Analysten der Nato haben offenbar vor einer steigenden Gefahr durch die Modernisierung russischer Nuklearwaffen gewarnt. Dies berichtete die Welt unter Berufung auf ein als „Geheim“ eingestuftes Papier des Militärbündnisses.

Experten analysierten darin das neuere Waffenarsenal der sogenannten Strategischen Kernwaffenkräfte Russlands. Dabei geht es unter anderem geht es um den nuklearangetriebenen Marschflugkörper „Burewestnik“ („Sturmvogel“).

Nato-Experten in Sorge über Russlands Raketen und U-Boote

Russland hatte bereits vor mehr als zehn Jahren mit der Entwicklung begonnen, Tests 2018 und 2019 liefen laut westlicher Nachrichtendienste zunächst mit bescheidenem Ergebnis.

Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte jedoch zuletzt in einer Rede, die Entwicklung sei abgeschlossen. 14.000 Kilometer habe „Burewestnik“ bei einem Test zurückgelegt. Dem Nato-Papier zufolge ist der Marschflugkörper mehr als 900 Kilometer pro Stunde schnell. Er sei hochgradig manövrierbar, habe eine hohe Reichweite und sei von mobilen Systemen aus startklar. Er könnte lange Umwege, beispielsweise über den Nordpol, fliegen und so die Nato-Flugabwehr umgehen. Die Experten warnen, dass der Marschflugkörper in nur zwei bis drei Jahren einsatzbereit sein könnte.

Weiter beschäftigten sich die Experten der Nato auch mit einer neuen mobilen Mittelstreckenrakete der Russen, der SS-X-28 Oreshnik. In Alarmbereitschaft setzt die Experten dem Bericht zufolge die Reichweite, die bis zu 5500 Kilometer beträgt, sowie der Gefechtskopf, der mit unterschiedlicher Munition (auch nuklear) bestückt werden kann. „Die Fähigkeit, überall in Europa Ziele anzugreifen und die Mobilität der Abschussvorrichtung ermöglichen eine hohe Überlebensrate. Die Unklarheit der Sprengköpfe stellt die Nato vor Herausforderungen im Bereich der Verteidigung“, soll es in dem Papier heißen.

Nato-Generalsekretär Rutte setzt auf Abschreckungen gegen Russland

Auch die U-Boote des Typs Poseidon, die voraussichtlich bis 2030 einsatzbereit seien, bereiten den Experten Sorgen. Diese haben laut des Papiers eine extreme Reichweite und seien wahrscheinlich konzipiert worden, „Marinestützpunkte, Häfen und Küstenstädte im Pazifik, an der US-Ostküste, in Großbritannien und Frankreich zu zerstören“. Sie seien, heißt es, „schwer zu entdecken und anzugreifen, wenn sie in tiefem Gewässer sind“.

Vor wenigen Tagen betonte Nato-Generalsekretär Mark Rutte, dass das Verteidigungsbündnis seine nuklearen Fähigkeiten künftig stärker betonen will, um der „gefährlichen und rücksichtslosen nuklearen Rhetorik“ Russlands etwas entgegenzusetzen. Der Kreml hatte in den vergangenen Monaten immer wieder das Potenzial der russischen Atomwaffen herausgestellt, wohl auch um den Westen an einer stärkeren Unterstützung der Ukraine zu hindern. Rutte betonte nun, die nukleare Abschreckung der Nato sei „die ultimative Garantie für unsere Sicherheit“. Sie müsse glaubwürdig, sicher und wirksam bleiben.

Derzeit verfügen die USA, Frankreich und Großbritannien als Nato-Staaten über Atomwaffen. Russland ist laut Schätzungen mit über 5500 Sprengköpfen die größte Atommacht der Welt, gefolgt von den USA mit rund 5000 Atomwaffen. Am Freitag gaben die französischen Behörden erstmals einen Einblick in die neueste Version der nuklear bewaffneten Marschflugkörper vom Typ Air-Sol Moyenne Portee. Offizielle Stellen in Frankreich bestätigten außerdem, dass die Variante ASMPA-Renove (ASMPA-R) nun bei der französischen Marine im Einsatz ist.