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Lithium wird für den Westen immer wichtiger. Aktuell ist Deutschland noch auf Zulieferer angewiesen. Das soll sich langfristig ändern.

Hannover – Die großen Industriestaaten suchen derzeit verstärkt nach Lithium. Sei es über Deals wie das Abkommen zwischen EU und Kanada oder der Ukraine und den USA oder über die Subventionierung eigener Hersteller: Die benötigten Mengen sind hoch. Deutschland ist aktuell noch abhängig von Zulieferern, aber das soll sich ändern. Im Oberrheintal unterstützt Deutschland bereits ein größeres Projekt. Jetzt soll eine weitere Quelle für den Lithiumabbau hinzukommen.

Mega-Vorkommen an Lithium in Deutschland gefunden – „wesentlicher Beitrag“ für Europas Versorgung

Hierbei geht es konkret um Neptune Energy, ein Unternehmen, das in Sachsen-Anhalt an einem Projekt zur Lithiumgewinnung arbeitet. Einer aktuellen Studie der internationalen Bewertungsfirma Sproule ERCE zufolge soll hier ein Ressourcenvorkommen von rund 43 Millionen Tonnen Lithiumkarbonatäquivalent liegen. Das würde bedeuten, dass das Gebiet zu einer der größten projektbezogenen Lithiumressourcen gehört – weltweit.

Ein Lithium-Werk in Chile.

Ein Lithium-Werk in Chile (Symbolfoto). Lithium wird für den Westen immer wichtiger. Aktuell ist Deutschland noch auf Zulieferer angewiesen. Das soll sich langfristig ändern. © IMAGO / Content Curation

„Die neuen Bewertungen unterstreichen das große Potenzial unserer Lizenzgebiete in Sachsen-Anhalt. Wir können damit einen wesentlichen Beitrag zur deutschen und europäischen Versorgung mit dem kritischen Rohstoff Lithium leisten“, zitierte das Magazin Vision Mobility dazu Dr. Andreas Scheck, den CEO von Neptune Energy.

Das Magazin stellt hierbei den Einsatz von Direct Lithium Extraction (DLE) aus Tiefenwasser in den Vordergrund. Verglichen mit klassischem Tagebau oder Verdunstungsbecken braucht das Verfahren eine geringere Fläche. Das Ziel dahinter: Lithium nur mit minimalem Eingriff in die Umwelt abzubauen. Sollte es langfristig gelingen, den Abbau auf industriellen Maßstab abzubauen, könne dieses Projekt Deutschland dabei helfen, seine Importabhängigkeiten zu verringern. Damit könnte das Land eine wichtige Rolle im europäischen Batteriemarkt einzunehmen.

Gegenüber dem MDR warnt Michael Schmidt von der Deutschen Rohstoffagentur jedoch, dass es noch nicht sicher sei, inwiefern diese Potenziale sich wirtschaftlich nutzen lassen.

Wofür brauchen wir Lithium – unverzichtbares Metall für die Elektromobilität

Dabei stellt sich die große Frage: Was ist Lithium und warum ist es so begehrt? Das Stichwort Batteriemarkt gibt bereits den Hinweis: Das Batteriesegment ist das wichtigste Einsatzfeld von Lithium. Das betrifft sowohl mobile Geräte (Smartphones oder Tablets) als auch – und das zunehmend – Elektroautos.

Das Verbrenner-Aus treibt die Nachfrage in diesem Rahmen drastisch an. Weil vor allem die westlichen Industrienationen und China ihren Verkehr immer weiter elektrifizieren, um bestimmte Klimaziele zu erreichen, wird Lithium immer beliebter. Laut dem Stromanbieter Energie Baden-Württemberg (EnBW) brauchen die Hersteller für Batterien von Elektroautos etwa zehn Kilogramm Lithium.

Ein Substitut gibt es dafür nicht. Das weißliche Metall ist heiß begehrt und kann dort, wo es derzeit eingesetzt wird, nicht ersetzt werden.

Lithium-Bedarf soll drastisch wachsen – aktuell bestehen Abhängigkeiten

Dabei gibt es jedoch zwei Probleme: Lithium kommt trotz einer relativen Häufigkeit in der Erdkruste nur selten in größeren Konzentrationen vor, die einen Abbau rechtfertigen würden. Und außerdem steigt der Bedarf derzeit enorm. Die Europäische Union geht davon aus, dass der Lithiumbedarf sich bis 2030 verzwölffachen soll – und bis 2050 soll er einundzwanzig Mal so hoch sein wie heute. Lithium steht neben vielen seltenen Erden auf der Liste der sogenannten kritischen Rohstoffe der EU.

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Das bedeutet im Klartext, dass ein immer höherer Bedarf von nur einer Handvoll Länder wirklich bedient wird. EnBW zufolge gehören Australien (88.000 Tonnen, 2024), Chile (49.000 Tonnen) und China (41.000 Tonnen) zu den größten Förderländern von Lithium. Innerhalb Europas ist die Förderung erst im Aufbau. Portugal zum Beispiel soll 2024 etwa 380 Tonnen abgebaut haben.

Deutschland unterstützt Rohstoff-Projekte – um Abhängigkeiten zu bekämpfen

Das Projekt in Sachsen-Anhalt ist dabei nur einer von mehreren Hoffnungsträgern, die in Deutschland derzeit wachsen. Der NDR hat zum Beispiel schon von Projekten in Norddeutschland berichtet, in Emden zum Beispiel ist ebenfalls schon eine Lithium-Raffinerie geplant. Diese soll Ende 2026 ihren Betrieb aufnehmen. Die Produktion soll nach Schätzungen den Batterie-Bedarf von rund 850.000 Elektroautos decken.

Im Rahmen des europäischen Critical Raw Materials Act unterstützt Deutschland derzeit Projekte, die dabei helfen sollen, die Rohstoffabhängigkeit der Bundesrepublik zu anderen Förderländern zu reduzieren. Neben Lithium stehen vor allem die sogenannten seltenen Erden im Mittelpunkt – hier hat China ein Monopol, das bereits zu Versorgungsengpässen geführt hat. Aktuell beschränkt China die Ausfuhr der wichtigen Rohstoffe.