Nato-Generalsekretär Mark Rutte hat angekündigt, dass das Verteidigungsbündnis seine nuklearen Fähigkeiten künftig stärker betonen will, um der „gefährlichen und rücksichtslosen nuklearen Rhetorik“ Russlands etwas entgegenzusetzen. „Unsere Bevölkerungen müssen wissen, dass kein Grund zur Panik besteht, da die Nato über eine starke nukleare Abschreckung verfügt, um den Frieden zu bewahren“, sagte Rutte der Welt am Sonntag.

Der Kreml hatte in den vergangenen Monaten immer wieder das Potenzial der russischen Atomwaffen herausgestellt, wohl auch um den Westen an einer stärkeren Unterstützung der Ukraine zu hindern. Rutte betonte nun, die nukleare Abschreckung der Nato sei „die ultimative Garantie für unsere Sicherheit“. Sie müsse glaubwürdig, sicher und wirksam bleiben.

Russlands Präsident Wladimir Putin müsse wissen, „dass ein Atomkrieg niemals gewonnen werden kann und niemals geführt werden darf“, so Rutte. Eine kürzlich durchgeführte Nato-Atomübung sei erfolgreich gewesen und habe allen Gegnern signalisiert, dass die Allianz alle Bündnispartner vor allen Bedrohungen schützen könne.

Derzeit verfügen die USA, Frankreich und Großbritannien als Nato-Staaten über Atomwaffen. Russland ist laut Schätzungen mit über 5.500 Sprengköpfen die größte Atommacht der Welt, gefolgt von den USA mit rund 5.000 Atomwaffen.

Ukraine meldet schwere Kämpfe um Pokrowsk

Derweil toben im Osten der Ukraine weiter heftige Kämpfe. Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete, dass sich laut Militärangaben 314 russische Soldaten in der Stadt Pokrowsk in der Region Donezk befinden. In den letzten drei Tagen habe es dort 220 Angriffe gegeben. Der Druck an dieser Front bleibe sehr hoch.

Die ukrainischen Luftlandetruppen erklärten, die russischen Truppen hätten ihre Aktivität in der Stadt reduziert, während sie auf Verstärkung warteten. Die Verteidiger führten Such- und Zerstörungseinsätze durch, um die Russen aufzuspüren und auszuschalten. Auch Drohnen, Spezialeinheiten, Geheimdienst, Nationalgarde und Polizei seien im Einsatz.

Die Russen versuchten, eine Logistik durch die südlichen Außenbezirke von Pokrowsk aufzubauen, was die Ukraine aber verhindert habe. Auch Versuche, getarnt als Zivilisten in die Siedlung Hryschyne einzudringen, seien zurückgeschlagen worden.

Bundeswehr-General sieht Ukraine-Krieg als „Lehrer“

Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, bezeichnete den Krieg in der Ukraine derweil als „Lehrer“ für Deutschland. Die Erfahrungen würden genutzt, um eigene Verteidigungsstrategien zu entwickeln.

Russland habe sich in seinen Erwartungen eines schnellen Sieges verkalkuliert, so Breuer auf einer Bundeswehr-Tagung laut ntv. Es sei wichtig, „zu verhindern, dass Russland sich ein weiteres Mal so verkalkuliert“. Russland dürfe nie glauben, einen Krieg gegen die Nato gewinnen zu können.

Dies werde 2029 gelten, „wenn das, was bereits begonnen wurde, Wirkung zeigt“, und auch 2039, „wenn wir unsere Streitkräfte umstrukturieren und unsere Kräfte und Mittel integrieren und effektiv einsetzen“, sagte Breuer.