung hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet»

In Luxemburg wird am Montag über ein Grundrecht auf Schwangerschaftsabbruch demonstriert. Das Thema spaltet die Gemüter. Die 34-jährige Liz berichtet.

Nicolas Martin
Die Verankerung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch in der Verfassung wird in Luxemburg kontrovers diskutiert.

Die Verankerung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch in der Verfassung wird in Luxemburg kontrovers diskutiert.

Symbolbild: Pexels

Am Montagmorgen wollen sich Unterstützer eines Grundrechts auf Schwangerschaftsabbruch vor der Chamber in Luxemburg versammeln sich. Sie fordern, das bereits gesetzlich verankerte Recht auch in der Verfassung abzusichern. Ein entsprechender Gesetzesvorschlag des Déi-Lénk-Abgeordneten Marc Baum hat bereits die einstimmige Zustimmung des Staatsrats erhalten.

Die Debatte ist emotional aufgeladen. Für die 34-jährige Luxemburgerin Liz, die Anfang zwanzig selbst einen Schwangerschaftsabbruch hatte, ist der Schritt überfällig. «Das ist etwas, das man nicht vergisst. Keine Frau trifft diese Entscheidung leichtfertig», sagt sie. «Aber im Rückblick war es die beste Entscheidung. Sie hat mir das Leben gerettet.»

Mit ihrem öffentlichen Beitrag am Wochenende reagierte Liz auf die Aussagen von Kardinal Jean-Claude Hollerich. Der Erzbischof hatte erklärt, die Verankerung des Rechts in der Verfassung wäre «ein trauriger Tag in der Geschichte Luxemburgs» und könne Menschen «in Richtung Rechtsextremismus treiben». Liz zeigt sich «schockiert und empört»: «Ich verteidige die Meinungsfreiheit jedes Einzelnen, aber sollte ein Kirchenmann nicht die Liebe zum Nächsten predigen?»

«Es ist eine Wahl, keine Verpflichtung»

Für Liz ist klar: «Es ist eine Wahl, keine Verpflichtung. Es wird niemanden davon abhalten, sich dagegen zu entscheiden. Aber es ist eine Freiheit.» Sie verweist auf die Entwicklung in den USA, wo nach der Aufhebung des bundesweiten Abtreibungsrechts Millionen Frauen keinen Zugang mehr zu einem legalen Schwangerschaftsabbruch haben. «Ein Verbot senkt nicht die Zahl der Abtreibungen, es erhöht nur die Zahl der Todesfälle von Frauen.»

In Luxemburg ist der Schwangerschaftsabbruch seit 1978 legal. Erst 2014 wurden die Eingriffe aus dem Strafgesetzbuch gestrichen und die frühere Bedingung einer «Notsituation» abgeschafft. Befürworter sehen eine Verankerung in der Verfassung als dauerhafte Absicherung dieses Rechtes. Gegner wie Kardinal Hollerich warnen vor einer politischen Spaltung des Landes.

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