Europas Spitzenpolitiker zitterten vor Besuchen beim amerikanischen Präsidenten Donald Trump (79). Zum Beginn der zweiten Amtszeit von Trump befürchteten viele von ihnen, dass die USA Europa alleine stehen lassen könnten.

Jetzt sagt ausgerechnet der frühere Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg (66): „Trump hat geholfen, die Nato stärker zu machen.“

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Von 2014 bis 2024 war Stoltenberg der Chef-Organisator der Nato. Sein Hauptjob: die Mitgliedsländer zusammenhalten, keinen Streit ausbrechen lassen. Über seine zehn Jahre hat Stoltenberg ein Buch geschrieben: „Auf meinem Posten. In Kriegszeiten an der Spitze der Nato.“

Die deutsche Übersetzung stellte er auf der Frankfurter Buchmesse vor. In einem Gespräch mit Mathias Döpfner, dem Vorstandsvorsitzenden von Axel Springer, sprach er über seine Begegnungen mit Trump und erklärte, warum die Nato durch Trump stärker geworden sei.

Stoltenberg im Gespräch mit Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner auf der Frankfurter Buchmesse. Es ging um Stoltenbergs Buch „Auf meinem Posten“. Der Norweger war von 2014 bis 2024 NATO-Chef

Stoltenberg im Gespräch mit Axel-Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner auf der Frankfurter Buchmesse. Es ging um Stoltenbergs Buch „Auf meinem Posten“. Der Norweger war von 2014 bis 2024 Nato-Chef

Foto: Peter Hartenfelser

„Er hatte einen schwierigen Start 2017, als er die Nato als Bündnis infrage stellte“, meinte Stoltenberg. Nach einem dramatischen Gipfel 2018 habe er sein Verhalten geändert. Grund: Die Verbündeten hatten ihm wenigstens versprochen, mehr in Verteidigung investieren zu wollen. Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte habe Trump damit geködert, dass die Staaten wegen Trump doch schon 33 Milliarden Euro mehr ausgegeben hätten.

Stoltenberg in Frankfurt: „Er hat danach nur noch einzelne Nato-Mitglieder kritisiert, nicht mehr das ganze Bündnis.“

Mittendrin: Stoltenberg beim NATO-Gipfel 2017 mit Donald Trump, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel

Mittendrin: Stoltenberg beim NATO-Gipfel 2017 mit Donald Trump, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel

Foto: REUTERS

„Und“, hob Stoltenberg heraus, „bei den Verteidigungsausgaben hatte er recht“. Das hätten die Präsidenten Barack Obama und Joe Biden ebenso gefordert. „Trump drückt sich nur etwas deutlicher aus.“

„Werden mit Russland reden müssen“

Stoltenberg unterstützt auch das angekündigte Treffen von Trump mit dem Kreml-Herrscher und Kriegstreiber Wladimir Putin (73) in Budapest. „Wir werden irgendwann mit Russland reden müssen“, sagt Stoltenberg. „Es ist ein Nachbar.“

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Die Frage sei nur, „worüber sprechen wir, und mit welchen Prinzipien führen wir ein solches Gespräch“. Wenn das Bündnis aus einer Position der Stärke mit Putin rede, sei das zu befürworten.

Gleichzeitig müsse klar sein: „Nichts darf über die Ukraine besprochen werden ohne die Ukraine.“ Zwischen 2014 und 2022 habe das westliche Bündnis viel zu lange gezögert, die Ukraine zu unterstützen, räumt Stoltenberg ein. Die russische Invasion 2022 sei der „dunkelste Moment“ seiner Zeit als Generalsekretär gewesen.

Jens Stoltenberg (66) hat ein Buch über seine Zeit als Nato-Generalsekretär geschrieben

Jens Stoltenberg (66) hat ein Buch über seine Zeit als Nato-Generalsekretär geschrieben

Foto: IMAGO/Hartenfelser

Deshalb gilt für ihn heute auch: Nur mit Stärke sei Putin zu bezwingen. „Der einzige Weg, einen dauerhaften Frieden in der Ukraine zu erreichen, ist es, Putin davon zu überzeugen, dass er nicht auf dem Schlachtfeld gewinnen kann.“