Mangels Schnees auf den Gletschern in Europa bzw. nicht ausreichend langer Pisten bleibt den Spitzennationen keine andere Wahl als der kostenintensive und aufwendige Trip nach Südamerika, wollen sie gerade in den Speed-Disziplinen konkurrenzfähig und also mit genug Trainingskilometern in die Saison starten. Mögliche Sicherheitsmängel werden in Kauf genommen.

Franzoso war drei Tage vor seinem 26. Geburtstag bei einem Sprung im Abfahrtstraining in La Parva nahe Santiago de Chile gestürzt und nach Durchschlagen zweier Sicherheitsnetze gegen einen Zaun geprallt. Die Ärzte in der Klinik von Santiago konnten das Leben des Italieners nicht mehr retten. Unter anderem die Absicherung der Strecke sorgten aus diesem Anlass für Diskussionen.

Touristen besuchen das Skigebiet Farellones in den Anden, etwa 37 km von Santiago entfernt, 2024

APA/AFP/Rodrigo Arangua (Archivbild)

Das Skiresort La Parva in der Nähe von Santiago de Chile

Vollendete Tatsachen

„Das ist leider wieder eine traurige Nachricht, eine Tragödie“, sagte FIS-Renndirektor Markus Waldner auf ORF-Nachfrage. Die Erklärung dafür klingt alarmierend – auf Trainingsstrecken gebe es nicht die Sicherheitsmaßnahmen wie bei Abfahrtsklassikern im Weltcup. „Da haben wir auf im Schnitt drei Kilometer Länge durchschnittlich 20 Kilometer Hochsicherheit stehen. Jedes Hindernis wird penibelst abgesichert. Da wurde von den Veranstaltern viel Geld investiert.“

Waldner regt Bau sicherer Trainingspisten an

Nach dem tödlichen Trainingssturz des italienischen Skifahrers Matteo Franzoso regt FIS-Renndirektor Markus Waldner im ORF-Interview den Bau eigener Trainingspisten mit hohen Sicherheitsmaßnahmen an. Aus Kostengründen könne derzeit nicht derselbe Standard wie im Weltcup garantiert werden.

Bei Trainingslagern sei das nicht umsetzbar, Teams und nationale Verbände werden meist vor vollendete Tatsachen gestellt. Eine Lösung des Problems: „Es müssten für Trainings fixe Strecken gebaut werden, in denen man ähnliche Sicherheitsmaßnahmen anbieten kann wie im Weltcup.“ Aufgrund der hohen Kosten und Auflagen für Sicherheit verschwinden laut Waldner auch FIS- und Europacup-Abfahrten bzw. wird deren Organisation immer schwieriger. „Weil sich das die Skiclubs nicht leisten können.“

Finanzierungspool?

ÖSV-Alpindirektor Christian Mitter teilte zu den Trainings in Übersee und einer möglichen Verbesserung der Bedingungen mit: „Für die Zukunft wäre es sinnvoll, wenn sich die großen Verbände noch stärker als bisher zusammenschließen und einen Finanzierungspool für Sicherheitsinstallationen schaffen, insbesondere an Orten, an denen viel Speedtraining auf internationaler Ebene stattfindet. Auch eine gemeinsame ärztliche Betreuung könnte von Vorteil sein.“

„Skisport bringt Risiko mit sich“

Nach dem tödlichen Trainingssturz des italienischen Skifahrers Matteo Franzoso sprach ORF-Ski-Expertin Nicole Schmidhofer über die Trainingsbedingungen in Chile.

B-Netze im Fokus

Sicherheit im Skisport und vor allem beim Training in Übersee ist demnach eine Frage der Finanzierung. Das Risiko tragen die Sportler und Sportlerinnen. „Als Athlet denkt man über das Risiko nicht nach, weil es dein Job ist“, sagte ORF-Expertin Nicole Schmidhofer. “Als Problem in Chile führte die 36-Jährige die doppelreihigen B-Netze an, die bei wenig Schnee nicht tief verankert sind. „Jeder weiß, das ist bei uns genauso, dass hinter dem Netz Bäume, Steine oder sonst was sind. Wenn du dann durchs Netz brettert, wird es sehr gefährlich.“

Trotz Sicherheitsmängeln: Das Training in Übersee ist laut Schmidhofer alternativlos. „Schlimme Unfälle außerhalb der Rennen passieren auch in Europa. Skifahren ist ein gefährlicher Sport, und manchmal wird unterschätzt, welche Kräfte gerade in der Abfahrt auf einen wirken. Auch in Südamerika bemühen sich die Leute im Rahmen des Möglichen um Sicherheit. Vielleicht sollte das Tempo im Speedbereich wieder gedrosselt werden, ganz ausschließen kann man solche Stürze bei aller Tragik trotzdem nicht.“