Obwohl erst 32 Jahre alt, ist Andrea Galleti schon fast ein Urgestein in der Luxemburger Musikszene. Seit seiner Kindheit macht der Sänger aus Bettemburg Musik, war mit seiner Band Diario schon im Vorprogramm von Silbermond zu sehen, mit seiner aktuellen Truppe One Last Time war er zweimal beim Luxembourg Song Contest dabei, mit der großen Hoffnung, ein Ticket für den Eurovision Song Contest zu lösen. Und obwohl das Vorhaben letztendlich beide Male nicht von Erfolg gekrönt war, blickt Galleti unbeirrt weiter nach vorn und versucht es nun als Solo-Künstler bei der deutschen Casting-Show „The Voice of Germany“.
„Als der LSC kam und wir auch international plötzlich gepusht wurden, wusste ich, da geht noch was. Und ich bin mir selber noch was schuldig, ich habe noch eine Rechnung mit der Musik offen“, erklärt Andrea Galleti, der von Oktober 2023 an bis nach der One Last Time-Releaseparty im Februar 2025 beinahe andauernd im Rampenlicht stand. „Danach war mir dann fast ein bisschen langweilig“, lacht der Musiker im Interview mit dem „Luxemburger Wort“.
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Schon seit Langem habe er mit dem Gedanken gespielt, es noch einmal bei „The Voice of Germany“ zu versuchen, nachdem er vor zehn Jahren an den Vor-Castings gescheitert war. Bevor die Künstler vor der TV-Jury performen dürfen, müssen sie erst das Bewerbungsverfahren durchlaufen, was unter anderem ein Vor-Casting beinhaltet. „Nach der Release-Party vom One Last Time-Album war ich in Hamburg beim „König der Löwen“-Musical. Und nach so etwas bin ich immer voller Energie. Ich bin dann ins Hotel zurück und beim Herumzappen auf Werbung für „The Voice of Germany“ gelandet. Ich habe mich dann noch im Hotelbett dort beworben.“
Überraschende Begegnung
Wenig später darf Galleti bei den Vor-Castings in Berlin sein Talent unter Beweis stellen. „Es ist supercool, mit all diesen Talenten zu jammen“, erinnert er sich an die Erfahrung in der deutschen Hauptstadt. „Es wird unheimlich viel zusammengesessen, gejammt und gesungen. Und irgendwie pushen sich auch alle gegenseitig. Es gibt irgendwie kein richtiges Konkurrenzdenken. Und auch was die Organisation betrifft: Du hast nie das Gefühl, nicht willkommen oder nur eine Nummer zu sein. Die verstehen, dass du ohne die Show natürlich viel weniger Reichweite hast, aber dass sie ohne dich eben auch keine Show haben. Das merkt man und das ist wirklich schön.“
Fest steht: Andrea Galleti hat es in die sogenannten Blind Auditions geschafft, in welchen er der Jury bestehend aus Michi Beck und Smudo von den Fantastischen Vier, Schmuserocker Rea Garvey, Rapperin Shirin David und Songwriter Nico Santos gegenübertritt. Die Juroren sitzen jedoch zunächst von der Bühne abgewandt und hören nur die Stimme der Casting-Kandidaten. Wer überzeugt ist, drückt den Buzzer und der Stuhl dreht sich um. Je nachdem wie viele Juroren sich umdrehen, haben die Kandidaten die Wahl, zu wem sie letztlich ins Team möchten. „Ich werde mich nach Bauchgefühl entscheiden“, so Galleti.
Andrea Galleti hat beim Flug nach Berlin gemerkt, dass er nicht der einzige Luxemburger bei „The Voice of Germany“ ist. Foto: Christian Wilmes
Tatsächlich ist Andrea Galleti nicht der einzige Luxemburger, der es dieses Jahr bei „The Voice of Germany“ versucht. Die ehemalige „The Voice Belgium“-Kandidatin Eugénie Moine hat es ebenfalls in die Blind Auditions im Nachbarland geschafft. „Als wir nach Berlin mussten, war Eugénie am gleichen Gate wie ich“, erinnert sich Galleti, der die Luxemburgerin schon länger kennt. „Das Witzige war, dass wir ja nichts sagen durften. Sie fragte nur ganz überrascht ,Was machst du denn hier?‘ und ich habe dann gesagt, ich würde Urlaub in Berlin machen. Später im Flugzeug hat sie dann neben mir gesessen und gefragt, in welchem Hotel ich denn sei. Als ich ihr den Namen sagte, war es dann eigentlich klar, denn die Produktionsfirma hat natürlich alle Kandidaten in die gleiche Unterkunft gebucht.“
Fehler aus der Vergangenheit
Wann genau die Blind Auditions mit den beiden Luxemburgern ausgestrahlt werden, ist noch nicht offiziell. Mit seiner Band One Last Time soll es trotz seiner gerade an Fahrt aufnehmenden Solo-Karriere aber weitergehen. Es sei unter anderem eine Deutschland-Tour in Planung, auch werde an neuer Musik gearbeitet. Gleichzeitig genießt Andrea Galleti aber auch die Möglichkeit, ohne Band-Kontext Musik zu veröffentlichen. „Das ist eine Spielwiese für mich, wo ich persönlichere Themen behandeln kann. Ich bin genau derselbe Mensch wie in der Band. Ich habe dieselbe Stimme, denselben dummen Humor, ich trage sozusagen nur andere Kleider.“
Im Februar 2025 feierte Galletis Band One Last Time ihre Album Release Party in der Rockhal in Esch. Foto: Jil Zago
Als das Gespräch am Ende auf seine aktuelle Solo-Nummer „One Step Closer“ kommt, wird Galleti nachdenklich. „In dem Song geht es darum, ob man alles richtig gemacht hat oder ob manches hätte anders sein können. Als wir damals mit meiner Band Diario unter anderem Silbermond supportet haben, hatte ich diese arrogante Art und Weise zu denken, dass das nächstes Jahr meine Halle ist. Diese Einstellung tut mir heute Leid. Ich habe nicht richtig genossen, was ich damals hatte. Ich habe definitiv Fehler gemacht. Hätte ich damals so Gas gegeben, wie ich das heute mache, hätten wir es vielleicht damals geschafft. Im Endeffekt hat es mich zu dem gemacht, der ich heute bin.