Luftraumverletzungen durch Russland im Baltikum, in Polen und vielleicht auch in Dänemark. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass Russland nun Steuern erhöht, um den Ukraine-Krieg zu finanzieren. Mehr noch: Es kürzt die Ausgaben für Verteidigung. Brigadier Berthold Sandtner von der österreichischen Landesverteidigungsakademie und Russland-Ökonom Vasily Astrov im Gespräch mit der „Presse“.
Es scheint so gar nicht zusammenzupassen: Obwohl Russland im Ukraine-Krieg nicht recht vorankommt, testet es nun auch die NATO, indem es den Luftraum einzelner Mitgliedsländer verletzt. Und gleichzeitig geht es der russischen Wirtschaft alles andere als gut. Hohe Inflation, ein Leitzins von sagenhaften 17 Prozent und beinahe Stagnation. Das Problem ist inzwischen so groß, dass die Regierung die Steuern schon wieder erhöht – ja und nun auch die Militärausgaben kürzt. Eine Wende? Oder doch nur eine Mogelpackung?
Im „Presse“-Podcast zur russischen Wirtschaft geht Vasily Astrov, Russland-Experte des renommierten Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), dem neuen Budgetentwurf auf den Grund. „Putin kann sein früheres Versprechen, die Steuern nicht zu erhöhen, nicht mehr halten“, sagt er. Was die sinkenden Militärausgaben betrifft, so weist Astrov auf eine interessante Phase in der russischen Rüstungsproduktion hin.
„Flaute ist eingetreten“
Auch Brigadier Berthold Sandtner, Leiter des Instituts für Höhere Militärische Führung in der österreichischen Landesverteidigungsakademie, sieht Veränderungen im russischen Rüstungs- und Waffenbereich. Insbesondere bei so manchem militärischen Großgerät im Bereich der Artillerie oder im Bereich der Panzer „ist langsam eine Flaute eingetreten“, teilt Sandtner die Beobachtung der westlichen Militärs mit. Und erklärt, warum er es dennoch für unvernünftig hält, russische Flugzeuge bei einer Luftraumverletzung abzuschießen.