Nach dem mutmaßlichen Massaker bei der Einnahme der sudanesischen Großstadt Al-Faschir durch die paramilitärische Miliz RSF (Rapid Support Forces) fordert das UN-Menschenrechtsbüro, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Das Büro teilte mit, dass es Zeugenberichte über Massenerschießungen, Massenvergewaltigungen, Angriffe auf humanitäre Helfer und Entführungen erhalten habe. Die Berichte stammen demnach von Menschen, die zu Fuß ins 70 Kilometer von Al-Faschir entfernte Tawila geflohen seien.
Es brauche eine sofortige unabhängige Untersuchung der Verstöße gegen das Völkerrecht, heißt es in der Mitteilung. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk forderte von Staaten, die Einfluss auf die Konfliktparteien im sudanesischen Bürgerkrieg haben, dringend zu handeln. Waffenlieferungen in das Gebiet müssten gestoppt werden.
Die RSF-Miliz hatte Al-Faschir am vergangenen Wochenende nach 18 Monaten Belagerung erobert, die sudanesische Armee zog sich zurück. Al-Faschir war die letzte Großstadt in der Region Darfur, die die Armee noch kontrolliert hatte.
Berichte über Massenvergewaltigung unter Waffeneinsatz
Wie zuvor schon die Weltgesundheitsorganisation (WHO), berichtet auch das UN-Menschenrechtsbüro darüber, dass in einer Geburtsklinik Patienten getötet worden sein sollen. Die WHO geht von 460 Toten aus, die RSF hatte die massenhaften Tötungen in der Klinik bestritten. Weiter heißt es in der Mitteilung des Büros, dass Partner von Hilfsorganisationen berichtet hätten, dass mindestens 25 Frauen von RSF-Kräften in einer Hilfsunterkunft unter Waffeneinsatz vergewaltigt worden seien.
Das UN-Menschenrechtsbüro schätzt, dass Hunderte Zivilisten beim Angriff der RSF-Milizen getötet wurden. Das sudanesische Ärztenetzwerk spricht von einem Genozid und mindestens 1.500 getöteten Zivilisten. Expertinnen und Experten der US-Universität Yale dokumentierten unter anderem auf der Grundlage von
Satellitenbildern Hinweise auf Massentötungen.
Bei dem vor mehr als zwei Jahren entbrannten Konflikt stehen
sich die Armee von Militärherrscher Burhan und die RSF-Miliz seines
früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo gegenüber. Bei den Kämpfen
wurden seit April 2023 zehntausende Menschen getötet, rund zwölf
Millionen Menschen mussten aus ihren Heimatregionen fliehen. In dem
ostafrikanischen Land herrscht nach Einschätzung der UNO die schwerste
humanitäre Krise der Welt.
Sudan:
Nun droht ein Völkermord mit Ansage
Alternativer Nobelpreis:
Wenn man sich anstrengt, gibt es selbst in der Hölle eine gute Suppe