Publiziert26. Oktober 2025, 16:54
Grenzgänger-Regeln: Homeoffice bremst Luxemburgs Attraktivität für Fachkräfte
Homeoffice ist in Europa längst Standard – nur Luxemburg hinkt hinterher. Strenge Steuer- und Sozialregeln für Grenzgänger bremsen die Flexibilität.


In Luxemburg bleiben die Möglichkeiten für Homeoffice begrenzt.
Shutterstock (Smybolbild)
Kaum ein Phänomen hat die Arbeitswelt so nachhaltig verändert wie die Telearbeit. Was während der Pandemie aus der Not geboren wurde, ist in vielen Branchen längst zum Standard geworden, vor allem auf den großen europäischen Finanzplätzen. Homeoffice gilt heute als entscheidender Faktor, um hochqualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Doch ausgerechnet hier hat Luxemburg ein strukturelles Problem.
Luxemburgs Arbeitsmarkt stützt sich stark auf Grenzgänger – und genau das schränkt die Möglichkeiten beim Homeoffice massiv ein. Denn für die Beschäftigten aus Frankreich, Belgien und Deutschland gelten enge steuerliche und soziale Grenzen:
Wer mehr als 34 Tage pro Jahr von zu Hause aus arbeitet, muss einen Teil seiner Steuern im Wohnsitzland zahlen.
Ab mehr als 50 Prozent Telearbeit verliert man die Zugehörigkeit zur luxemburgischen Sozialversicherung.
Für Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister bedeutet das: Selbst wenn sie es wollten, könnten sie ihren Mitarbeitenden kaum großzügige Homeoffice-Regelungen anbieten. Sonst drohen Ungleichgewichte zwischen Grenzgängern und in Luxemburg wohnhaften Angestellten.
«Ich hätte gern in Luxemburg gearbeitet, aber mit drei Tagen Homeoffice pro Woche weiß ich, dass mir dort keine Bank dasselbe bieten kann», sagt Sarah, Angestellte eines großen Pariser Finanzhauses. So verliert der Standort Luxemburg im Wettbewerb mit Städten wie Frankfurt, Amsterdam oder Paris an Attraktivität.
Generation Z hat andere Prioritäten
Diese Entwicklung spürt auch Carlo Thelen, Generaldirektor der Handelskammer. Er beobachtet seit einiger Zeit, dass das Wachstum bei der Zahl der Grenzgänger langsamer wird. «Das ist deutlich zu sehen», sagt er. Die junge Generation lege mehr Wert auf Lebensqualität und Flexibilität.
Gerade die Generation Z betrachtet Telearbeit nicht mehr als Bonus, sondern als Grundvoraussetzung. Wer heute einen Studienabschluss hat und international mobil ist, vergleicht Standorte nicht mehr nur nach Gehalt oder Karrierechancen, sondern auch nach Lebensrhythmus. Und da schneidet Luxemburg derzeit schlechter ab.
Trotzdem warnt Thelen davor, die Telearbeit zum alleinigen Schlüsselproblem zu erklären. «Sie ist nicht das Alpha und Omega der Standortattraktivität», sagt er, fordert aber politische Lösungen.
Konkret müsse Luxemburg an den bilateralen Steuer- und Sozialabkommen arbeiten. Eine Option wäre, dass Grenzgänger künftig zusätzliche Homeoffice-Tage deklarieren dürfen, ähnlich wie es Frankreich bereits vor drei Jahren ermöglicht hat. Für viele Arbeitnehmer würde das steuerlich keinen großen Unterschied machen, die Regelung würde aber mehr Flexibilität schaffen. Für Carlo Thelen ist das Ziel klar: «Wir brauchen ein flexibleres Umfeld und ein gutes Gleichgewicht zwischen den Interessen.»
Abonniere unseren Kanal, aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine News-Übersicht sowie spannende Storys und Unterhaltung zum Feierabend.