Stand: 16.09.2025 13:50 Uhr
Nach dem Brand an einem Stellwerk am Freitag in der Region Hannover geht die Polizei von Brandstiftung aus. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet. Bis Montag war der Bahnverkehr eingeschränkt.
Die Ermittler vermuten nach eigenen Angaben, dass der Schaden an einem Sicherungskasten eines Stellwerks in Lehrte (Region Hannover) durch Dritte absichtlich herbeigeführt wurde. Es gebe Hinweise auf Brandstiftung, sagte die Polizei Hannover dem NDR Niedersachsen. Ein technischer Defekt sei unwahrscheinlich.
Staatsschutz ermittelt: Zusammenhang mit weiteren Vorfällen?
Die Deutsche Bahn war bereits am Wochenende von Fremdverschulden ausgegangen und hatte in diesem Zusammenhang von “Vandalismusschäden” gesprochen. Unklar ist, ob die Tat politisch motiviert war. Der Staatsschutz hat nach Angaben der Polizei den Fall übernommen, da zuletzt mehrere ähnliche Vorfälle mit mutmaßlich politischem Hintergrund im gesamten Bundesgebiet registriert worden waren. Man ermittle in alle Richtungen, hieß es. Zeugen werden gebeten, sich beim Kriminaldauerdienst Hannover unter der Telefonnummer (0511) 10 95 55 5 zu melden.
Wichtige Kabel für die Signale durchgebrannt
Laut Polizei hatte der Kriminaldauerdienst am Samstag Spuren gesichert und dabei auch den betroffenen Schaltkasten abgebaut und mitgenommen. Er war am Freitagabend in Brand geraten. Gegen 20.15 Uhr sei beim zuständigen Fahrdienstleiter am Bahnhof Lehrte eine Störung in der Leit- und Sicherungstechnik aufgetreten, sagte eine Polizeisprecherin. Bei einer anschließenden Kontrolle habe ein Mitarbeiter an dem Kasten verschmorte Kabel festgestellt. Der Schaltkasten und die Kabelanlage seien durch das Feuer vollständig zerstört worden, so die Sprecherin.
Probleme im Nah- und Fernverkehr bis Montag
Wegen des defekten Stellwerks kam es seit Freitag zu Einschränkungen im Regional- und Fernverkehr der Bahn. Bis Montag waren Fernzüge zwischen Hannover und Berlin sowie zwischen Hannover und Magdeburg teilweise unpünktlich oder fielen ganz aus. Im Laufe des Nachmittags habe sich der Zugverkehr wieder normalisiert, sagte ein Bahnsprecher am Montagabend. Im Regionalverkehr waren unter anderem die Linie RE30 zwischen Wolfsburg, Gifhorn und Hannover, die Linie RE10 zwischen Hannover und Bad Harzburg sowie die Linie RE70 zwischen Hannover und Braunschweig betroffen. Auf den Strecken kam es zu Ausfällen und verspäteten Zügen. Auch die S-Bahnen der Linie S4 fuhren zeitweise nicht. Im Laufe des Montags konnte der Verkehr jedoch auf allen Strecken wieder aufgenommen werden, wie die jeweils zuständigen Bahnunternehmen mitteilten.
Unfall bei Hannover-Kleefeld beschädigt Oberleitung
Am späten Samstagabend kam es außerdem zu einem Unfall auf einer Brücke in Hannover-Kleefeld, der für weitere Behinderungen im Fern- und Nahverkehr der Bahn sorgt. Ein betrunkener Autofahrer hatte mit seinem Wagen einen Betonpoller gerammt und diesen mit Wucht von der Brücke auf die Zugstrecke geschleudert. Dabei wurde die Oberleitung der darunterliegenden ICE-Strecke beschädigt. In der Folge musste ein ICE mit 900 Fahrgästen an Bord evakuiert werden. Die Polizei ermittelt gegen den 19-jährigen Fahrer – unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.