Künstliche Intelligenz hat in den vergangenen Jahren einen rasanten Einzug in fast alle Bereiche des öffentlichen Lebens gehalten – von der Wirtschaft über die Kultur bis in die privaten Alltagsroutinen. Nun betritt sie auch die Bühne der deutschen Politik.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hat heute den „Weimatar“ präsentiert – den ersten Avatar eines Regierungsmitglieds in der Bundesrepublik. Nach eigenen Worten sei er „kein Deepfake, sondern ein politisches Experiment“. Der Weimatar könne 100 Sprachen sprechen, ohne sich zu räuspern, und solle künftig als neues Werkzeug digitaler Kommunikation dienen.
„Der Weimatar macht deutlich: KI ist keine ferne Vision, sondern Realität. Wir müssen sie politisch prägen – auf Basis unserer demokratischen Werte“, betonte Weimer bei der Vorstellung.
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KI-Avatar Weimatar: Mehrsprachige Botschaften zu Zensur, Antisemitismus und Freundschaft
Schon sein erstes Video zeigt, wie weitreichend das Projekt gedacht ist. Der digitale Doppelgänger des Ministers greift gleich mehrere brisante Themen auf – und tut dies in verschiedenen Sprachen.
Auf Chinesisch prangert er die Zensur bei TikTok an, auf Niederländisch kritisiert er den Antisemitismus-Boykott der Stadt Gent. In polnischer Sprache wirbt er für die deutsch-polnische Freundschaft, während er auf Französisch die Bedeutung von Arte und der Deutschen Welle im Kampf gegen Desinformation hervorhebt.
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Künstliche Intelligenz: Zwischen kreativer Chance und Gefahr von Desinformation
Bei der Präsentation des Avatars beließ es Weimer nicht bei der technischen Demonstration. Er nutzte den Moment auch, um die doppelte Natur künstlicher Intelligenz zu unterstreichen. Einerseits eröffne sie neue Möglichkeiten für Kultur, Kreativität und Kommunikation. Andererseits berge sie Risiken, die nicht unterschätzt werden dürften: Deepfakes, Intransparenz und gezielte Desinformation könnten das Vertrauen in öffentliche Debatten nachhaltig erschüttern.
„Der Weimatar steht für eine faire KI, die Kreativität schützt und unsere demokratische Öffentlichkeit stärkt“, betonte der Kulturstaatsminister.

Weimatar in der Politik: Avatar als Sprachrohr und Arbeitshilfe
Der Weimatar soll nicht im Schaukasten verharren, sondern aktiv genutzt werden – nach außen wie nach innen. In den sozialen Medien kann der Avatar schnell und mehrsprachig auf aktuelle Debatten reagieren und so eine neue Form digitaler Öffentlichkeitsarbeit erproben. Zugleich soll er innerhalb des Ministeriums eingesetzt werden, etwa in Schulungsvideos, die Arbeitsabläufe vereinfachen und standardisieren. Damit wird der Avatar zu einer doppelten Figur: politisches Sprachrohr in der digitalen Öffentlichkeit und praktische Arbeitshilfe im Verwaltungsalltag.
mit epd